Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Augen
schweiften über meinen Körper, hinterließen eine brennende Spur auf meiner viel
zu kühlen Haut, und blieben schließlich bei meiner Hand, mit der ich immer noch
Iljas umklammert hatte, hängen. Ich wusste, dass es angebracht gewesen wäre,
seine Hand loszulassen, doch die unterdrückte Wut, die plötzlich in mir
aufstieg, die nicht meine war und dennoch meine Adern zum pulsieren brachte,
zwang mich dazu, meine Finger noch fester um Iljas´ zu schlingen.
"Lucien, schön
dich zu sehen.", sagte Iljas höflich und verneigte sich leicht. "Wir
haben nicht so bald mit deinem Besuch gerechnet."
"Das sehe ich!",
gab Lucien zurück, wobei sein Blick nun zu Iljas wanderte und seine Augen sich
ein wenig verdunkelten.
Iljas hatte mir
gesagt, dass ich, durch Luciens Blut, seine Gefühle spüren würde. Ich glaubte
fälschlicherweise, dass ich ihn zuvor bereits in mir gespürt hatte. Doch was
ich nun fühlte, ängstigte mich. Seine Anspannung und sein Zorn, die auf mich
übergingen, als hätten wir eine direkte Verbindung, zerrten an meinem Inneren,
rüttelten an meiner Beherrschung, die meine Instinkte im Zaum hielt.
Erschrocken musste ich feststellen, dass meine vampirische Seite dabei war, an
die Oberfläche zu gelangen. Verzweifelt versuchte ich dagegen anzukämpfen.
Iljas drückte meine
Hand und warf mir einen wissenden Blick zu. "Mia, wieso gehst du nicht
hoch und machst dich etwas frisch, während ich mich mit Lucien unterhalte."
Irgendwie gelang es
mir die Treppe anzusteuern, und obwohl mir nach Rennen zumute war, sie
langsamen Schrittes nach oben zu gehen.
"Was geht hier
vor?", zischte Luciens, der sich nun nicht mehr die Mühe zu machen schien,
seine Wut zu unterdrücken, die wie das Echo seiner Worte in meinem Inneren
hallte.
"Was hast du
gedacht was passieren wird, wenn du unangemeldet hier auftauchst, während dein
Inneres vor Zorn erglüht?" Iljas Stimme war ruhig aber auch anklagend. "Dein
Blut verrät ihr deine Emotionen. Du hast ihr Angst gemacht, das müsstest du
doch wissen! Lass uns in den Salon gehen."
Ich hörte noch die
Schritte, die sich entfernten, bevor ich mein Zimmer erreichte und hinter mir
die Tür schloss.
Mein Inneres war wie
gelähmt. Ich war nicht vorbereitet gewesen und mir wurde bewusst, wie das alles
auf Lucien wirken musste. Zuerst das Telefongespräch mit Iljas, wo ich mit ihm
im Bett gelegen hatte, dann unser Eintreten, Hand in Hand, und noch dazu meine
Reaktion auf sein Erscheinen.
Scheiße!
Ich ging ins Bad und
spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Als ob das helfen würde!
Ich wusste nicht, ob
ich die Kraft aufbringen konnte, um Lucien entgegenzutreten. Nicht wenn seine
Gefühle mich dermaßen um Beherrschung ringen ließen. Außerdem wusste ich nicht,
was ich ihm sagen sollte, geschweige denn, was er hören wollte. Wie sollte es
nun weiter gehen? In den letzten Tagen hatte ich alles irgendwie verdrängt,
nicht über meine Zukunft nachgedacht. Mich nur immer wieder von der
Vergangenheit einholen lassen. Ich wusste nicht einmal was ich selbst wollte,
was ich erhoffte!
Zitternd ging ich
ins Wohnzimmer zurück und ließ mich in den Sessel fallen. Aus Gewohnheit begann
ich mich in eine Meditation zu vertiefen, die mir immer half, alles rund herum
zu vergessen und meine innere Mitte wieder zu finden. Doch nicht einmal diese
konnte dem Chaos in mir Einhalt gebieten.
"Mia?" Mein
Name und die Hand die sich auf meine Schulter legte, rissen mich in die
Wirklichkeit zurück. Iljas kniete vor mir und sah mich besorgt an. "Geht
es dir besser?"
Ich schüttelte
langsam den Kopf. "Ich glaub ich schaff das nicht."
Er nahm meine beiden
Hände in die seinen und sah mir tief in die Augen. "Mia, es ist Lucien der
da unten auf dich wartet. Lucien." Er betonte seinen Namen und ich spürte,
dass die Vertrautheit, mit der er ihn aussprach, ihre Wirkung zeigte. "Er
ist gekommen weil er sich Sorgen um dich macht. Weil du ihm etwas bedeutest. Du
glaubst ihn nicht mehr zu kennen, aber tief in deinem Herzen weißt du es
besser!"
"Seine Gefühle
sind so mächtig!", flüsterte ich.
Er nickte wissend.
"Ein Jahr hat er sie verdrängt, doch nun ist er nicht mehr im Stande
dazu."
Ich rieb mir
geistesabwesend über die Brust. "Sie schmerzen. Hier drinnen."
"Es ist nicht
dein Schmerz, Mia. Er ist derjenige der leidet."
"Ich will nicht,
dass er leidet." Meine Worte waren ein flehendes Wispern, während so etwas
wie Angst und Trauer in mir aufkeimte.
"Dann mach,
dass es aufhört!" Er hob mein
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