Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
machte eine kurze Pause, bevor er darunter
weiterlas. „Sie allein birgt den Schlüssel, gezeichnet durch Sonne und Mond.
Das Schicksal gewährt eine Entscheidung. Die Liebe heißt Verzicht und wird
bestimmen, zwischen des einen Leben und des anderen Tod.“
Ich deutete auf den
fehlenden Abschnitt und sah ihn fragend an. „Was stand da?“
„Lange Zeit wussten
wir das selbst nicht. Bis wir den fehlenden Abschnitt gefunden haben.“ Er
blätterte um und deutete auf den fehlenden Schnipsel, der dort auf eine Leere
Seite geklebt war. „Eine Kriegerin, geboren, ein Ganzes zweier Seelen.“
Mein Gehirn
arbeitete auf Hochtouren. Mein Unglaube stritt alles ab, suchte nach rationalen
Erklärungen um dem Offensichtlichem zu entfliehen. Doch mein Instinkt sagte
mir, dass ich es war, von der die Prophezeiung sprach. Ich, gekennzeichnet
durch Sonne und Mond, eine Kriegerin, geboren, ein Ganzes zweier Seelen.
Schier unfähig, dies
alles auf einmal zu erfassen, schweiften meine Gedanken zu meiner
Gefangenschaft und stellten die Frage nach dem Schlüssel. „Aber ich habe keinen
Schlüssel!“, sagte ich nachdrücklich. Mehr zu mir selbst als laut.
„Und da liegt der
springende Punkt. Deine Unwissenheit und die Falschinterpretation deiner
Entführer, haben dir sozusagen das Leben gerettet. Es geht nicht um einen
Schlüssel im herkömmlichen Sinn. Es ist eine Metapher!“
Ich sah ihn verwirrt
an, hatte ich doch keine Ahnung was er mir sagen wollte.
„Eine Kriegerin,
geboren, gezeichnet durch Sonne und Mond. Du trägst das Zeichen der Wächter und
der Schwarzen Krieger. Du bist der Schlüssel, Mia.“ Sein Blick war fast
Ehrfürchtig.
„Aber was bedeutete
das? Was ist mein Schicksal?“
„Das weiß niemand.
Das Schicksal ist ein Mysterium. Manche glauben es ist unausweichlich,
vorbestimmt und man muss sich ihm hingeben, komme was wolle. Andere hingegen
glauben, dass man es beeinflussen kann, durch Entscheidungen die man trifft.
Und die Prophezeiung sagt: Doch eine vermag das Schicksal zu wenden.“
Ich dachte über
seine Worte nach, wobei mir seine zweite Theorie wesentlich besser gefiel.
„Wenn das Schicksal durch meine Entscheidungen beeinflusst wird, dann heißt
das, dass ich jetzt immer überlegen muss ob ich etwas richtig oder falsch
mache?“
„Es gibt kein
Richtig oder Falsch, Mia. Im Leben gibt es nur immer mehrere Möglichkeiten und
du musst wählen, welchen Weg du gehst.“
Ich sah ihn noch
immer verwirrt an. „Vielleicht ist es dann das Beste, ich setz mich einfach hin
und mache gar nichts. Dann muss ich keinen Weg wählen.“
Z schmunzelte. „Auch
dann hast du eine Entscheidung getroffen, nämlich die, nichts zu tun. Du musst
dir das Leben wie einen Fluss vorstellen. Er fließt unaufhörlich. Wir können
ihn nicht stoppen, doch wir können ihn lenken. Manche Entscheidungen sind so
klein wie Kieselsteine und beeinflussen den Lauf des Flusses nicht. Andere
hingegen sind riesige Felsbrocken und lenken den Fluss in eine andere
Richtung.“
Wenn er es so
formulierte, klang alles einfach und logisch. Na ja, nicht wirklich logisch,
aber hinnehmbar.
Mein Kopf spulte die
Prophezeiung immer wieder ab und suchte nach Hinweisen, Fakten, Antworten, …
Irgendetwas, mit dem ich was anfangen konnte. „Was bedeutet: Die Liebe heißt
Verzicht und wird bestimmen zwischen des einen Leben und des anderen Tod?“
Z zuckte mit den
Schultern. „Es könnte vieles bedeuten. Prophezeiungen umschreiben des Öfteren
Dinge. So könnte zum Beispiel mit Saft des Lebens, Blut, aber auch Wasser oder
Regen gemeint sein. Leben und Tod könnten auch Gegensätze bedeuten. Wie Sieg
und Niederlage, Aufstieg und Abfall.“ Sein Gesichtsausdruck verriet
Verärgerung. „Leider wissen wir solche Dinge nicht genau!“
Ich seufzte. Ich
hatte so gehofft etwas über diese Prophezeiung herauszufinden, und nun, wo ich
wusste wie sie lautete, wäre mir lieber, ich hätte es nie erfahren.
„Wie alt bist du Z?“
Ich musste meine Gedanken umlenken, um nicht noch mehr Verwirrung zu erhalten.
Ich wollte Antworten.
Zanuk schien
überrascht über meine Frage und den abrupten Themenwechsel. „Ahm, 710 Jahre!“
„Das ist alt!“,
brachte ich hervor, während ich ihn prüfend musterte. Er sah aus wie 30. Alle
sahen aus wie 30, höchstens 35.
Er schmunzelte.
„Nein, für unsere Verhältnisse bin ich eigentlich sehr jung. In Amerika gibt es
einige die noch jünger sind, aber…“
„Was meinst du mit
Amerika?“, unterbrach ich ihn.
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