Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
eine
Menschengruppe gegangen und die Gerüche hätten sich, ohne sein Zutun, an seine
Kleidung geheftet.
Als Lucien meine
Anspannung merkte, ließ er mich los und seufzte. „Hattest du eine nette Zeit?“
„Ja, … danke.“ Ich
entfernte mich ein paar Schritte. „Du auch?“, fragte ich, ohne ihn anzusehen.
Er antwortete nicht. Also öffnete ich meine Zimmertür und wollte eintreten.
„Asron, hat er dir
etwas erzählt?"
Ich hielt inne. „Er
hat mir viel erzählt. Meinst du etwas Bestimmtes?“ Nun wagte ich einen Blick
über meine Schulter.
Lucien stand noch
immer an derselben Stelle. Seine Miene war unergründlich, doch ich spürte
seinen inneren Aufruhr.
„Meinst du etwas
Bestimmtes?“, wiederholte ich.
Lucien bewegte sich
keinen Millimeter. Nur er vermochte dazustehen, wie aus Stein gemeißelt, einer
griechischen Götterskulptur gleich: Wunderschön, rätselhaft und atemberaubend.
„Willst du mir etwas
sagen?“, fragte ich nun zögernd.
Diesmal schüttelte er
den Kopf. Ohne mich anzusehen, ging er zu seiner Zimmertür und meinte: „Gute
Nacht Mia.“, bevor er darin verschwand.
„Ja, gute Nacht.“,
flüsterte ich und schloss ebenfalls meine Tür.
Nachdem ich
stundenlang in dem Bett gelegen hatte und die mit Gold verzierte Decke
begutachtete, war ich nur in einen leichten Schlaf gefallen, der mir nichts als
Alpträume bescherte. Verzweifelt versuchte ich aufzuwachen, während ich immer
wieder den Schmerz an meinem Hals spürte, in dem sich Alexej festgebissen
hatte. Daraufhin folgte ein Bild von Lucien, wie er mich wegschickte und mir
sagte, ich solle nicht wieder kommen. Es war einer der Träume, in denen ich
wusste, dass ich träume, und doch war es mir nicht möglich in die Wirklichkeit
zurückzukehren.
Ich rannte, spürte Verzweiflung
und Schmerz, wusste jedoch nicht, ob ich vor etwas floh oder ob ich ein Ziel
anstrebte. Überall waren Schreie zu hören, Füße trampelten über harten Boden
und das Dröhnen von Explosionen hallte in meinen Ohren.
Hilflos sträubte ich
mich gegen mein Unterbewusstsein, das mich gefangen hielt.
Irgendwann spürte
ich schließlich eine leichte Berührung, gefolgt von einer bleiernen Schwere,
die sich über mir ausbreitete. Dann fiel ich in einen tiefen ruhigen Schlaf,
und dankte Gott, dass ich es geschafft hatte, meinen Alpträumen zu entkommen.
Seltsam erschöpft,
blinzelte ich und fragte mich, wieso sich meine Lider nicht öffnen ließen. Ein
Griff in mein Gesicht verriet mir, dass etwas Kühles und Feuchtes, auf meiner
Stirn lag und bis über meine Augen hing. Ich entfernte das Tuch und war mit
einem Mal hell wach.
Lucien saß in dem
Stuhl, der an der anderen Zimmerseite an der Wand stand und seine Füße ruhten
auf dem kleinen Tisch davor. Reflexartig zog ich die Decke bis unter mein Kinn.
Bei dieser Geste,
zog er leicht seine Augenbrauen nach oben und musterte mich. „Du hast geschrien,
im Schlaf. Also hab ich an deine Tür geklopft, … du hattest Alpträume.“ Seine
Stimme klang gleichgültig, als würde er mir ein Kuchenrezept herunterleiern.
Seine angespannte Körperhaltung verriet jedoch, dass dem nicht so war.
Ich nickte kurz.
„Als ich dich wecken
wollte, hast du um dich geschlagen, da habe ich dich in leichte Trance
versetzt.“
Ich warf einen Blick
auf die Tür, da ich mir sicher war, dass ich sie verschlossen hatte, bevor ich
zu Bett ging. Sie sah nicht aus, als hätte sie wer gewaltsam aufgebrochen.
Lucien folgte meinem Blick und da ging die Tür langsam auf und wieder zu.
Das Einrasten des
Schlosses war zu hören. Ich starrte wieder zu Lucien der nur lässig mit den Achseln
zuckte. „Die Schlösser taugen nichts.“
Sein Blick ruhte
noch immer auf mir. Ich kam mir seltsam verletzlich vor und war mir seiner Nähe
zu bewusst.
Er deutete auf das
silberne Essenstablett, das mit Weißbrot, Marmelade und Orangensaft beladen,
vor seinen Füßen stand. „Du solltest etwas essen.“, meinte er, nahm die
Edelstahlkanne und schenkte in eine zierliche Tasse mit Goldrand ein.
Sofort füllte sich
meine Nase mit einem herrlichen Aroma, gut geröstet, frisch gebrüht.
"Kaffee?"
Er nickte. „Schwarz?"
Ich nickte
ebenfalls, und er nahm die Tasse samt Untertasse und kam zu mir ans Bett.
Sein geschmeidiger
Gang und die Anmut, mit der sich dieser riesige Mann bewegte, ließ ein Kribbeln
durch meinen Körper strömen. In seinen großen Händen wirkte die Tasse wie
Puppenspielzeug. Doch es war der Gedanke an die Gefühle, die diese
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