Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
den Bruchteil einer Sekunde, rohe Begierde aufflackerte, ließen
dieses Versprechen zu Bildern in meinen Kopf werden, die weitaus mehr
beinhalteten, als sanfte Küsse.
"Wir sehen uns
morgen.", sagte er noch, bevor er verschwand.
Lange dachte ich
noch über unser Date nach. Und über Lucien. Er war irgendwie ... anders.
Nicht negativ,
sondern ... Ich konnte es nicht beschreiben.
Er hatte diesen
Abend mehr gelächelt, als zu der Zeit, wo ich ihn kennengelernt hatte. War
irgendwie besser gelaunt gewesen. Gut aufgelegt, würde ich es nennen, wenn
dieser Begriff nicht so schwer mit ihm in Verbindung zu bringen wäre.
Er hatte sich
definitiv verändert, zum Positiven. Und dies, zusammen mit der Tatsache, dass
er mich nicht mehr wegstieß, ließ mich zum ersten Mal hoffen.
Richtig hoffen!
13
Ich spürte die
dunkle Macht die mich verfolgte, die ihre Klauen nach mir ausstreckte und mich
zu packen versuchte. Ich rannte schneller, so schnell ich konnte. Mein Herz
raste und pumpte viel zu viel Adrenalin durch meine Blutbahn. Vor mir lag kein
Weg, keine Straße, kein Ziel, vor mir war das Nichts. Dunkelheit, die sich wie
Leere anfühlte. Dennoch zwang ich meine Beine dazu schneller zu laufen, weg von
der Macht, die irgendwo hinter mir war, die immer näher kam, an Stärke gewann.
Panik brannte in
meinen Lungen, die unfähig schienen, noch mehr Sauerstoff aufzunehmen.
Schweißtropfen suchten sich ihren Weg über meine erhitzte Haut. Angst ließ mich
straucheln.
Und dann spürte ich
sie. Die Kälte, die rein gar nichts mit der Außentemperatur zu tun hatte. Sie
tastete nach mir, prüfend, drohend, mächtig. Und da wusste ich es. Egal welche
Richtung ich einschlagen würde, egal wie sehr ich an Tempo zulegen würde, egal
wie sehr ich dagegen ankämpfen würde ... Es gab kein Entkommen. Nicht hier.
Nicht in meinem Traum.
"Du musst
aufwachen, Mia!", schrie ich mir in Gedanken zu, während meine Beine plötzlich schwer wie Blei,
durch immer dichter werdende Masse wateten.
Doch wie wachte man
auf, aus einem Traum, der einen verfolgte, zu fangen versuchte - der einen
gefangen hielt?
"Du bist
eine Traumwandlerin. Wahrheit und Fiktion liegen bei dir zu eng
beieinander!", hörte ich Luciens leise Stimme. Es waren längst vergangene Worte. "Du
musstest die Schmerzen nicht nur psychisch ertragen, sondern hast sie auch
körperlich erfahren!"
Schmerz!
Kaum war mir der
Gedanke gekommen, schien er sich in Form meines Dolches zu manifestieren, denn
augenblicklich fühlte ich das vertraute Gewicht in meiner Hand, spürte, wie
sich meine Finger fester um den Griff legten, sah, wie die Spitze der schwarzen
Klinge auf meiner Haut ansetzte. Ein kurzes erleichtertes Lächeln trat in mein
Gesicht, bevor ich die Schneide meines Dolches über meinen Unterarm zog.
Ein unterdrücktes
Aufstöhnen entwich meiner Kehle, als der brennende Schmerz den Nebel meiner
Gedanken durchbrach und meinen Körper erfasste. Schwer atmend sah ich zu, wie
Blut aus einem viel zu langem Schnitt hervorquoll, über meinen zitternden Arm
lief und auf die Bettdecke tropfte.
Doch der Schmerz war
Nebensache, denn ich realisierte, dass ich in meinem Zimmer saß. Ich war
aufgewacht. Gott sei Dank!
Mit bebenden Händen
strich ich über mein Gesicht. Ließ mich nach Vorne sacken und erlaubte mir
durchzuatmen. Meine Haut fühlte sich klamm an. Meine Muskeln schmerzten. Doch
die Kälte - diese beängstigende Macht -, war verschwunden.
Oft schon hatte ich
geträumt. Oft hatten meine Träume sich mehr als nur real angefühlt. Doch so ein
Alptraum hatte mich noch nie heimgesucht.
Was wäre geschehen,
wenn mich dieses Etwas, das hinter mir her war, erreicht hätte? Wenn ich nicht
schnell genug gewesen wäre? Wenn ich nicht aufgewacht wäre? Konnte man in einem
Traum sterben?
Wieder blickte ich
auf die Wunde, die Traum zu Wirklichkeit werden ließ, und ein Schauer zog durch
meinen Körper. Ich wollte es nicht wissen. Wollte nicht darüber nachdenken, wie
nahe Fiktion und Wirklichkeit beisammen lagen.
Ich eilte ins Bad,
hielt meinen Arm unter das laufende Wasser, ignorierte das Brennen und
begutachtete meine Selbstverletzung. In meiner Panik hatte ich viel zu viel
Kraft auf den Dolch ausgeübt. Der Schnitt war zu lang, aber vor allem viel zu
tief. Trotz meiner übermenschlichen Wundheilung, troff noch immer Blut aus der
klaffenden Wunde. Es würde heilen, ohne Frage, doch es würde eine Zeit lang
dauern.
Verflixt und
zugenäht! Wie sollte ich das erklären? Lucien würde
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