Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
letzten Worte waren geschwängert mit Zuversicht, doch sie vermochte mich
nicht zu erreichen. "Folge deinem Herzen, denn es weist dir den Weg in der
Dunkelheit. Und vor allem, hör auf Dariens Worte!" Sein Griff an meiner
Schulter wurde fester. "Hör auf ihn, und erzähle niemanden davon, denn
Lucien wir es nicht zulassen. Doch du bist die einzige Hoffnung, dass er dies
lebend übersteht, auch wenn er daran zerbricht!"
Ich wollte mich an
Dariens Worte erinnern, doch irgendwie war ich nicht dazu im Stande, konnte nur
zusehen, wie Iljas mir hoffnungsvoll zunickte, Nicolai meinen Arm nahm, mich an
seine Brust zog, wo mir der Gestank von Tod fast den Magen umdrehte, bevor ich
in die Schwerelosigkeit geschickt wurde.
Sofort war Nicolai
kampfbereit, blickte sich um, während er meinen Körper mit dem seinem schützte.
Kalte Luft traf auf
meinen Rücken. Ein leichter Duft nach Meer stieg in meine Nase. "Wo sind
wir?"
"Zwischenstopp
Seattle. Ich muss mit Asron reden.", antwortete er und zog mich die Treppe
hoch ins Haus, wo er mich in der verlassenen Eingangshalle stehen ließ.
"Du wartest hier."
Ich nickte gehorsam
und sah zu, wie Nicolai davoneilte.
Eine Ewigkeit schien
es, bis meine Füße den Rasen überquert hatten, und sie schließlich vor dem
steinernen Eingang, der mich immer schon an ein Mausoleum erinnert hatte, Halt
machten.
"Was uns
verbindet ist unser aller Schicksal.", flüsterte ich, während meine Augen
über die goldenen Zeichen im Stein glitten, und ich mich fragte, warum die Tür
offen stand.
Stille umgab mich,
als ich die grobgehauenen Stufen nach unten stieg und mich Notreija -
die Halle des Schicksals -, mit nichts als Dunkelheit, willkommen hieß.
Wenn ein
schwarzer Krieger stirbt ,
flüsterte Asrons Stimme in meinem Kopf, kehrt seine Seele an diesen Ort
zurück. Die Seelen sind es, die Einblick in das Schicksal haben, und uns, durch
die Inschriften, einen Hinweis darauf geben, was sein könnte.
Das letzte Mal als
ich hier war, hatte ich sie gespürt. Eine seltsam anmutende Energie, die mich
anzog und gleichzeitig abstieß. Doch nun?
"Wo seid
ihr?", flüsterte ich in die Stille, woraufhin meine Worte wie ein
unheilbringendes Echo zu mir zurückkehrten, und die Hoffnungslosigkeit, die
darin mitschwang, mir einen Schauer über den Rücken schickte.
Völlig verstört
betrachtete ich die leere halbkugelförmige Decke, die nun nur ein polierter Stein
war, der den Eindruck hinterließ, nie Mehr gewesen zu sein.
Keine verschnörkelten
Schriftzüge. Keine Zeichen. Keine Hinweise!
Nur eine schwarze
trostlose Kuppel, deren glänzende Oberfläche, wie der Vorbote einer fehlenden
Zukunft anmutete.
Ich gab meiner
Schwäche nach und ließ mich auf die Knie fallen, um mit gesenktem Kopf meine
gesamte Existenz in Frage zu stellen.
Ich dachte an den
Moment, als ich auf dem Turm stand, wo die Tiefe des Nichts nach mir rief.
Hätte ich diesem Ruf nachgegeben, dann wäre es vielleicht nicht so weit
gekommen. Darien und Rosa wären vielleicht noch am Leben, denn ich wäre nicht
in den Orden gegangen und Marian hätte mich nicht gefunden. Ich würde keine
Gefahr darstellen. Wäre weder Luciens Hoffnung, noch seine Schwäche.
Ich würde nicht
unter der Last des Schicksals zusammenbrechen ... "Wäre ich doch
gesprungen!"
"Ich hätte dich
nie springen lassen!", ertönte Nicolais tiefe, vertraute Stimme.
"Ich weiß!",
flüsterte ich und blickte auf den steinernen Altar vor mir, dessen Zweck ich
nicht kannte. "Die Inschriften sind weg, und auch wenn ich nie an ihnen festhalten
wollte, kommt mir ihr Fehlen wie ein böses Ohmen vor!"
"Asron meint,
wir stehen an einem Wendepunkt. Er ist sich sicher, dass das Schicksal Zeichen
offenbart hat, jedoch nur denjenigen, die sie betreffen!"
Ich dachte an all
die verwirrenden Hinweise, an Souls Worte, die ich nicht aussprechen konnte, an
Dariens Schmerz, als er mir Sachen erzählte, von denen er wusste, dass er sie
nicht weitergeben dürfte.
"Mia, auch ohne
Zeichen ist die Zukunft unausweichlich!"
Unausweichlich,
dachte ich und spürte die warmen Tränen die über meine Wangen liefen.
"Es kommt mir
so vor, als würde es keine Zukunft geben, Nicolai?"
"Wir alle haben
schwache Momente, Mia. Du darfst nicht aufgeben! Du hast mir gezeigt, dass
manche Schwächen uns stärken, denn wer das Leid nicht kennt, weiß das Leben
nicht zu schätzen! Du hast mir gezeigt, dass wir nur fallen, um wieder
aufzustehen. Und nun sage ich dir: Gib nicht auf! Kämpfe! Kämpfe für dein
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