Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
gesagt, dass du hier bei Iljas bist, und dass es dir gut geht, aber er
wollte nichts erzählen. Er wollte uns nicht sagen, was du das Jahr gemacht
hast, wie es dir wirklich geht, warum du nicht nach Hause kommst…" Wieder
brach ihre Stimme.
Lena nahm nie ein
Blatt vor den Mund! Und jetzt würde sie auch nicht damit anfangen, wie ich
bemerkte. Sie schaffte es, all das zu Wort zu bringen, was sich alle anderen nur
dachten. Dafür schätzte ich diese Frau, für ihre Ehrlichkeit, aber das änderte
nichts daran, dass mein Herz schwer wurde und sie mich daran erinnert hatte,
wie vielen Leuten ich Leid zugefügt hatte.
Ich zog sie wieder
in meine Arme und drückte sie fest an mich. Nun schluchzte sie noch mehr und
auch mir liefen stumme Tränen über die Wange.
Nach etlichen
Minuten Stillschweigen und Tränenvergießen, löste ich mich von ihr und führte
sie zu der Sofagruppe vor dem Kamin. Sie ließ sich in die Kissen fallen und zog
ihre Beine an.
Lena sah aus wie ein
Unschuldsengel. Sie hatte lange goldblonde Locken, eine unbeschreiblich helle
Haut und war die Zierlichkeit in Person. Nun, da sie sich zusammenkauerte,
wirkte sie noch dazu sehr verletzlich.
Ich holte das
Tablett mit Gläsern und Whisky, das Iljas seit meinem Eintreffen hier deponiert
hatte. "Möchtest du auch einen Schluck?"
Sie schüttelte den
Kopf. "Ich hoff du bist nicht sauer, weil ich gekommen bin." Ihre
Stimme war noch zittrig vom Weinen.
"Niemals! Ich
freu mich wahnsinnig, dass du hier bist!", sagte ich nachdrücklich.
"Ich hab mit
Iljas telefoniert und er meinte, es wäre kein Problem wenn ich bei dir
vorbeischaue. Lucien weiß nicht, dass ich hier bin…" Sie machte ein
unschuldiges Gesicht. "Er meinte, du wärst noch nicht bereit für die …Vergangenheit!
Und ich solle mich gedulden! Aber ich habe mich ein ganzes Jahr geduldet! Und
Geduld war noch nie meine Stärke." Ihre Worte waren sicherlich nicht
anklagend gemeint, doch ich konnte den Kummer und den Zorn der Unwissenheit
darin hören.
Ich seufzte tief und
leerte das Whisky Glas, um gleich darauf erneut einzuschenken. "Lena, ich
habe die Vergangenheit hinter mir. Was mir mehr Sorgen macht ist die Zukunft.",
gab ich leise zu und nahm ihr gegenüber Platz.
"Ich weiß, es
ist vielleicht schwer für dich, aber ich muss dich das jetzt einfach fragen…"
Sie lehnte sich etwas vor und sah mir tief in die Augen. "Warum bist du abgehauen?"
"Ich bin nicht
abgehauen!", verteidigte ich mich. Ihr Blick verriet, dass sie mir
Wiedersprechen wollte und mir kein Wort glaubte.
Ich leerte mein
zweites Glas und seufzte innerlich, da ich nicht daran erinnerte werden wollte.
Doch ich schuldete ihr eine Antwort. Ich schuldete jedem eine Antwort.
"Ich weiß nicht
was oder wie viel du weißt, aber ich erzähl dir einfach mal meinen Teil."
Sie nickte nur kurz und wartete. "Am zweiten Tag in Seattle, hat Lucien
sich mit Elia getroffen, da dieser mich als sein Eigentum forderte. Nicolai
hatte mir erzählt, dass Lucien Elia zu einem Raschka aufgefordert hat, um dies
zu verhindern. Am nächsten Tag habe ich geträumt. Es war einer meiner realsten
Träume. Ich habe Luciens Tod gesehen! Ich hatte schon zuvor Träume von Lucien,
die alle wahr wurden." Ein Schauer überlief meinen Körper bei dieser
schrecklichen Erinnerung. "Ich habe ihm davon erzählt und ihn gebeten
nicht zu kämpfen. Doch er wollte nicht auf mich hören. Ich dachte, die einzige
Möglichkeit, den Traum zu ändern und somit Luciens Tod zu verhindern, wäre, dass
ich freiwillig mit Elia mitgehe." Ich blickte beschämt zu Lena, die still
auf der Couch saß. "Ich dachte, indem ich mit Elia gehe, wäre Lucien
sicher. Ich hätte es nicht ertragen, wenn er wegen mir gestorben wäre.
Verstehst du das?" Ich sah sie hoffnungsvoll an.
"Du bist
gegangen um ihn zu schützen?", fragte sie völlig irritiert.
"Ja."
"Elia hätte
keine Chance gehabt! Nicht gegen Lucien!"
Ich seufzte. "Das
hat Iljas auch gesagt. Kam nur ein Jahr zu spät."
"Irgendwie
erleichtert mich das.", waren ihre nächsten Worte, die mich verwirrten.
"Wie bitte?"
"Mia, wir
dachten alle du seist wegen Lucien abgehauen. Nicht um ihn zu schützen, sondern
weil du … weg wolltest!" Ich konnte sie nur anstarren. Ich fand keine
Worte. "Nicolai hat erzählt, dass du ihn gesehen hast, wie er wirklich
ist. Voll transformiert! Und, dass er dich fast erwürgt hätte."
Bei ihren harten
Worten wurde mir die Brust eng. Ja, ich hatte Lucien gesehen, das Tier in ihm.
Und ja, er hatte mich
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