Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
drang so laut durch meine Gedanken, dass ich schon glaubte ihn zu
hören, ihn ausgesprochen zu haben. Doch das einzige Geräusch in der absoluten
Stille, waren meine eigenen Schritte und mein unregelmäßig keuchender Atem, der
stoßweise aus meinen Lungen trat, und kleine Wölkchen vor meinen bebenden
Lippen bildete.
Im
nächsten Moment erstarrte ich. Die Zeit schien still zu stehen; mein Herz
auszusetzen und mein Atem abzuflachen.
Mein
ganzes Sein konzentrierte sich auf mein Gegenüber, die Gestalt, die aus den
Schatten trat, den Mann, der in Mondlicht getaucht, vor mir stand.
„Lucien!“,
flüsterte ich.
Seine
Augen waren wie geschliffene Opale, schwarz, glänzend und doch ohne
Lichtreflexe. Sie schienen die Dunkelheit in sich aufzunehmen, sich von den
Schatten zu nähren und durchbohrten mich mit einer Intensität, die mich
erschrocken zurückweichen ließ.
Als mein
Blick auf seine Schultern fiel, trat ein erstickter Laut aus meiner Kehle.
Blut
quoll aus einer klaffenden Wunde an seinem Oberarm, lief über seine Haut und
tropfte unaufhörlich zu Boden. Augenblicklich wurde ich in meine Träume
katapultiert. Hörte das stetig lauter werdende Tropfen, das meine Sinne
beherrschte und mich an sich zu reißen schien.
„Oh mein
Gott!“, flüsterte ich und starrte auf die immer größer werdende schwarze
Blutlacke auf dem kahlen Asphalt. Übelkeit stieg in mir auf. Ein Gefühl des
Schmerzes und des Schreckens zog mir den Magen zusammen und schnürte mir die
Kehle zu.
Ungerührt
von meinem Schock, und wie es schien, auch von seiner Verletzung, starrte er
mich weiterhin an und rührte sich keinen Millimeter. Die einzige Reaktion, der
einzige Beweis, dass er keine eingefrorene Statue war, waren die Falten, die
sich nun auf seiner Stirn und zwischen seinen perfekt geschwungenen Augenbrauen
bildeten und seinem Blick eine Mischung aus Verwunderung und Wut verliehen.
Ein
plötzlich auftretender Lichtreflex, lenkte meine Aufmerksamkeit in den hinteren
Teil der Gasse, und erneut durchflutete Adrenalin meinen Körper.
Im Schein
des Mondes kauerte eine weitere Gestalt, die plötzlich aufsprang und sich mit
ungewöhnlich schnellen Bewegungen und erhobener Klinge auf Lucien stürzte.
Nackte
Angst überrollte mich wie eine Schockwelle. Eine Angst, wie ich sie noch nie
zuvor erlebt hatte. Angst, Lucien, diesen Mann, diesen Fremden, zu verlieren.
„Nein!“,
schrie ich, während ich feststellte, dass meine Handfläche zu brennen begann,
als würde ich ein glühendes Eisen umklammern. Ohne mir im Klaren darüber zu
sein, was ich tat, schoss meine Hand nach vor. Begleitet von einem scharfen
Schmerz, bildete sich eine Art Energie, die in Form eines gleißenden Blitzes
aus meinen Fingern kam, Lucien nur knapp verfehlte, und den Angreifer mitten in
die Brust traf.
Völlig
geschockt starrte ich in die Dunkelheit, auf die regungslose Gestalt, die ich …
ja was? Mit Licht erschlagen hatte?
Mit
schreckgeweiteten Augen blickte ich auf meine zitternden Hände, die mir
plötzlich fremd vorkamen.
Ich hörte
das deftige Fluchen des Mannes, dessen Näherkommen ich im Inneren spürte,
während ich meine Finger bewegte, sie zur Faust ballte und wieder öffnete.
Keine Brandblasen, keine Hitze, nichts deutete darauf hin, dass dies, was ich
gerade gesehen hatte, auch wirklich passiert war.
Verzweifelt
kämpfe ich gegen die drohende Ohnmacht an und versuchte die Lichtpunkte, die
vor meinen Augen tanzten, wegzublinzeln.
„Wie
heißt du?“ Seine Stimme hatte einen rauen herrischen Befehlston, der seine
Wirkung nicht verfehlte und mich zusammenzucken ließ.
„Mia“,
antwortete ich wie in Trance und blickte auf.
Lucien,
der nur mehr wenige Schritte von mir entfernt stand, sah mich fragend an und
trat noch näher.
So nah,
war seine Statur beeindruckend, beängstigend. Meinen Kopf in den Nacken legend,
um seinem Blick zu begegnen, schätzte ich ihn auf zwei Meter, mindestens.
Beeindruckt von der Kraft und Ausstrahlung dieses Mannes, war es mir unmöglich
meinen Blick abzuwenden.
„Du bist
eine von Ihnen!“, zischte er, schüttelte aber ungläubig den Kopf. „Das ist
nicht möglich!“
Sein
Blick durchbohrte mich, brachte mein ganzes Sein ins Schwanken, schien bis in
meine Seele zu reichen, meine Leere zu erfassen und die Dunkelheit aus mir
herauszusaugen, als wolle er mich davon befreien.
Verwirrt
und erschrocken über den plötzlichen Drang mich ihm hinzugeben, stolperte ich
rückwärts, wich seiner Hand, die schon fast
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