Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
und Gefühle erfahren wollte.
„Zum Beispiel, ja.“
„Würdest du Raoul
als einen Freund bezeichnen?“
Auf meiner Stirn
bildeten sich Falten und ich fragte mich insgeheim, was das eine mit dem
anderen zu tun hatte, dennoch antwortete ich. „Ja.“
„Schläfst du mit
Raoul?“
„Nein!“, gab ich
entsetzt von mir.
„Also schläft man
nicht mit Freunden!“
„Nein!“
„Aber du warst mit
Gabe zusammen!“ Ein leises Knurren schien über seine Lippen zu gleiten, bevor
es wieder aus seiner Stimme verschwandt. „Also ist er mehr als nur ein Freund!“
„Nein, … ja …“
Scheiße! Nervös, über den Verlauf unseres Gespräches, setzte ich mich etwas
auf.
„Liebst du ihn?“
Seine Stimme war nun dunkel. Ein Spiegel seiner Gefühle, die er mit aller Macht
zurückdrängte.
„Warum fragst du
mich das?“
Ich hörte das
Knacken des Holzes, als sich seine Finger um die Sessellehne schlossen, spürte
die Anspannung, die er nicht mehr verbergen konnte, und die Macht, die dieser
Mann in sich trug, und die er stets hinter einer dicken Barriere verbarg. „Weil
ich einen Grund brauche, gegen meine Instinkte, diesem Mann den Kopf
abzuschlagen, anzukämpfen!“
Erschrocken krallten
sich meine Finger in die Laken. „Das meinst du nicht ernst.“, brachte ich mit
zittriger Stimme hervor.
Unvermittelt stand
Lucien auf, drehte sich blitzschnell zu mir um und stierte mich aus schwarzen
Augen an. Unzählige Emotionen huschten über sein Gesicht, als wäre es ein
Schlachtfeld, auf dem Verstand und Gefühl sich einen unerbittlichen Kampf
lieferten.
Bei der bloßen
Vorstellung, den Mann, den ich auf seltsame Weise liebte, durch den Mann, dem
mein Herz und meine Seele gehörten, zu verlieren, stahl sich eine Träne aus
meinen Augen.
„Das ist Grund
genug!“, knurrte er mit einer Mischung aus Zorn und Traurigkeit. „Ich habe dir
gesagt, ich könnte nie etwas tun, was dich verletzt. Ich halte mein Wort!“
Wut stieg in mir
auf. Und mit ihr kamen die Worte schneller aus meinem Mund, als dass ich über
sie nachgedacht hätte. „Du hast keine Ahnung was das Wort verletzten bedeutet!
Du hast keine Ahnung, dass Seelenqualen tausendmal mehr schmerzen als Wunden!
Du hast diese Frau gefickt. Ihr Blut getrunken!“ Ich konnte sehen, wie sich
meine Worte in seine Seele bohrten; wie die Schneide eines Messers, das mit
Schmerz und Schuldgefühl getränkt war.
„Ich habe nur meinen
Instinkten freien Lauf gelassen!“, knurrte er. „Du jedoch, hast nicht dein
Verlangen gestillt, du hast dein Herz verschenkt!“
„Nein, Lucien. Mein
Herz gehört jemandem, der es offensichtlich nicht haben will. Ich habe nur den
Schmerz, den mir ein anderer zugefügt hat, und der mich in den Wahnsinn
getrieben hätte, mit Zuneigung gestillt.“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals,
Tränen brannten in meinen Augen. „Aber das kannst du nicht verstehen, denn du
versteckst dich hinter einer kalten, gefühllosen Mauer. Verkriechst dich in
deinem Inneren und lässt keinen an dich ran!“
Sein Gesicht war
gezeichnet von unterdrücktem Zorn, der dabei war an die Oberfläche zu drängen,
und schließlich, durch einen Fausthieb gegen die Mauer in seinem Rücken, zum
Vorschein kam. Der laute Aufprall ließ mich zusammenzucken. „Ich wünschte ich
wäre so kalt und gefühllos, wie du mich beschreibst", zischte er,
"denn dann wäre es mir scheißegal, wer zwischen deinen Beinen zu liegen
kommt!“
Seine Worte trafen
mich wie ein Fausthieb. Es klang als würde er über eine Hure sprechen, die
ihren Männerverschleiß nicht mehr zu zählen vermochte. Plötzlich wie betäubt,
stieg ich aus dem Bett und ging Richtung Tür.
„Mia, ich …“
Ich schüttelte nur
den Kopf, verbarg meine Tränen und stieg die Treppe hinauf in mein Zimmer.
Unter dem heißen
Wasser der Dusche zitterte mein Körper vor Kälte und Schmerz. Luciens Worte,
waren wie Peitschenhiebe die auf mein Herz zielten, meine Seele zum Schreien
brachten und das Gefühl der Leere, von dem ich einst beherrscht wurde, erneut
erweckten.
Wie ferngesteuert
zog ich frische Sachen an und fand mich in dem Sessel, von dem aus man die
riesige Eiche sehen konnte, wieder.
Die ansonsten grünen
Blätter waren in schöne Farben getaucht. Gold, Rot und Braun verrieten, dass es
schon Herbst war, der Vorbote des Winters, der die Landschaft in wenigen Wochen
in ein schönes Weiß hüllen würde, das die Umgebung immer friedlicher erscheinen
ließ. Ein vorgetäuschter Frieden, wie ich nun wusste. Mit
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