Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
"Hunter hätte dich nicht gehen lassen dürfen! Er wusste wie
gefährlich seine Brut ist!"
Ich riss die Augen
auf, obwohl ich nichts sah. Hatte er Panthera gerade Brut genannt? "Lucien,
er hat mich gewarnt. Er wollte mitkommen. Aber ich bin mit dem Duft von
Gestaltwandlern nicht vertraut. Ich konnte sie nicht riechen, wenn mir Hunter
und die anderen gefolgt wären. Er meinte, ich solle sie nur ausfindig machen
und dann zurückkommen. Aber du kennst mich ja. Ich war so nah am Ziel, ich
konnte sie nicht einfach dort lassen." Ich lehnte mich vor und küsste
seine Schulter. "Und nenn sie bitte nicht Brut!"
"Du hättest
zurückkommen sollen. Du hättest Iljas Bescheid geben sollen!"
Es wäre sinnlos
gewesen, ihm zu widersprechen. "Ich weiß!"
"Wo hast du sie
überhaupt gefunden?"
"Im Zoo!"
"Im Zoo? Wie
bist du da rein gekommen?"
"Ich bin
eingebrochen! Und hab auch noch ein Motorrad gestohlen!", fügte ich etwas
beschämt hinzu. "Und eine Jacke!"
"Jetzt hab ich
also nicht nur eine Kriegerin und ein stures Frauenzimmer am Hals, sondern auch
noch eine Einbrecherin und Diebin!", sagte er sanft und gespielt
erschüttert.
Ich boxte gegen
seine Schulter und stöhnte sofort auf, als ein stechender Schmerz durch meinen
Arm floss.
"Warum hab ich
immer noch Schmerzen?", fragte ich etwas verwundert über meinen Zustand
nach einer Woche.
"Deine Wunde
ist noch nicht ganz verheilt. Etwas Gift ist noch in deiner Blutbahn und wird
erst nach und nach heraus befördert."
"Was meinst du
mit heraus befördert?"
"Deine Wunde an
der Schulter ist noch offen. Mit jedem Mal wenn du Blut trinkst, kommt etwas
Gift aus dir heraus."
Ich schwieg und
dachte über seine Erklärung nach. Jedesmal wenn ich Bluttrinke? Aber ich war
doch bewusstlos, ich habe seit langem kein Blut mehr getrunken. Ich befühlte
meine Schulter und spürte einen dicken Verband, der etwas durchnässt war.
"Kannst du
Licht machen? Ich möchte etwas sehen."
"Es tut deinen
Augen nicht gut!"
"Lucien, wenn
ich meine Augen so einstelle, dass ich im Dunkeln sehe, dann wird ihnen das
auch nicht gut tun. Also entweder Licht oder Nachtsicht!"
Sein Seufzer verriet
meine Sturheit. "Also gut, schließe sie!"
Ich tat wie er sagte
und schloss sie fest. Ich spürte, wie er aufstand und sein fehlendes Gewicht
die Matratze etwas anhob. Dann hörte ich ein leises Klicken und das Rascheln
von Stoff.
Als nächstes senkte
sich die Matratze zu meiner anderen Seite und Lucien berührte mein Gesicht.
"So jetzt langsam aufmachen."
Ich blinzelte und
obwohl das Licht der Leselampe durch ein Tuch, das er darüber gehängt hatte,
gedämpft wurde, stach es in meinen Pupillen.
Nur langsam gewöhnte
ich mich an den matten Schein, der den Raum in düstere Umrisse hüllte.
Lucien war über mich
gebeugt und schützte mich mit seinem massigen Oberkörper zusätzlich vor dem
Lichteinfall. Seine Stirn war in Falten gelegt und seine Gesichtszüge wirkten
besorgt, doch seine Augen strahlten voller Zuneigung.
Mühsam hob ich einen
Arm und strich mit meinen Fingerspitzen über seine Schläfe und Wangen bis zu
seinen Lippen.
"Ich habe dich
vermisst!", flüsterte ich und hatte den letzten Augenblick in Erinnerung,
als wir im Streit auseinandergingen. Wobei mir der Gedanke, dass Asron immer
noch in einer kleinen Zelle in seinem eigenen Haus war, Kummer bereitete.
"Ich hab dich
die ganze Zeit in Trance versetzt, du kannst mich nicht vermisst haben.",
sagte er sanft. Seine Lippen formten jedoch ein kleines Lächeln.
"Vorher!",
sagte ich und strich erneut über seine Unterlippe.
"Du hattest
recht!", meinte er und legte seine Hand auf die meine. "Ich habe
Asron freigelassen und mich bei ihm…"
"Du hast ihn freigelassen?",
fragte ich verwundert.
"Ja, gleich
nachdem du mit Iljas zurückgeflogen bist. Deine Worte haben mir zu denken
gegeben…", gab er etwas klein zu.
Ich ließ ihn nicht
ausreden sondern nahm sein Gesicht in beide Hände und zog ihn näher zu mir.
"Du bist ein wundervoller Mann.", flüsterte ich und legte meine
Lippen sanft auf seine.
Ein leises Seufzen
trat aus seiner Kehle, als ich mich wieder gelöst hatte.
"Nein Mia. Du
machst mich zu dem der ich jetzt bin. Nur du!" Sein Blick war aufrichtig
und seine Worte berührten meine Seele.
Wieder einmal wurde
mir klar, wie sehr ich diesen Mann liebte, wie sehr ich ihn brauchte und wie
oft ich ihn nun schon verletzt, oder ihm Sorgen bereitet hatte. Und
zwangsläufig fragte ich mich, ob er nicht etwas Besseres verdient hatte
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