Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
ich ihn
geschlagen, wich er einen Schritt zurück. Der leere Raum zwischen uns füllte
sich mit Energie, und plötzlich verspürte ich seinen Hunger. Einen Hunger, der
so übermächtig schien, dass er fähig war, alles in den Hintergrund zu rücken,
das Leben auf einen einzigen Sinn zu reduzieren und der war Blut!
Überwältigt von der
Macht seiner Emotion begann mein Zahnfleisch zu prickeln und sich meine
Eingeweide zusammenzuziehen, während ich erschrocken zusehen musste, wie
Luciens Gesichtszüge kantiger, seine Augen dunkler und seine Lippen voller
wurden.
Jedes Jahrhundert
ohne Yunus, machte mich schwächer, anfälliger für den Durst nach Blut, ...
"Lucien!",
ertönte Nicolais Stimme. Der Krieger kam nur langsam näher, sein Körper
angespannt, als wäre er auf alles vorbereitet.
"Alles unter
Kontrolle!", stieß Lucien mit tiefer Stimme hervor.
Doch nichts schien
unter Kontrolle. Denn nun sah ich seine ausgefahrenen Fänge und bemerkte das
leichte Zittern seines Körpers.
"Vielleicht
sollten wir die Besprechung auf später verschieben und uns gleich auf den Weg
machen.", schlug Nicolai mit gelassener Stimme vor und positionierte sich
seitlich von Lucien, dessen Blick noch immer beunruhigend intensiv auf meinem
Hals lag.
Lucien antwortete
nicht, doch als Nicolai eine Hand nach ihm ausstreckte, kam ein bedrohliches
Knurren aus seiner Brust und seine Augen hefteten sich auf den Krieger neben
ihm, der ruhig meinte: "Lass uns von hier verschwinden, me kinja. Da nije,
de solflacas´feea!"
Ich verstand
Nicolais Worte nicht, doch ich spürte den Kampf, den Lucien im Inneren austrug.
Ein Kampf, der mich sprachlos machte, denn noch nie hatte ich diesen so stark
gefühlt. Noch nie seinen Durst, seine mangelnde Kontrolle, so real empfunden.
So gefährlich!
Mein Duft, getränkt
mit Adrenalin, schien ihn fast in den Wahnsinn zu treiben. Seine Instinkte
zwangen ihn schier dazu, sich zu nehmen, was er begehrte, was sein angestammtes
Recht war, bis auf den letzten Tropfen, während seine Seele, nur mehr ein
leises Flüstern, ihm einzureden versuchte, dass er geschworen hatte, mich nie
zu verletzen.
Ohne ein Wort, ohne
die kleinste Regung, verschwand Lucien plötzlich und das Wegfallen der
Anspannung, der Angst, ließ mich schwanken, während ich mit schreckgeweiteten
Augen zu Nicolai blickte, dessen Blick sowohl anklagend als auch wehmütig
schien.
"Was hast du zu
ihm gesagt?", fragte ich steif.
"Du ängstigst
deine zweite Hälfte!", erklärte er ausdruckslos, bevor er mit ernster
Stimme hinzufügte: "Du musst vorsichtig sein. Luciens Schatten sind
dunkler geworden. Jeder Fehltritt deinerseits, könnte euch beide ins Verderben ziehen!"
Nicolais Worte
brachten die Erinnerung an seine einstige Erklärung mit sich: " Für ihn
ist dein Blut wie der Gesang einer Sirene. Ich weiß bis heute noch nicht, wie
er es schafft, dir nahe zu sein, ohne der Versuchung nachzugeben! Doch die
Angst, dich zu verletzten, die Angst, dich in Gefahr zu bringen, scheint ihm
die nötige Kraft dafür zu geben."
Doch von dieser
Angst hatte ich gerade eben nichts vernommen. Wenn überhaupt, war sie nur ein
leises Wimmern im Hintergrund gewesen, fast vollständig verdrängt von seinen
animalischen Instinkten, von dem Raubtier, das er war.
Und während Lucien
keine Angst mehr zu verspüren schien, wurde meine fast greifbar. Denn mein
Verstand sagte mir, dass ich hier in Gefahr war, und das Wissen, das diese
Gefahr von meinem Seelengefährten ausging, schien alles andere in den Schatten
zu stellen.
"Wir müssen
Yunus finden!", flüsterte ich mit all der Verzweiflung die ich verspürte.
Zu lange ruhte
Nicolais Blick auf mir, bevor er mit leiser Stimme sagte: "Das Unmöglich
lässt uns nur mehr auf ein Wunder hoffen!", und verschwand.
Stille breitete sich
über den Korridor und drohte mich einzunehmen. "Mut, Glaube,
Selbstkontrolle.", murmelte ich und zwang meinen Körper dazu, sich in
Bewegung zu setzten. Es war keine Zeit um Schwäche zu zeigen. Keine Zeit um
Angst zu haben. Im Grunde hatten wir keine Zeit, denn sie schien uns zu
entgleiten, immer schneller zu ticken, ein rasendes Tempo anzunehmen, das uns
in Höchstgeschwindigkeit dem Untergang näher brachte.
Mit dem bekannten
Zischen glitt die Glastür vor mir zur Seite. "Tate, ich..."
Ein Ohr am Telefon,
hob er eine Hand und deutete mir zu warten. "Ja. Gut. Sie hat sich wieder
erholt. Warte." Tate hielt mir das Telefon entgegen. "Gabe möchte
dich sprechen."
Mein Herz setzte
kurz
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