Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Tür nach innen öffnete und
in den von Musik erfüllten Raum trat.
Vieles hatte ich
erwartet, doch auf den Anblick der sich mir bot war ich nicht vorbereitet.
Seit ich Lucien
kannte, wusste ich, was brennende Eifersucht war. Und nun schoss sie durch
meine Adern, als wolle sie meinen Körper in Flammen setzen.
Am anderen Ende des
leeren Raumes stand ein schwarzer Flügel, dem Luciens Hände diese wunderschöne
Melodie entlockten. Doch es war die Frau, seine Begleitung, die hinter ihm
stand, ihre Arme auf seinen Schultern, ihre Daumen, die kleine Kreise auf
seinem Hemd beschrieben, die den Drang in mir hervorrief, zu ihr zu eilen und
sie von ihm wegzuzerren.
Mühsam wiederstand
ich. Ermahnte mich, dass ich kein Recht dazu hatte, dass ich nie wieder das
Recht haben würde, diesen Mann für mich zu beanspruchen. Und so stand ich
einfach nur wie erstarrt da.
"Lass uns
allein.", hörte ich Lucien sagen, woraufhin diese brünette Barbiepuppe
ihre Liebkosung beendete, sich lasziv nach vor beugte und ihm etwas ins Ohr
flüsterte, bevor sie sich zu mir umdrehte.
Ihr Blick, aus
diesen kornblumenfarbenen Augen, war stechend. Eine unmissverständliche Warnung
einer Frau, ihrem Mann nicht zu nahe zu kommen. Doch auch wenn alles in mir
nach Gegenwehr schrie, schaffte ich es, einfach geradeaus zu blicken. Ich
wollte sie nicht sehen. Wollte mir nicht vorstellen müssen, was diese
übervollen Lippen alles geflüstert; diese grazilen Hände alles berührt hatten.
Wollte nicht daran denken, was Lucien mit diesem überaus weiblichen Körper
alles getan hatte.
Das leise Klacken
der sich schließenden Tür in meinem Rücken klang viel zu laut in meinen Ohren.
Nie hatte ich in
Luciens Gegenwart Angst verspürt. Im Gegenteil, seit ich diesen Mann kannte,
fühlte ich mich in seinem Beisein immer sicher und geborgen. Doch nun war da
dieses seichte Gefühl von Unbehagen, das durch meinen Körper kroch und mich zum
Schwitzen brachte, während meine Augen auf seinem breiten Rücken ruhten und ich
einzuschätzen versuchte, in welcher Gefühlslage er war.
Seine Schultern
schienen entspannt, bewegten sich im Einklang mit der Musik, die er mit
fließenden Bewegungen dem Klavier entlockte. Sein Blick folgte dem Gleiten
seiner Hände über die Tasten. Ein Bein angewinkelt, das andere unter dem
schwarzen Flügel ausgestreckt. Alles in allem wirkte er locker, und auch irgendwie
... abwesend.
Unentschlossen was
ich tun sollte, wie ich mich verhalten sollte, wischte ich meine feuchten Hände
an meiner Jean ab und trat zögerlich ein paar Schritte in seine Richtung.
Seine Musik wurde langsamer,
fast träge. Sie war wunderschön, hätte ich mich darauf konzentrieren können.
Doch ich hörte nur die Stille hinter den Klavierklängen, die es so zwischen uns
nie gegeben hatte.
Unser Schweigen war
stets angenehm gewesen, erfüllt mit Ruhe, aus der man Kraft schöpfen konnte.
Doch nun hatte es einen bitteren Geschmack. War wie eine Wand, die zwei
Menschen, die sich einst kannten, trennte und zu Fremden machte.
In dem Versuch,
diese Mauer zu durchbrechen, flüsterte ich: "Ich wusste nicht, dass du
Klavier spielst."
"Du weißt
vieles nicht über mich.", entgegnete er trocken, wobei sein gleichmütiger
Tonfall den Wall zwischen uns noch verstärkte.
Doch auch wenn seine
Worte mich traurig stimmten, musste ich mir in dem Moment eingestehen, dass er
Recht hatte. Ich kannte ihn nicht, hatte ihn vielleicht nie gekannt und würde
auch nie die Gelegenheit erhalten, ihn kennen zu lernen. Der Gedanke, dass ich
Hoffnung in einen Mann gelegt hatte, der mir nun fremd und unnahbar erschien,
schmerzte. Und ich wollte schon den Rückzug antreten, als mich seine nächsten
Worte erstarren ließen.
"Was willst du,
Mia?"
Es war nicht die
Frage an sich, sondern die Art, wie er meinen Namen aussprach. Dieses vertraute
Flüstern. Diese drei Silben, die begleitet von Zuneigung über seine Lippen
traten. Und während ich auf seinen Rücken starrte und seine Worte - mein Name
-, meine Seele berührten, spürte ich das leichte Ziehen in meinem Körper,
diesen kurzen Funken, der aus dem Nichts kam und der doch so viel bedeutete.
"Du wolltest
mit mir sprechen.", flüsterte ich, und es schien, als würde der leise
Hoffnungsschimmer, der so unerwartet in mir aufgekeimt war, begleitet von den
Klängen des Klaviers durch den leeren Raum treiben, bis hin zu Lucien, dessen
Musik mit einem letzten tiefen Ton verstummte.
Langsam drehte er
sich um. Hob seine langen Beine mit einer
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