Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
keinen Wiederstand mehr leisten konnten. Schlächter, nannte man mich,
denn ich habe viele unseresgleichen getötet ... bis auf meinen Bruder."
Während ich
versuchte, Luciens zunehmendes Unbehagen zu ignorieren, ging er zum Fenster und
blickte in die Nacht. Ich erinnerte mich an unser Gespräch, damals in Chicago,
als er mich zum Essen ins Charme ausgeführt hatte. Ich erinnerte mich an seine
Nervosität und den Schmerz, die ihn auf meine simple Frage, wie er zum König
wurde, erfassten, und an seine Antwort: "König wurde ich, als ich den
ehemaligen König in einen Kampf besiegte."
"Es war die
Zeit der Kriege und der Krankheit.", fuhr er fort. "Pest und Cholera
wüteten im ganzen Land. Menschen starben wie Fliegen und auch Alexandria, unser
damaliger Aufenthaltsort, war nicht davor verschont geblieben. Doch seltsames
schien sich in der Stadt zuzutragen, denn immer häufiger fanden wir auf unseren
Patrouillen blutleere Leichen, deren Bissmale, fein säuberlich verschlossen
waren.
Die Menschen
begannen von dem Schwarzen Tod zu flüstern, als wäre er ihnen begegnet, als
wäre er ein leibhaftiges Wesen ... und dann sah ich ihn, ... meinen Bruder, ein
kleines Mädchen im Arm, nicht älter als sieben, vielleicht acht. Er wiegte den
leblosen Körper, während ihr Blut noch an seinen Lippen klebte..."
"Was hast du
getan?!", hörte ich Luciens Stimme in meinem Kopf und sah mich erschrocken um. Ich stand
in einer dunklen Gasse. Es stank nach Abwässer und Tod. Ratten huschten an mir
vorbei. Doch mein Blick lag auf dem Krieger, Luciens Ebenbild, der auf dem grob
gepflasterten Weg kniete und goldenes Haar aus einem jungen, blassen Gesicht
strich. "Du hast gemordet! Ein Kind! , flüsterte ich, und dennoch
waren es Luciens Worte, die ich sprach.
Tiefschwarze Augen
fixierten mich, bevor der Krieger mir gegenüber, das Mädchen sanft auf den
Boden bettete und sich zu seiner vollen Größe erhob. "Nein, sisal ,
ich habe erkannt was Gnade ist!"
"... lange habe
ich mit mir gehadert.", drang Luciens Stimme wieder an mein Ohr, während
ich mich zu orientieren versuchte. Den Schwindel vertrieb und auf einen Punkt
an der Wand starrte, als könne mich dieser in der Gegenwart halten.
"Doch
schließlich erkannte ich, dass er seinem Tun keinen Einhalt gebieten würde ...
und das war der Augenblick, als ich mein Schwert gegen ihn erhob, um dem ein
Ende zu setzten."
Ich rieb mir die
Brust, um die Kälte zu vertreiben, die Luciens Erzählung, zusammen mit seiner
Erinnerung in mir auslöste, während ich mich auf die Couch sinken ließ und
meine zitternden Hände unter meinen Oberschenkeln vergrub.
"Ich besiegte
ihn, doch ich hatte nicht die Kraft ihn zu töten! Also bin ich zu der
mächtigsten Zauberin gegangen, die mir bekannt war. Sie war eine Hohepriesterin
im Orden der Wächter." Er machte eine Pause, als wolle er mir Zeit geben,
seine Worte in mir aufzunehmen.
"Heute kommt es
mir vor, als hätte das Schicksal damals schon Streiche mit mir gespielt",
sagte er leise. "denn nun weiß ich, dass es deine Urgroßmutter war, die
ich aufsuchte."
Während ich an die
Frau in meiner Erinnerung dachte, die mir so vertraut vorkam, obwohl ich mir
doch sicher war, sie noch nie gesehen zu haben, drehte er sich langsam um und
suchte meinen Blick. Und als ich seine Augen sah und die Reue in seinem Inneren
spürte, wusste ich, dass er bereit war, mir seine Vergangenheit, seine
Geheimnisse offen zu legen.
"Ich bat sie,
Yunus mit einem Zauber zu belegen, der ihn für Ewig von dieser Welt fernhalten
würde. Doch sie erklärte mir, dass es für einen solchen Zauber keine Ewigkeit
gab, und dass ich einen Zeitpunkt, ein Geschehen, festlegen, einen Preis zahlen
und gleichzeitig ein Opfer bringen müsse, um so einen mächtigen Zauber wirken
zu lassen.
Also dachte ich über
ihre Worte nach und suchte nach einem Ereignis, von dem ich mir sicher war, dass
es nie eintreffen würde. "Er schüttelte seinen Kopf, als könne er seine
Tat noch immer nicht begreifen. "Meine Worte waren: Dann soll er so lange
gehalten werden, bis meine zweite Hälfte auf Erden wandelt, mich findet und mir
nicht nur ihre Seele, sondern auch ihr Herz öffnet! Doch dem noch nicht
genug", flüsterte er mit gebrochener Stimme, während sein Schmerz meinen
ganzen Körper zum Zittern brachte. "denn sie sagte: Somit ist dein Preis
dein Opfer. Die Liebe heißt Verzicht und wird bestimmen, zwischen des einen
Leben und des anderen Tod! Deine Hälfte einer Seele, für die eine Seele die
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