Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Sein
Zurückzucken verriet, dass auch er etwas gespürt haben musste.
Ohne mich erneut zu
berühren, hielt er seine Handfläche wenige Zentimeter über das Zeichen,
woraufhin die Haut darunter, wärmer wurde und schließlich angenehm zu brennen
begann.
Das Gefühl von Geborgenheit
breitete sich in mir aus, füllte mich mit Wärme und ich fühlte mich sicher,
beschützt und … geliebt.
Unsere Blicke trafen
sich. Das Dunkel seiner Augen begann sich langsam zu klären, wurde zu einem
stürmischen Blau, und schien immer mehr zu strahlen, bis es die Farbe eines
klaren Himmels an einem sonnigen Frühlingstag angenommen hatte. Nichts von den
Schatten, die ich einst als Spiegel seines düsteren Daseins gedeutet hatte, und
die den Glanz seine Augen getrübt hatten, war mehr geblieben.
Während ich wie
gebannt in das tiefe Saphirblau starrte, breitete sich das Prickeln, das an
meiner Hüfte begonnen hatte, über meinen gesamten Körper aus und ging tiefer
unter meine Haut. Nicht mehr fähig, das Bedürfnis ihn zu berühren und mich in
seine Arme zu schmiegen, länger zu unterdrücken, hob ich meine Hand und strich
mit meinen Fingern zaghaft über sein Gesicht. Es fühlte sich gut an. Es fühlte
sich richtig an.
„É unje sijal
plarjan, daj starji me cajieo.“, flüsterte er mit geschlossenen Augen, während
meine Fingerspitze die Konturen seiner Lippe nachfuhr. „Daju me
solflacas´feea!“
Da war es wieder.
Dieses eine Wort. Dieses Gefühl des ganz seins, des zu Hause seins.
Der Geborgenheit
folgten ein innerer Frieden und ein unbeschreibliches Verlangen nach diesem
Mann, das mich glauben ließ, ohne ihn nicht mehr leben zu können. Als wäre er
das Einzige, was mein Leben aufrecht erhalten könnte. Es war, als wären wir
eins, zusammengeschweißt durch eine höhere Macht.
Seelenverwandt.
In diesem Moment
trat Lena ins Zimmer, gefolgt von Gabe. Beide blieben erschrocken stehen.
Gleichzeitig brach Lucien den Kontakt ab, fluchte und war mit einem Satz
aufgesprungen, um so viel Distanz zwischen uns zu bringen, wie der Raum es zu
ließ.
Der plötzliche
Abbruch erschütterte mich. Es war, als hätte man mir die Luft zum Atmen
genommen. Ein heftiges Brennen in meinem Herzen, gefolgt von einem stechenden
Schmerz, ließ mich auf keuchen.
„Gib ihr was gegen
die Schmerzen!“, knurrte Lucien in Lenas Richtung, während er Gabe einen
finsteren Blick zuwarf. „Und dann bring sie hier raus!“ Seine Stimme war hart.
Sein plötzlicher Stimmungswechsel verwirrte und verletzte mich gleichermaßen.
Gerade eben, war da
etwas zwischen uns vorgefallen, was ich nicht in Worte fassen konnte und nun
war da eine Mauer, hart, kalt und undurchdringlich. Mit einem letzten Blick in
meine Richtung, die Maske des Kriegers aufgesetzt, verließ er das Zimmer.
Völlig perplex und
immer noch nach Atem ringend, starrte ich die Beiden an. Ja, ich hatte
Schmerzen, aber sie kamen nicht von meinen Wunden. Etwas war gerade passiert,
etwas hatte uns verbunden. Nicht körperlich oder geistig, wie bei Telepathie,
sondern auf einer anderen Ebene. Einer Ebene, die ich nicht beschreiben konnte.
Und nun, da Lucien
weg war, diese Verbindung irgendwie gekappt hatte, fühlte ich mich verlassen,
und zurück blieb ein Schmerz in meiner Brust, der so heftig war, als hätte er
ein Stück meiner Selbst herausgerissen und ein klaffendes Loch zurückgelassen.
Und ich wusste, dass kein Schmerzmittel der Welt, hier Linderung verschaffen
konnte.
Lena hielt eine
Spritze mit einer klaren Flüssigkeit in Händen und stand erwartungsvoll neben
dem Bett. Sie schien nichts Ungewöhnliches an Luciens Verhalten zu finden. Das
ließ mich darauf schließen, dass er wohl des Öfteren schlechte Laune hatte und
seine Mitbewohner nicht gerade mit Samthandschuhen anfasste oder aber, sie
wusste, was da gerade vorgefallen war.
„So, wo willst du
den Piecks?“ Sie klackte verheißungsvoll mit dem Zeigefinger gegen die Spritze,
sodass ein paar Tropfen der Flüssigkeit aus der langen Nadel traten.
Ich war
Krankenschwester, eine Jägerin, eine Kämpferin, … doch ich hasste Nadeln!
Allein der Gedanke, dass sich dieses spitze Metall durch meine Haut in mein
Fleisch bohrte, ließ mich erschauern.
„Es tut gar nicht
mehr weh.“, entgegnete ich und log somit, dass sich die Balken bogen.
„Keine Widerrede. Du
willst mir doch nicht den Spaß verderben!?“ Sie warf Gabe einen anzüglichen
Blick zu. „Ich liebe Doktorspiele!“
Ich sah sie
vorwurfsvoll an, deutete jedoch auf
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