Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
kannst also
wieder gehen!"
Ich spürte seine
Angespanntheit. Sie drängte als leichte Luftverdichtung gegen meinen Körper,
während er mich musterte. In meinem Gesicht forschte, als könne er meine
Gedanken einfach so dort ablesen. "Willst du von Elia weg?"
Seine Frage
irritierte mich. Ließ mich kurz zusammenzucken, nur für den Bruchteil einer
Sekunde, bevor ich einen verbitterten Laut ausstieß. "Wofür?"
"Wofür?",
wiederholte er, als könne er nicht glauben, was ich gerade ausgesprochen hatte.
Seine Stirn legte sich in Falten, seine Augen wurden enger.
Ich hielt seinem
Blick stand, wenn auch nur mit Mühe. Konnte den Zweifel in seinen Augen sehen.
Einen Zweifel, den ich im Keim ersticken musste, bevor er auf mich übersprang!
Zwanghaft rief ich mir in Erinnerung, dass der Preis meiner Freiheit - ein
Menschenleben -, zu hoch war, bevor ich mit zynischer, kalter Stimme fragte:
"Sag mir, wohin soll ich gehen?"
Gleichermaßen von
Angst und Hoffnung befallen, er möge die Worte: "Mit mir nach
Hause.", aussprechen, die sowohl Leben, als auch Untergang bedeuteten,
starrte ich ihn an, suchte nach einer Antwort, in dem Mann, der sich nun in
Schweigen hüllte. "Wohin, Lucien?"
Es schien eine
Ewigkeit zu vergehen, in der er ausdruckslos und unergründlich da stand. Ich
wusste nicht, ob er nach einer Antwort suchte, ob er seine Antwort überdachte,
oder ob er sie einfach nicht auszusprechen vermochte. Doch es war egal, denn
seine folgenden Worte:"Du musst zum Orden zurück. Nur dort bist du in
Sicherheit!", waren Fluch und Segen zugleich.
Denn die Erkenntnis,
dass er nicht meinetwillen, sondern nur wegen meiner Sicherheit gekommen
war, traf mich zwar tief, doch bestärkte auch den Gedanken, dass diese Hölle,
mit seinem Verschwinden, wieder leichter zu ertragen sein würde.
Ich schob den
Schmerz beiseite. "Nein Lucien! Wie ich schon sagte, ich bin hier sicher.
Und wie du siehst, geht es mir gut!" Meine eigenen Worte schmeckten wie
verquirlte Scheiße und ließen Galle in meinem Mund aufsteigen. Doch ich würde
nicht ein Gefängnis, gegen ein Anderes eintauschen. Denn jedes Leben ohne Lucien,
egal wo, wäre eine Qual.
Er nickte knapp,
sichtlich um Fassung bemüht, bevor ich zusehen musste, wie er körperlich wie
geistig wieder auf Distanz ging. "Ja, es scheint dir ja an Nichts zu
fehlen. Elia wirkt zufrieden. Was offensichtlich daher kommt, dass du dir so
große Mühe gibst, ihn zufrieden zu stellen!"
Ich hätte ihm sagen
können, dass Elia nie zufrieden wäre. Nicht solange er mich nicht in Besitz
genommen hatte, sein Eigen nennen konnte. Doch dazu kam es nicht, denn seine
nächsten Worte trafen mich wie ein Speer.
"Elia
behauptet, dass dein Blut süßer sei als Wein und deine Erregung, berauschender
als Blut! Außerdem hat Z mir von eurem Zusammensein erzählt, dass er
unglücklicherweise unterbrochen..."
Innerlich um
Beherrschung kämpfend, hörte ich ihn nicht mehr. Starrte nur zu Boden.
Versuchte den Schmerz zu verbergen. Und vor allem die Scham, die in mir
aufstieg.
Doch was mich
schwanken ließ, war die Abscheu, die plötzlich in seinen Augen lag, und die von
meinen Taten hervorgerufen wurde. Eine abgrundtiefe Abscheu, die sich wie Säure
in meine Adern fraß, sich tief in meine Seele brannte ...
Und in dem
Augenblick erkannte ich, wie dumm ich wirklich war. Dumm zu hoffen, dass mich
dieser Mann, nach all den Dingen die passiert waren, nach all der Scham, die ich
über mich ergehen habe lassen, noch wollen würde. Wie naiv ich war, zu glauben,
dass er für mich, nachdem ich ihn verlassen, gedemütigt, und mich einem anderen
Mann hingegeben hatte, noch etwas empfinden würde?
Etwas anderes als
Ekel!
Wie konnte ich nur
so dumm sein, zu glauben, zu hoffen, er wäre wegen mir hier, wo er doch immer
nur um meine Sicherheit bemüht war? Schließlich trug ich sein Zeichen. Das Mal
des Königs, das mich unter seinen Schutz stellte.
"Wie weit bist
du gegangen, Mia?", drangen seine Worte an mein Ohr, bevor ich geschüttelt
wurde, so heftig, dass mein Kopf vor und zurück wippte. Und da wurde mir
bewusst, dass ich völlig weggetreten war. "Wie weit?", wiederholte
er, während sich seine dunkler werdenden Augen bis in meine Seele bohrten, und
mir sagten, dass es kein Zurück mehr gab, dass es nie eins gegeben hatte.
"Zu weit,
Lucien.", flüsterte ich fast tonlos und wich zurück. Mein Körper begann
leicht zu zittern. Tränen brannten hinter meinen Lidern. Ich musste hier weg,
denn ich war kurz davor
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