Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
Nacht verbrachten wir mit Layla im Hotel. Wir lagen im Bett und sie in ihrem Käfig, aber als wir dann am Morgen ihre Käfigtür öffneten, machte Layla einen Sprung auf unser Bett. Sie legte sich zwischen uns, drehte sich auf den Rücken und ließ sich von uns ihren Bauch kraulen. Es war ein unendlich großes Vertrauen, das sie uns in der kurzen Zeit entgegenbrachte, und wir waren darüber sehr glücklich.
Die Reise verlief gut und schnell hatte Layla sich in ihrem neuen Zuhause eingelebt. Zu schnell, denn wir hatten Mühe mit ihrem Temperament Schritt zu halten. Es war eine große Umstellung, denn die Hündin war das absolute Gegenteil von Picasso. Sie spielte, tobte, sprang in den Pool und war voller Energie und Leben. Und sie war schlau! Nun hatte ich meinen Polizeihund Rex oder „Rexine“, ihre Vorfahren hatten fast alle für die Polizei gearbeitet. Dass es keine leichte Aufgabe war, sie ständig zu fordern, wurde mir erst später bewusst.
Jeden Tag mussten wir aufs Neue beweisen, dass wir schlauer waren als sie und das kam oft einem Kraftakt gleich. Wenn wir mal die Zügel lockerten, mussten wir auch gleich die Rechnung dafür bezahlen. Und eine Rechnung kam uns ganz schön teuer zu stehen. Gerade waren wir stolze Besitzer eines neuen Fotoapparates und hatten den ganzen Tag damit gespielt. Spät am Abend waren wir hungrig und wollten nur ganz schnell raus, um uns eine Portion Pommes nach Hause zu holen. Layla schlief tief und fest. Um sie nicht zu wecken, schlichen wir uns leise aus dem Haus. Doch als wir nach einer Viertelstunde wieder zurückkamen, erwartete uns eine böse Überraschung.
Der Inhalt des Mülleimers war gleichmäßig über den Boden verteilt, der Wäschekorb war in Einzelteile zerlegt und unsere besten Sachen lagen angeknabbert verstreut im Raum. Das Toilettenpapier lag wie Schneeflocken zerfetzt auf dem Fußboden, die Bettdecke war runtergerissen und die Kissen angeknabbert. Alle erreichbaren Schuhe waren getestet und gleichzeitig unbrauchbar gemacht worden. Doch das Schlimmste war: Der neue Fotoapparat war ganz sorgfältig in alle Einzelteile zerlegt worden, auch das dazugehörige Ladegerät und die CD, doch diese warne nun sowieso nutzlos. Layla lag erschöpft in ihrem Bett und der Appetit auf die Pommes war uns vergangen. Das war ihr erstes und auch fast letztes großes Werk der Zerstörung. Es war Zeit das Ruder rumzureißen und ihr außer grenzenloser Liebe auch echte Grenzen aufzuzeigen. Mit liebevoller Konsequenz, viel Geduld und Ausdauer arbeiteten wir nun jeden Tag mit ihr. Layla war kein verträumter, mexikanischer Hund, der am Liebsten dösend im Schatten liegt, sondern sie wollte etwas tun. Arbeiten, ihren Kopf gebrauchen, springen, toben und laufen. Noch heute versucht sie manchmal etwas schlauer zu sein als wir, aber dann wird sie von uns überlistet. Ja, diese Hündin war eine echte Herausforderung und sie kostete oft viel Mühe. Trotzdem war es ein wunderbares Gefühl, wieder mit einem Hund zusammenzuleben.
Kapitel 34
Manchmal war ich durch Layla so erschöpft, dass ich abends in den Garten ging, um an Picassos Grab mit ihm Zwiesprache zu halten. Dabei hatte ich auch neue Sorgen. Seit Picassos Tod geschahen fast jede Nacht merkwürdige Dinge um unser Haus herum, die wir uns nicht erklären konnten. Mehrmals wurde das Schloss der Garage aufgebrochen und immer fehlten ein paar Dinge. Mal war es die Säge, dann ein Messer und eine Schere. Keine wirklich wertvollen Dinge, aber es wurde eingebrochen und wir hatten ein mulmiges Gefühl. Auch die größeren Schlösser und Ketten, die wir angebracht hatten, schreckten den Dieb nicht zurück. Die Anzahl der wilden Katzen in der Garage wurde auch immer geringer und oft entdeckten wir morgens Blutspuren auf den Steinen. Es wurde immer unheimlicher und wir hatten keine Ahnung, wer dort ständig sein Unwesen trieb und warum er das tat.
Eines Morgens war der Höhepunkt des Grauens erreicht. Unser kleiner Hase, der im Garten sein Gehege hatte, war nicht mehr da. Es lagen nur noch die abgeschnittenen Ohren und sein herausgerissenes Herz in der Mitte des Stalls. Ich bekam eine Gänsehaut und mein erster Gedanke war: „Das ist Voodoo und soll für uns ein Zeichen sein, das wir ernst nehmen sollten.“ Aber wer tut so etwas und warum tut er es bei uns. Wir hatten keine Feinde und waren uns keiner Schuld bewusst, warum sich jemand an uns rächen sollte. Das ergab alles
Weitere Kostenlose Bücher