Mia und der griechische Milliardär
sie zutraulich und anschmiegsam und in der nächsten drohte sie, mir mit ihren scharfen Krallen das Gesicht zu zerkratzen.“
„Ich habe nie auch nur den leisesten Versuch unternommen, mich dir an den Hals zu werfen“, empörte sich Mia, „und ich habe auch nie meine Krallen ausgefahren. Und wenn ich dich an deine Katze erinnere, dann erinnerst du mich an unseren Esel!“
„Euren was?“
„An Tulio, unseren Esel“, klärte Mia ihn auf. „In einer Sekunde war er der entspannteste und liebenswerteste Kamerad, den man sich nur wünschen konnte, in der nächsten führte er sich auf, als könnte er es nicht ertragen, den Erdball mit einem anderen lebenden Wesen zu teilen.“
„Willst du damit etwa andeuten, ich sei launisch?“
Mit zusammengepressten Lippen fixierte sie die Verkehrsampel. „Grün!“, informierte sie ihn knapp. „Ich weiß nie, was ich zu erwarten habe, wenn du den Mund aufmachst“, erklärte sie übergangslos. „Bei Tulio war es genauso.“
„Ein Esel … ich!“, stieß Nikos immer noch fassungslos hervor. „Grazie, cara!“ Seine Stimme troff geradezu vor grimmigem Sarkasmus. Kurz darauf bog er von der Hauptstraße ab, steuerte den Wagen auf einen Parkplatz am Flussufer, stellte den Motor ab und stieg aus.
Mia lächelte zufrieden. Endlich war es ihr gelungen, ihren Boss einmal aus der Fassung zu bringen, so wie er es mit ihr rund um die Uhr machte. Prima! Hoffentlich hatte sie ihm damit den ganzen Tag vermiest, so wie er ihr mit dem blöden Zeitungsartikel!
Die kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr sagte, dass sie gar kein Recht hatte, sich zu ärgern, nur weil er die Gesellschaft einer scharfen, willigen Blondine der ihren vorzog, brachte Mia trotzig zum Schweigen.
Berechtigt oder nicht … sie hoffte mit aller Inbrunst, dass diese Lois Mansell die schlechteste Geliebte war, die er jemals in seinem Bett hatte!
Als Nikos schwungvoll die Beifahrertür öffnete, zuckte Mia erschrocken zusammen, stieg aber auf seine eindeutige Kopfbewegung hin folgsam aus. Dabei behinderten sie die hohen Absätze ihrer Designerstiefeletten dermaßen, dass Nikos ungeduldig nach ihrem Arm griff und sie so energisch hochhievte, dass Mia unversehens gegen seine Brust taumelte.
Ihre Blicke trafen sich, seiner glühend und stürmisch, ihrer unsicher und abwartend. In der nächsten Sekunde spürte Mia seine warme Hand in ihrem Nacken und dann Nikos’ harte, fordernde Lippen auf ihren.
Es kam unerwartet, fühlte sich schockierend intim und gleichzeitig so normal an, dass sie automatisch die Arme um seinen Hals legte und sich an ihn schmiegte, als könne sie ihm nicht nahe genug sein. Dabei rann ihr ein heißer Schauer nach dem anderen über den Rücken.
Ihre Bereitwilligkeit und sanfte Hingabe ließen Nikos’ letzte, mühsam aufrecht erhaltenen Barrieren einstürzen wie ein Kartenhaus. Mit einem Aufstöhnen vertiefte er seinen leidenschaftlichen Kuss, und als er Mia irgendwann freigab, geschah das so abrupt, dass sie taumelte und gefallen wäre, hätte er nicht ihre Schultern umfasst.
„Nicht schlecht, cara “, murmelte er rau und wandte sich einem jungen Mann zu, der sich diskret im Hintergrund gehalten hatte, weshalb Mia ihn auch jetzt erst bemerkte. Als sie in ihm den jungen Buchhalter erkannte, der ihr gestern beim Lunch Gesellschaft geleistet hatte, weiteten sich ihre Augen vor Schock. Und auch ihm konnte man ansehen, wie peinlich ihm dieses Zusammentreffen war.
„Holen Sie das Gepäck und geben Sie es an meinen Piloten weiter“, wies Nikos ihn an und übergab ihm die Schlüssel für seinen roten Sportflitzer. „Und dann bringen Sie den Wagen zurück.“
Verwirrt hielt Mia nach dem erwähnten Piloten Ausschau, immer noch, ohne wirklich zu erfassen, was gerade um sie herum passierte.
„Das … das hast du mit Absicht getan! Das war absolut perfide“, warf sie Nikos wütend vor, als er sich ihr wieder zuwandte.
„Nicht mehr als eine verdiente Lektion, würde ich es nennen“, erwiderte er ungerührt. „Jetzt weiß er wenigstens, dass du nicht ganz allein dastehst.“
Mia versteifte sich. „Ich habe keine Ahnung, was du damit andeuten willst.“
„Na, immerhin hat der Kerl dich gestern Abend versetzt.“
Jetzt verstand sie und hatte Mühe, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. „ Er war nicht mein Date.“
„Natürlich war er das“, widersprach Nikos selbstsicher. „Und ich habe nicht mehr getan, als den unverschämten Lümmel auf seinen Platz zu
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