Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Rücken an!“ Das war Gabe, und er klang
mehr als besorgt.
Ich hielt
verzweifelt an dem Ort fest, an dem ich mich befand. Ich fühlte mich in
Sicherheit, keine Schmerzen, keine Angst. Starke Arme drückten mich gegen eine
harte Brust und ein stetiger Herzschlag drang an mein Ohr, war wie Musik, die
mich in den Schlaf wiegte. „Nie wieder los lassen.“, flüsterte ich in der
Hoffnung, ewig so gehalten zu werden.
Doch meine Stimme
war ein raues Krächzen. Mein Mund fühlte sich zu trocken an, und meine Zunge
schien geschwollen.
Irgendetwas stimmte
hier nicht.
„Sie braucht Blut!“,
sagte jemand.
Ein tiefes,
bedrohliches Knurren vibrierte an meiner Wange.
„Nicht von euch!“,
hörte ich Luciens Stimme.
„Sie ist eine von
uns!“ Durchdrang Gabes Stimme die angespannte Stille. „Ihre Verletzungen sind
schwer! Sie muss trinken!“
Verletzungen? Ich
fühlte keinen Schmerz, aber der Hunger, er war da, und er wurde mit jedem
Gedanken an ihn mächtiger.
„Durst.“, flüsterte
ich und meine Stimmbänder kratzten, als wären sie aus Schleifpapier, das
gewaltsam aneinander gerieben wurde. „Durst!“, wiederholte ich, und im nächsten
Moment tropfte eine süße Versuchung auf meine Lippen. Warm und köstlich
schmeckte sie auf meiner Zunge, ließ mich leise aufseufzen, bevor ich die Quelle
an meinem Mund spürte, ein „Danke!“, murmelte, meine Zähne in weiches Fleisch
grub und zu saugen begann. Gabes Vanillearoma rann meine Kehle hinunter und mit
jedem Schluck wurde mein Hunger weniger, bis er schließlich verschwand.
Fern ab von der
Realität, spürte ich, von Schwerelosigkeit beflügelt, wie ich aufgehoben wurde.
Ich könnte ewig an diesem Ort verweilen. Es war so ruhig, so still.
Doch dann wurde an
meiner Welt gerüttelt. Es war, als zöge mich wer in die Tiefe, weg von der
Wärme die mich umfing. Mit aller Kraft wehrte ich mich und klammerte mich
fester, grub meine Hände in weichen Stoff und schüttelte energisch den Kopf.
„Mia, beruhige
dich!“, hörte ich Lucien sagen.
Doch wie sollte ich
mich beruhigen. Ich wollte doch nur das Gefühl der Sicherheit nicht aufgeben.
Ich wollte nicht mehr zurück an den kalten Ort des Grauens, wo Schmerz und
Hoffnungslosigkeit mich quälten.
Das Sprechen schien
mir nun noch schwerer zu fallen und es brauchte mehrere Anläufe, bis ich die
Worte: „Bitte, … nicht.“, hervorbrachte.
Ich spürte eine
sanfte Berührung, wie eine warme Sommerbrise, über mein Gesicht streifen.
„Schlaf jetzt, Mia!“, hörte ich noch Luciens Stimme, bevor sich eine schwere,
bleierne Müdigkeit über mich legte.
Lenas Stimme war wie
ein Flüstern in meinem Kopf. Ich konnte mich nicht erinnern sie mit mir an
diesen Ort genommen zu haben.
„Lass sie noch
schlafen!“, hörte ich Luciens Worte, die an mein Ohr drangen und meinen Körper
in Sehnsucht tauchten.
„Aber sie schläft
schon den ganzen Tag.“, protestierte Lena. „Sie muss etwas Essen, besser noch
Blut trinken. Sie ist viel zu blass!“
Ich wollte sagen,
dass ich kein Blut brauchte, dass ich nur Lucien bei mir haben wollte, an
meiner Seite, wo seine Wärme zu meiner werden würde und meine Leere der
Vergangenheit angehörte.
Der einzige Laut,
der jedoch aus meiner Kehle drang, war ein tiefes Krächzen.
„Mia, endlich!“ Lena
nahm meine Hand und ihr angespannter Griff hätte einem normalen Menschen die
Handwurzelknochen zerdrückt. Doch es war nicht die Kraft ihrer Finger die mich
aufstöhnen ließe, sondern das Mitgefühl und die Sorge, die sich in meinen,
ohnehin schon schmerzenden Kopf, bohrten.
Meine Augenlider
ließen sich nur schwer öffnen und mein ganzer Körper schien Tonnen zu wiegen.
Ich versuchte meine Arme zu bewegen die sich wie Stahlträger anfühlten und mir
nicht gehorchten. Mühsam drehte ich mich etwas seitlich, was mit einem
brennenden Schmerz, der durch meinen Rücken fuhr, bestraft wurde. „Ah…“
„Mach langsam!“ Lena
drückte meine Schultern wieder sanft nach hinten.
Blinzelnd sah ich
mich um. Ich lag in einem großen Bett, auf unzähligen weichen Kissen. Die
schwarze Satinbettwäsche fühlte sich kühl auf meiner heißen Haut an. Das Zimmer
war riesig, aber nur spärlich eingerichtet. Außer dem Bett, einem Tisch, einer
Couch und zwei Sessel neben einer Leselampe befand sich nur noch eine Kommode
neben der Tür an der Lucien lehnte.
„Wo bin ich?“,
fragte ich an Lena gerichtet.
„In Luciens Zimmer.“
Sie strahlte förmlich über diese Tatsache. Mir entlockte es
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