Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
kam, ich von hinten fast erstochen wurde
oder jemand mich zu verfolgen schien.
„Nein!“,
schrie ich. „Das ist alles nur ein Traum. Ich muss aufwachen.“ Alle starrten
mich an.
„Mia, ich
erklär dir alles, lass uns nur vorher verschwinden.“, sagte Gabe mit bemüht
ruhiger Stimme. Doch auch wenn er mein Gesicht zärtlich zwischen seine Hände
nahm und ruhig wirkte, konnte er die Anspannung nicht verbergen, die in ihm
wütete. „Du musst mir jetzt vertrauen!“
Ich
nickte und rief mir in Gedanken, dass ich mich bei ihm sicher fühlen konnte.
Gerade als ich meinen Kopf gegen seine Brust lehnen wollte, um kurz zu verschnaufen
und meine drohende Ohnmacht zu bezwingen, ertönten Schüsse und ein Kugelhagel
ging über unsere Köpfe hinweg.
Ein Mann
krümmte sich und griff auf seine Schulter, wo seine Jacke zerfetzt war und Blut
das abgenutzte dunkle Leder Schwarz färbte. „Scheiße!“, stieß er zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor, bevor Gabe mich am Arm packte und alle zu
rennen begannen.
„Los! In
Deckung!“, hörte ich einen schreien.
Weitere
Kugeln sausten durch die Luft, krachten in den Asphalt zu unseren Füßen oder
trafen die Mauer hinter uns, wo sie Gesteinsbrocken herausrissen, sodass Geröll
auf uns niederprasselte und die Luft mit Staub vermischt wurde.
„Die
wollen uns nur aufscheuchen. Sonst hätten die uns längst erledigt.“, sagte der
Große zu Gabe.
„Die
wollen Mia lebend!“, meinte ein anderer.
Lebend?!
Ich hatte
keine Zeit mehr mir Gedanken über das Alles zu machen. Gabe zerrte mich mit
sich, als wäre der Teufel hinter uns her. Wir rannten durch die Dunkelheit, bis
die Schüsse hinter uns verhallten.
Ich hatte
alle Mühe, nicht über Bordsteinkanten oder sonstige Hindernisse zu stolpern.
Meine Füße brannten und mein Schädel war kurz vor dem zerspringen. Der einzige
Grund, warum ich weiterzulaufen schien, war der hohe Adrenalinspiegel in meinem
Blut und der Umstand, dass Gabriel seinen Griff keine Sekunde lockerte und mich
wie eine Stoffpuppe mit sich zerrte.
Die
Tatsache, dass nun nicht mehr auf uns geschossen wurde, ließ mich hoffen. Doch
als wir um die nächste Ecke bogen, brach plötzlich das totale Chaos aus. Es
schien, als hätten dort Männer auf uns gewartet, als wären wir getrieben
worden, hier her, wo sie sich nun auf uns stürzten, wie wild gewordene Tiere.
Energie
tränkte die Luft, Blitze erhellten die Umgebung, Kugeln schwirrten in alle
Richtungen und Kampfgebrüll hallte durch die Nacht als wäre ein Krieg
ausgebrochen.
Gabriel
schleppte mich weiter und wehrte dabei Männer ab, ohne diese auch nur zu
berühren. Allein durch Handbewegungen ließ er sie durch die Luft fliegen und
gegen Mauern prallen, wo sie regungslos liegen blieben.
Es schien
ihm zu gelingen uns einen Weg durch das Gemetzel zu bahnen, während die anderen
Männer unsere Gegner aufzuhalten versuchten.
Mein
Verstand arbeitete auf Hochtouren und wollte einfach nicht begreifen, was da
gerade vor sich ging. Mein Blick glitt über ein Schlachtfeld, voller Blut,
Schutt und Asche. Gewalt schwängerte die Luft und machte mir das Atmen fast
unmöglich.
Unerwartet
strauchelte Gabe, wobei ich unsanft gegen seinen Rücken prallte und er auf
seine Knie viel. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich über ihn
stolperte, als er: „Lauf!“, schrie und seine Stimme mit einem Röcheln abbrach.
Sein
Anblick raubte mir jeden Gedanken, riss mir das Herz aus der Brust und
schleuderte mich in den unbarmherzigen Griff der nackten Angst, die mir jeden
Moment den Boden unter den Füßen wegziehen würde.
Eine Hand
auf seinen Bauch gedrückt, sah er mich aus schreckgeweiteten Augen an, während
Blut sein Hemd tränkte und den weißen Stoff rasend schnell rot färbte.
„Nein!“,
schrie ich, packte ihn und wollte ihn wieder auf die Beine stellen. „Steh auf!
Wir müssen weg hier!“ Meine Stimme war flehend, erstickt von den Tränen die
über meine Wangen liefen. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich seinen
Schmerz, der durch unsere Berührung wie unzählige Messerstiche in meinen Körper
drang, zu ignorieren. „Bitte, Gabriel, steh auf!“ Verzweifelt zerrte ich an
seinem Hemd das wie ein rotes Tuch auf seinem Leib klebte.
Purer
Schmerz stand in seinen Augen. Ein Schmerz der nicht nur körperlich war,
sondern von seiner Seele zu kommen schien.
„Es tut
mir so leid, Mia!“, flüsterte er mit leiser, gebrochener Stimme. „Ich habe
versagt!“
„Gabriel,
bitte bleib bei mir!“
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