Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
zu
durchqueren. Und genauso kraftlos schienen ihre Schritte, als sie zögerlich
näher trat. "Mia?"
Mein Blick fiel auf
ihr wunderhübsches Gesicht, das ebenfalls von Tränen gezeichnet war, auf ihr
goldblondes Haar, das ansonsten den Locken eines Engels glich, nun jedoch wie
ein Trauervorhang von ihrem Kopf hing. Auf ihre zierliche Gestalt. Ihre
zitternden Hände.
Ich erinnerte mich
an unser erstes Zusammentreffen. Als sie von Deadwalkern in einer abgelegenen
Gasse in London in die Enge getrieben worden war. Sie hatte ihnen nichts
entgegensetzten können. Hatte um Gnade gefleht.
Kämpfe für dein
Leben! Kämpfe für die die zu liebst! Dein Weg ist lang und schmerzhaft, willst
du alle retten, denn der Preis misst sich an dem Ziel! Seelenfrieden für die
Deinen.
Ja, dachte ich, ich
würde alles tun, um die Meinen in Sicherheit zu wissen. Alles!
"Mia?",
fragte sie erneut, während sie vor mich trat und ihr sorgenvoller Blick den
meinen suchte.
"Wir müssen
jetzt stark sein, Lena!", flüsterte ich, streckte meine Hände nach ihr aus
und schloss sie in die Arme, wo sie bitterlich in Tränen ausbrach.
Ihre Angst und ihr
Leid flossen in schmerzhaften Wellen durch unsere Berührung in mich. Doch ich
ließ es zu! Hieß ihre Gefühle sogar willkommen. Denn sie stärkten meinen
Willen. Zeigten mir erneut, warum ich nicht aufgeben durfte. Warum ich alles
versuchen musste, um dem ein Ende zu setzten.
Egal was es mich
kosten würde!
"Wir müssen
jetzt stark sein!", wiederholte ich mit all der Überzeugung die ich
aufbringen konnte, bevor ich sie fester in die Arme schloss, ihr Nähe und Halt
geben wollte.
Doch im Grunde war
ich selbst auf der Suche nach Nähe, auf der Suche nach Halt, und meine eigenen
Worte galten mehr mir, als meinem Gegenüber.
Denn ich wusste,
dass ich so viel mehr als nur Stärke brauchte, um diese Katastrophe, die zu
gigantischen Ausmaßen anschwoll, zu überstehen.
Irgendwie.
32
Das heiße Wasser der
Dusche vermochte weder meinen Körper, noch mein Inneres zu wärmen. Zu
schrecklich war das Erlebte, zu mächtig all die Offenbarungen der letzten
Stunden und zu düster meine Gedanken.
Kaum hatte mich Lena
alleine gelassen, schien meine unbewusst auferlegte Maske der Gefasstheit, von
mir zu gleiten, und von meiner gepredigten Stärke, war nichts mehr geblieben.
Mein ganzer Körper
zitterte unter der Last des Verlustes, des Schmerzes und der Erkenntnis.
Ich hatte vor Augen,
wie Darien sich das Leben nahm. Wie Rosa, blutüberströmt in meinen Armen starb.
Rosa tot! Sie war
wie eine Mutter für mich gewesen. Liebevoll und fürsorglich! Und nun war sie
tot!
Wie konnte das nur
passieren? Wie konnte es soweit kommen?
Weil ich zu spät
gekommen bin, dachte ich voller Reue. Darien hatte gesagt, dass ich zu spät
war. Wäre ich früher gekommen, wären vielleicht alle noch am Leben.
Marian hat mich
gekennzeichnet! Ich habe ihn in den Orden geführt! Wenn ich auf Lucien gehört
hätte, und gar nicht hingegangen wäre, dann wäre der Orden noch sicher,
unbeschadet, und kein Schlachtfeld.
Ich hatte soviele in
Gefahr gebracht. So viele leben vernichtet.
Nicht mehr in der
Lage aufrecht zu stehen, ließ ich mich zu Boden gleiten, umschlang meine Knie
und gab dem Drang, zusammenzubrechen nach.
Erst als ich das
kalte Wasser auf meiner Haut wahrnahm, schienen meine Gedanken in die Realität
zuräckzukehren.
"Nicht Zeit
für trauern. Du müssen stark sein. Du müssen kämpfen. Du sein einzige
Hoffnung!" ,
hallte Rosas Stimme durch meinen Geist, bevor meine Faust auf die
eierschalfarbenen Fliesen traf.
"Das verdammte
Schicksal!" Es schien bereits mein ganzes Leben, wie eine übermächtige
Dunstglocke, über mir zu hängen, und nun hatte diese begonnen sich langsam zu
senken, meine Gedanken zu umnebeln, mir die Sicht zu trüben und meinen Verstand
zu rauben, und wenn ich keinen Ausweg finden würde, würde es mich ersticken.
Was uns
verbindet, ist unser aller Schicksal!
Nun verstand ich die
Inschrift, die mir einst sinnlos vorgekommen war. Denn das Leben war eine
Verkettung von Personen, Ereignissen, Entscheidungen, ... und alles hatte
Auswirkungen auf jeden, irgendwo, irgendwann, irgendwie.
Unbewusst rieb ich
über meine Brust, wo Luciens Schmerz immer noch brannte. Ein Schmerz der mit
Schuldgefühlen, Trauer und Reue gespickt war.
Bitte gib mir die
Chance, meinen Fehler wieder gut zu machen, ohne dich da mit hinein zu ziehen, hörte ich ihn sagen. Ironie des
Schicksals, dachte ich, denn nun wussten
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