Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
dem Kürzerwerden der
Tage, wurden die Nächte länger, und somit würden Deadwalker mehr Zeit auf den
Straßen verbringen, um unschuldige Menschen auszusaugen.
Bei dem Gedanken
spürte ich wieder meinen eigenen Durst. Dank Lucien waren meine Wunden zwar
vollständig verheilt, aber das Glas Blut, das er mir gegeben hatte, war nichts,
womit ich meinen Blutverlust ausgleichen konnte.
Müde und ausgelaugt
zog ich meine Knie an, schlang meine Arme darum und ließ meinen Kopf, in dem
Luciens letzte Worte immer und immer wieder hallten, darauf nieder.
Ich habe meinen
Instinkten freien Lauf gelassen! Du hast dein Herz verschenkt! Scheißegal, wer
zwischen deinen Beinen zum liegen kommt!
Obwohl jedes
einzelne Wort schmerzte, versuchte ich rational zu denken, und kam zu dem
Schluss, dass er mich im Grunde nicht kränken, sondern sich selbst schützen
wollte. Dieser Mann hatte nach Jahrhunderten der Emotionslosigkeit, plötzlich
das Gefühl angreifbar zu sein.
Ich bin nicht das
was ich dir wünsche! Ich werde nie der sein, den du verdienst!
Die Leere in mir
füllte sich mit Kälte, die einem das Gefühl gab, nie wieder zu vergehen. Es war
wohl an der Zeit, meinen Entschluss, von hier zu verschwinden, in die Tat
umzusetzen. Und auch wenn allein der Gedanke daran, ein Zittern durch meinen
Körper schickte und meine Seele vor Unwillen schrie, erhob ich mich, zog meine
Stiefel an, verstaute die zwei Dolche darin und durchquerte das Zimmer. Beim
Hinausgehen schnappte ich mir meine Jacke, verdeckte mit ihr das
Schulterhalfter mit dem Messer und machte mich auf den Weg in die Zentrale.
Ich hatte noch eine
Rechnung offen und meine derzeitige Gemütslage war eine hervorragende Basis, um
diesem sadistischem Vampirarschloch gegenüberzutreten und diese zu begleichen.
Im Treppenhaus war
alles ruhig, selbst aus Luciens Zimmer war nichts mehr zu hören. Die große
Eingangshalle stand leer. Schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg ins
Unterirdische Labyrinth.
Als ich um die
letzte Ecke bog, konnte ich Tate und Lucien durch die riesige Glasfront der
Zentrale sehen. Feig wie ich war, wollte ich gerade meine Pläne ändern und
Kehrt machen, doch in dem Moment hob Tate den Kopf und nickte mir freundlich
zu. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen, während ich meine Beine dazu zwang,
ruhigen Schrittes weiter zu gehen, und durch die Schiebetür zu treten.
„Wie ich sehe geht
es dir besser.“, meinte Tate und musterte mich kurz.
„Ja, danke, alles
wieder heil.“
„Du hast uns gestern
einen ziemlichen Schrecken eingejagt.“
Ich zwang meine
Lippen zu einem erneuten Lächeln. Heute war Dauergrinsen angesagt. „Na, darin
bin ich mittlerweile ja wohl schon Meister.“, antwortete ich ohne richtig auf
ihn zu achten.
Meine Aufmerksamkeit
galt Lucien, bei dessen Anblick mein Herz kurz aussetzte.
Warum nur, musste er
so verdammt gut aussehen.
Mit langen Schritten
ging er im Raum auf und ab und telefonierte dabei ohne in meine Richtung zu
blicken.
Wütend über die
Auswirkung seines bloßen Anblicks, hätte ich am liebsten mit dem Fuß auf den
Boden gestampft. Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf Tate. „Habt ihr
schon was von Alexej erfahren?“
Tate warf Lucien
einen kurzen Blick zu, der hatte sich jedoch in die hinterste Ecke
zurückgezogen und starrte auf einen Punkt an der Wand, während er noch immer
das Handy am Ohr hatte.
„Ich hab ein
bisschen in seinen Erinnerungen gewühlt.“, meinte er nach kurzem Zögern.
„Lucien telefoniert gerade mit einem Anwesen in den Staaten. Er wird dir dann
alles Weitere sagen.“
Ich blickte zu
Lucien, der noch immer auf die Wand starrte.
„Ich möchte ihn
sehen!“, sagte ich nun.
Tate schluckte schwer
und sah mich mit aufgerissenen Augen an. „Ahm, … ja … also … ich weiß nicht …“,
stammelte T und warf Lucien, der es nun der Mühe wert fand, sich uns
zuzuwenden, einen hilfesuchenden Blick zu.
„Jetzt!“, betonte
ich und heftet meine Augen auf Tate.
Wieder blickte Tate
zu Lucien, der sein Telefongespräch nun beendete. Ich machte mich auf einen
Streit bereit, doch Lucien seufzte nur, fast unhörbar, und steckte sein Handy
ein. „Ich bring dich zu ihm.“ Mit diesen Worten ging er schon Richtung Tür.
Ich warf noch einmal
einen letzten Blick auf Tate, der mit den Schultern zuckte, und folgte Lucien
nach draußen.
Wir gingen Richtung
Trainingshalle, als Lucien seinen Schritt verlangsamte und unser Schweigen
brach. „Wir bringen ihn nach
Weitere Kostenlose Bücher