Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
so jung." Sie seufzte theatralisch. "Und
Lucien ist schon so erfahren in allen Lebenslagen." Ihr strahlendes
Gesicht bei den letzten Worten ließ darauf schließen, dass sie die Erfahrung in
nur einer Lebenslage meinte und zwar in der Horizontalen.
Halt die Klappe!
Halt die Klappe! Halt die Klappe! Schrie ich innerlich und hielt mein Buch
umklammert, als könnte es mich davon abhalten, auf dieses Weibsstück
loszugehen. Sie will dich nur Provozieren, wenn du ihr jetzt deine Faust in ihr
Gesicht rammst, dann wäre das nicht nur kindisch, sie hätte auch gewonnen.
Aber wie es schien,
war sie nicht nur Blond sondern auch blöd, denn sie fuhr fort mit ihrem
Vortrag.
"Na ja, ich
muss schon zugeben, dass es nicht leicht ist, Lucien zufriedenzustellen."
Sie betrachtete ihre manikürten Fingernägel. "Obwohl ich, sagen wir mal,
reichlich Erfahrung in Sachen Männern habe, hat es schon mehrere Anläufe
gebraucht, um Luciens Vorlieben zu erkennen. Wir wissen ja beide, dass er eine
sehr dominante Seite hat, und wenn er diese nicht ausleben kann, dann kann er
doch recht ungemütlich werden. Und so wie ich ihn heute Morgen gesehen habe
..." Wieder schüttelte sie ihren Kopf, der immer mehr wie eine Zielscheibe
aussah. "Er schien recht angespannt! Findest du nicht auch? Und da dachte
ich mir, es muss wohl an eurem Sexleben liegen. Vielleicht glaubt er, seine
Begierde immer zügeln zu müssen..."
Ich hörte sie nicht
mehr. Denn in meinen Gedanken herrschte ein Wirbelsturm. Die Worte: seine
Begierde zügeln, verursachten einen Stich in meiner Magengegend. Ich wusste, dass
sich Lucien immer zurückhielt, nie seine Instinkte freien Lauf ließ, und die
Wut auf Natalie wurde mit dieser Feststellung, mit der sie ohne es zu wissen
voll ins Schwarze getroffen hatte, noch größer.
"Stimmt etwas
nicht, Mia. Du siehst so blass aus!"
Ich hatte meine
Augen fest zusammengepresst. Mut, Glaube, Selbstkontrolle…
"Na ja,
jedenfalls will ich nicht, dass es soweit kommt, dass du dir Sorgen machen
musst. Weil, das letzte Mal, als wir in der Stadt waren, da ... Na ja, du musst
wissen, wir waren da in dieser Bar ... Chicago hat ja so viele attraktive
Menschen ..."
Sie ließ immer die
halben Sätze in der Luft hängen, als wolle sie mir genügend Zeit geben, über
ihre Worte nachzudenken, mir einen eigenen Reim auf den Schluss ihrer Sätze zu
machen.
"Jedenfalls,
wir haben getanzt, getrunken und so ein bisschen rumgealbert, und da war dieser
heiße Typ ... ich konnte ihm einfach nicht wiederstehen, und Lucien, na ja, als
ich mit diesem Typen zugange war, da ... wie soll ich sagen ... spürte ich
Luciens gierige Blicke auf mir, ich roch seine Erregung" Sie beugte sich
etwas in meine Richtung, als wolle sie mir ein Geheimnis verraten. "was
mich natürlich selbst erregt hat, wenn du verstehst was ich meine, und da
dachte ich mir, ich mach dir einfach mal den Vorschlag, ihn ein bisschen
abzulenken. Weißt du, wenn du dem Zustimmen würdest, würde er das sicher
willkommen heißen, denn ..."
Nein, ich wusste es
nicht! Ich wusste nichts mehr! Denn ich konnte nicht mehr klar denken. Und so
passierte es, dass ich ohne darüber nachzudenken, plötzlich auf Natalie
landete, meine Hände ihren dünnen Hals umfingen und ich der Verlockung
zuzudrücken, nur schwerlich wiederstehen konnte.
Doch während ich in
ihre vor Angst aufgerissenen Augen starrte, und ihr erstickter Aufschrei mich
nicht zu erreichen schien, durchströmten mich ihre Gefühle, und hielten mich
davon ab, meine Daumen gegen ihren Kehlkopf zu drücken und ihr wirklich Schaden
zuzufügen.
"Du liebst ihn!?",
zischte ich und begriff erst jetzt, um was es hier wirklich ging.
Nun weiteten sich
ihre Augen noch mehr und ihr Blick wurde glasig. Ich spürte ihren Schmerz, der
von einer unerwiderten Liebe herrührte und den verbitterten Hass auf mich, weil
ich die Liebe des Mannes hatte, den sie begehrte.
"Ich glaube du
hast genug von dir gegeben, Natalie!" Ich nahm meine gesamte
Selbstkontrolle zusammen und ging von ihr runter.
Sie rappelte sich
mühsam auf und strich ihre Kleider glatt. Dann traf mich ihr hasserfüllter
Blick und ich dachte, dass das der erste Moment war, wo sie etwas von
Aufrichtigkeit mir gegenüber zeigte.
"Du hast ihn
nicht verdient!", zischte sie. "Du junge, dumme, unwissende Göre! Du
wirst ihn nie befriedigen. Du wirst ihm nie das geben können, was er
braucht."
Ihre Worte
verursachten einen erneuten Schmerz in meinem Herzen, doch diesmal war es mein
eigener. Ich
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