Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
verantwortlich war, mich
gefoltert hatte, meine Eltern tötete ... mein ganzes Leben zerstörte.
"Warum?",
fragte ich in die Stille. "Ich versteh es einfach nicht! Darien sagte, ich
sei der Schlüssel, um das Gleichgewicht, das Lucien zerstört hat, wieder
herzustellen. Er meinte, Lucien habe seinen Bruder verbannt, für einen Fehler,
den er nicht begannen hat. Was hat das zu bedeuten?"
"Seinen Zwillingsbruder,
um genau zu sein.", flüsterte Iljas.
"Zwillingsbruder?"
Er nickte. "Du
hast ihn gesehen. In deiner ersten Erinnerung. Du warst zu abgelenkt, um den
Umstand, dass du Lucien in seiner eigenen Erinnerung vor dir hast, in Frage zu
stellen, genauso wie dir der einzige Unterschied - das Tattoo auf der falschen
Körperseite -, nicht aufgefallen ist."
"Nicht nur,
dass dein Entschluss denen die Hoffnung nimmt, die deinen Schutz brauchen. Du
verrätst auch noch denjenigen, der dir am nächsten steht?"
" Finaje dasu
staret, sisal! ", flüsterte Iljas jene Worte in der Alten Sprache, an
die ich mich nicht mehr erinnern konnte. "Beende was du begonnen hast,
Bruder!"
Mein Kopf pochte,
denn in meinem Gehirn tobte ein Wirbelsturm, der drohte, meine Gedanken ins
absolute Chaos zu stürzen.
Irgendwie war alles
zu viel. Nicht mehr zu bewältigen! Es ging alles zu schnell, und es schien
fast, als wär ich irgendwo auf der Strecke geblieben. Als wäre ich mit dem
Tempo, das mein Leben angenommen hatte, einfach nicht mehr mitgekommen.
Hilfesuchend blickte
ich zu Iljas, während alle Behauptungen, die Darien vor seinem Tod in den Raum
gestellt hatte, durch meinen Kopf schwirrten.
"Ich weiß nicht
woher Darien diese Informationen hatte, doch er hat dir die Wahrheit
gesagt.", flüsterte er unheilvoll, bevor sein Blick in die Mitte der Halle
ging, wo kurz darauf Nicolai erschien.
Und er sah
schrecklich aus. Seine Kampfkleidung war zerschlissen, seine rechte
Gesichtshälfte blau, seine Haare von Schweiß und Blut getränkt und er roch nach
Tod - süß und bitter zugleich.
"Wo ist
Lucien?", stellte Iljas die Frage, die mir im Halse stecken blieb.
"Mit Blick auf
seine Eingeweide teleportiert es sich recht schlecht!", gab der Krieger
kühl von sich, bevor er meinen schmerzlichen Blick sah, und seine Augen kurz
aufblitzten. "Er wird wieder. Muss sich nur ein wenig ausruhen."
"Wisst ihr wo
Marian ist?"
Nicolais Augen
wurden schwarz. "Hat sich verzogen wie ein angepisstes Hündchen!"
"Wie sieht es
beim Orden aus?"
"Ohne Anführer
sind die Deadwalker nur ein Haufen voller Scheiße! Wir haben sie erledigt, bis
auf wenige die fliehen konnten. Caius wird wieder einen Bann über das Anwesen
legen, somit dürften sie sicher sein."
"Was ist mit
Gabe und ... meinen Männern?", brachte ich tonlos hervor.
Es entstand eine
kurze Pause, die ich nicht deuten konnte. Genauso wenig wie Nicolais
Gesichtsausdruck. "Stehen mehr oder weniger noch aufrecht.", gab er
schließlich von sich, und während ich meinen angehaltenen Atem entweichen ließ,
ging sein Blick zu Iljas ging. "Ich sage es nicht gerne, aber Marian ist
stark, zu stark, sogar für Lucien."
Seine Worte, obwohl
ich es selbst miterlebt hatte, beängstigten mich auf eine Weise, die mir das
Blut gefrieren ließ, bevor mein Denken einfach abschaltete.
Vielleicht war dies
ein Selbstschutz, ein Durchbrennen einer Sicherung, um sein Gehirn, das nicht
mehr fähig war, noch mehr Informationen aufzunehmen, vor Schaden zu schützen.
Denn irgendwie saß
ich nur da - unbeteiligt, abwesend -, und hörte nicht mehr, was Nicolai und
Iljas sprachen.
Längst vergessene
Worte drangen zu mir durch: Du musst dir das Leben wie einen Fluss
vorstellen. Er fließt unaufhörlich. Wir können ihn nicht stoppen, doch wir
können ihn lenken. Manche Entscheidungen sind so klein wie Kieselsteine und
beeinflussen den Lauf des Flusses nicht. Andere hingegen sind riesige
Felsbrocken und lenken den Fluss in eine andere Richtung.
Ein erstickter Laut
drang aus meiner Kehle, denn Zs einstige Worte erinnerten mich daran, dass mein
verkorkstes Leben, wortwörtlich den Bach runter ging, und das in rasantem
Tempo.
"Mia, wir
müssen los." Nicolai rüttelte leicht an meiner Schulter.
"Lass ihr noch
etwas Zeit!", hörte ich Iljas sagen, bevor sein besorgtes Gesicht in mein
Blickfeld rückte und er kurz meine Wange berührte. "Mia, ich weiß, dass du
es nicht für möglich glaubst, ich weiß, dass du an dir zweifelst, dass du das
Gefühl hast, dies alles nicht bewältigen zu können, aber das kannst du!"
Seine
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