Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
ihm.
Als er ein Stück
näher rutschte und seine Hand nach mir ausstreckte, versuchte ich nichts zu
fühlen. Nicht die sanfte Berührung seiner Finger, die sich unter mein Kinn
legten, nicht die Hitze, die seine Haut auszustrahlen schien und nicht das
Ziehen in meinen Lenden, das nach mehr verlangte. Verbissen schloss ich die
Augen und musste mir eingestehen, dass ich nicht seine Kraft hatte, um meine
Emotionen in eine Ecke zu schieben, wo sie eingekerkert wären, umschlossen von
einem schützenden Wall der Gefühllosigkeit.
„Sieh mich an, Mia!“
Zaghaft folgte ich seiner Bewegung und blickte in seine Augen, in denen pures
Schuldgefühl lag. „Ich könnte dich niemals hassen, dich niemals verletzen!“
Seine Worte klangen wie ein heiliges Versprechen und wieder einmal waren es die
Gegensetzte an ihm, die mich verwirrten.
Als sein Daumen über
meine Lippe glitt und meine Wunde streifte, zuckte ich leicht zurück.
Augenblicklich spiegelte sich mein Schmerz in seinem Gesicht wieder und ein kurzes
Aufflackern von Wut war zu erkennen. Nun verstand ich, dass diese Wut nicht
gegen mich gerichtet war, sondern einzig und allein der Tatsache galt, dass ich
verletzt wurde.
„Ich war kurz davor
auf Aeron loszugehen, als ich sah wie das passierte.“ Bei dem Gedanken bekam
seine Stimme einen bedrohlichen Unterton.
„Es war mein Fehler.
Ich war nicht ganz bei der Sache.“, sagte ich entschuldigend.
„Seine Faust war in
deinem Gesicht. Mehr muss ich nicht wissen.“
„Er hat nicht fest
zugeschlagen.“
„Gott bewahre ihn.
Ich habe schon wegen weniger getötet!“
Ich glaubte ihm aufs
Wort.
Er betastete erneut
meine Lippe. Nun etwas vorsichtiger. „Erlaubst du mir dich zu heilen?“
Ich nickte, unfähig
den Blick von diesen wunderschönen tiefen blauen Augen abzuwenden.
Als er sich langsam
in meine Richtung beugte, begann mein Herz schneller zu schlagen und entgegen
aller vernünftigen Vorsätze, machte sich Hoffnung in mir breit. Eine Hoffnung
die ich, so wurde mir nun bewusst, immer verspüren würde. Die ich nie verlieren
würde, egal wie oft ich auf Ablehnung stieß.
„Schließ die
Augen!“, flüsterte er, nur mehr wenige Zentimeter von mir entfernt.
Ich spürte seinen
Atem auf meiner Wange und sein süßer Duft umhüllte mich, wie eine verlockende
Versuchung, bevor seine weichen Lippen die Meinen berührten. Es war so sanft,
nur ein Hauch, und doch waren die Gefühle, die durch diese Berührung in mir
ausgelöst wurden, atemberaubend. Als seine Zunge über meine Wunde glitt, ging
ein Zittern durch meinen Körper und ein Kribbeln begann sich über mein Gesicht
ausbreiteten. Wärme schien mich zu überfluten und sammelte sich an den erogenen
Regionen.
Als er seine Lippen
löste, entwich mir ein frustriertes Stöhnen. Ich wollte von ihm kosten, ihn
schmecken. Bei diesem Gedanken wurde mein Mund trocken und meine Zunge strich
über meine Lippen, an denen sein unwiderstehlicher Geschmack haftete.
Die Augen immer noch
geschlossen, hörte ich wie Lucien geräuschvoll Luft holte. „Resistanje dajir
lu, é unje plarjan.”, flüsterte er, und seine melodische, tiefe Stimme
vibrierte in meinem Körper.
Gerade als ich einen
Blick wagen wollte, legten sich seine Lippen erneut auf die meinen. Vorsichtig,
zaghaft, als hätte er Angst mich zu verletzen. Ich strich mit meiner Zunge über
seine Lippen, bittete um Einlass und als sich diese öffneten und sein Geschmack
auf mich überging, entfuhr mir ein erleichtertes Seufzen. So musste das
Paradies schmecken. Süß, verheißungsvoll und überaus männlich. Eine nie geahnte
Leidenschaft überkam mich. Der Drang ihn zu fühlen war fast schmerzlich. Mit
jeder Faser meines Körpers sehnte ich mich nach ihm. Brauchte ich ihn.
Meine Handflächen
legten sich auf seine Schultern und strichen langsam über sein Brustbein nach
unten. Seine Muskeln spannten sich unter meinen Fingerspitzen und zuckten bei
jeder meiner Bewegungen. Gleichzeitig wurde sein Kuss fordernder,
leidenschaftlicher.
Doch als meine Hand
über sein Herz strich, das im Einklang mit meinem zu schlagen schien, hielt er
inne.
Sein Atem ging
angestrengt und ich spürte sein Verlangen, das drohte seine Kontrolle zu
durchbrechen.
„Das ist nicht
richtig Mia.“, flüsterte er.
„Es fühlt sich aber
richtig an!“, entgegnete ich.
Mein Blick war
vernebelt, genauso wie meine Gedanken, und ich glaubte in seinen Augen schwarze
Schlieren zu sehen. Sie erinnerten an Schatten, die das Mondlicht in
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