Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Schritte gleichmäßig und meine Haltung gelassen, während ich auf
sie zu ging.
Ein Seitenblick
zeigte, dass Riccardo neben Raoul stand, der mit dem Rücken an die Wand gelehnt
am Boden saß. Gabe hingegen ging nervös auf und ab, und murmelte vor sich hin:
„Das gefällt mir nicht! Ganz und gar nicht!“
„Lasst uns
anfangen!“, sagte Lucien und ging, ohne einen weiteren Blick in meine Richtung,
zu den anderen.
Schneller als es ein
Auge wahr nahm, stellte er sich drohend vor Gabe, der daraufhin abrupt stehen
blieb. „Setz dich oder du bist draußen. Dein Gezappel geht mir auf die
Nerven!“, brummte er.
„Bist du bereit?“,
fragte Tate und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Ja. Bringen wir es
hinter uns.“
Als er mir unser
Vorhaben ausführlich erklärt hatte, fügte er mit Nachdruck in der Stimme hinzu:
„Du musst immer daran denken, dass es nur eine Erinnerung ist. Hörst du Mia. Es
ist nicht echt!“
Ich nickte. „Alles
klar!“, brachte ich hervor, obwohl bei mir gar nichts klar war.
Nur eine Erinnerung,
ermahnte ich mich im Stillen. Doch es war meine schrecklichste Erinnerung. Eine, die mich des Öfteren noch in meinen Träumen verfolgte,
schreiend aus dem Schlaf riss, voller Schmerz und Qual.
„Es liegt circa ein
Jahr zurück?“, fragte Tate, woraufhin ich nickte. „Damit ich einen Anhaltspunkt
habe, musst du ganz fest an den Tag denken an dem du entführt wurdest!“
„OK!“
„Gut. Leg dich
hin.“, forderte er mich auf.
Ich warf den anderen
noch einen Blick zu und versuchte Gabe zuzulächeln, was mir jedoch nicht so
recht gelingen wollte. Tate kniete sich an mein Kopfende und legte seine Hände
an meine Schläfen. Als seine Haut auf meine traf, war irgendetwas seltsam.
Meine Gabe schien durch zähes Wasser zu waten, wobei seine Gefühle nicht
greifbar waren - wie Nebel, den man zwar sah und somit wusste, dass er da war,
aber wenn man die Hand danach ausstreckte, glitt man einfach durch ihn
hindurch.
Ich überlegte, wie
es bei den anderen Kriegern war. Bei Lucien spürte ich die meiste Zeit nichts.
Und wenn ich was spürte, war es so intensiv, dass es mich selbst befiel wie ein
Stromschlag.
Und Nicolai war eine
tickende Gefühlbombe. Da war kein Nebel, nur wildes tosendes Wasser.
„Ich versuch schnell
vorzugehen.“, holte mich Tate aus meinen Grübeleien. „Das könnte sich etwas
komisch anfühlen. Ist dann ungefähr so, als würde man sich ein Video im
Schnelllauf ansehen. Möglicherweise verursacht es leichte Übelkeit, wir sind
dann aber schneller wieder raus.“
Ich ignorierte das
seltsame Nebel-Gefühle auf meiner Haut und verursachte mich auf mein Inneres zu
konzentrieren.
„Lucien hat gesagt,
dass du auch alles fühlen wirst.“, flüsterte ich mit dünner Stimme.
„Mach dir um mich
mal keine Sorgen, Mia. Denk nur immer daran, dass es nicht wirklich passiert!“,
versuchte er mich zu beruhigen.
Die Erinnerung
alleine ließ mich jedoch schon frösteln. Ich setzte mich nochmals auf und
drehte mich zu Tate um, um ihm in die Augen sehen zu können. Ich versuchte
meine Stimme möglichst leise zu halten damit die anderen mich nicht hörten. Na
ja, die Vampire würden es wohl trotzdem hören, aber Gabe und Raoul nicht. „Darf
ich dich um etwas bitten?“
Tate schien
verwirrt. „Natürlich. Schieß los.“
„Du bist doch nur in
meinem Kopf um die Gesichter der Männer zu sehen?“ Ich wartete bis er
bestätigend nickte. „Dann sag ihnen nicht was du sonst noch siehst.“ Ich
schluckte angestrengt. „Bitte behalte es für dich.“ Ich sah ihn flehend an.
„Kannst du das für mich machen?“
Sein Blick wirkte
skeptisch, als überlege er, ob ich etwas zu verheimlichen hätte. Schließlich
nickte er zögerlich. „In Ordnung!“
Ich blickte zu den
anderen. Lucien beobachtete uns mit zugekniffenen Augen.
„Gut, danke.“,
murmelte ich und legte mich wieder auf die Matte zurück.
Tate brachte seine
Hände in Position. „Jetzt konzentrier dich…“
Ich hörte Tate, der
nun Worte in der alten Sprache flüsterte. Meine Gedanken waren an jenem Tag, wo
ich Lucien das erste Mal begegnete. Ein schwarz gekleideter Krieger in der
Nacht. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen und eine Art Sog zog mich in
eine endlose Tiefe, bis ich in die völlige Dunkelheit fiel.
Kalter Wind blies
durch mein Haar. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Lucien tauchte vor mir
auf. Er starrte mich aus seinen schwarzen Augen an. Alles verschwamm. Bilder
rauschten durch
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