Mias verlorene Liebe
Recht auf ein erfülltes Leben absprechen, nachdem sie so früh Witwe wurde.“
„Nur eben nicht mit deinem Vater, stimmt’s?“
„Nicht in der Art, wie das Ganze ablief …“
„Und wie hätte es ablaufen sollen, um deine Billigung zu finden?“
Nervös trat Mia von einem Fuß auf den anderen. „Es ist ja nicht so, dass ich die Ehe meiner Eltern zur perfekten Ehe stilisiert hätte …“
„Gibt es so etwas überhaupt?“, bemerkte Ethan trocken. „Wenn ich die Ehen um mich herum so betrachte, scheint man von Glück sagen zu können, wenn sich zehn Prozent Übereinstimmung finden.“
„Was für eine zynische Haltung!“
„Ach! Und das von der Frau, die es nicht einmal ertragen kann, den Namen ihres Vaters und den meiner Mutter in einem Atemzug zu nennen!“
Seine Mutter – die zweite Frau ihres Vaters.
Mia wusste einfach nicht mehr, was sie glauben sollte …
Ethan behauptete, seine Mutter und Mias Vater hätten sich erst kennengelernt, als Mia ins Internat ging, und Mia hielt an ihrer Überzeugung fest, nach Southlands geschickt worden zu sein, weil William bereits ein Verhältnis mit Grace Black hatte.
Und wenn ich mich die ganze Zeit getäuscht habe?
Egal, die Tatsache, dass die beiden ein Paar waren, bevor Mias Mutter starb, blieb bestehen.
Unwillig schüttelte Mia den Kopf. „Ethan, irgendwie kommen wir vom Thema ab.“
„Vielleicht deshalb, weil nicht ganz klar ist, worum es eigentlich geht. In einem hast du allerdings recht: Die Ehe deiner Eltern war alles andere als perfekt. Eigentlich war sie ziemlich …“ Unwillkürlich hielt er inne.
„Ja? Sprich doch weiter …“
„Ach, egal“, murmelte Ethan. Er wandte sich ab. „Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass dein Vater dich immer geliebt hat – und das hatte überhaupt nichts mit seiner Ehe zu tun. William hat sein Haus geradezu mit Fotos von dir tapeziert – und nicht nur das in London, nein: auch die Villa in Südfrankreich, das Apartment in New York, seinen Besitz in Antigua …“
„Wie unangenehm für dich!“
„Darum geht es hier nicht. Würde William dich nicht lieben, täte er das nicht.“
Ethans Argumentation ist wirklich überzeugend, das muss ich ihm wirklich lassen. War sie aber auch so überzeugend, dass sie wirklich am Nachmittag mit ihm nach Südfrankreich fliegen würde?
Eigentlich hatte sie am Wochenende genügend gebacken, um ihre wöchentlichen Lieferungen abzudecken. Das Café war heute geschlossen … außerdem würden Dee und Matt auch ein paar Tage ohne sie zurechtkommen.
„Einverstanden, Ethan“, stimmte sie seufzend zu. „Du kannst den Flug buchen … ich kann aber nicht lange …“
„Du hast England noch nicht einmal verlassen … da fängst du schon mit irgendeinem Wenn und Aber an.“ Ethan bemühte sich, seine Genugtuung über Mias Kapitulation nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
„Und wie wirst du meinen Vater über meine Ankunft informieren?“
„Durch meine Mutter natürlich.“
„Natürlich.“
Ethan presste die Lippen zusammen bei Mias Sarkasmus. „Wenn du einen anderen Vorschlag hast, der William einen erneuten Herzinfarkt erspart, können wir diesem gern folgen.“
Mia überlegte kurz, dann gab sie sich geschlagen. „Du hast recht.“
„Kopf hoch, Mia! Betrachte es als deine gute Tat des Jahres.“
„Du hast wirklich keine sehr hohe Meinung von mir!“
„Das würde mir gar nicht zustehen.“
„Am Freitag schien dir mein Charakter aber ziemlich egal zu sein.“
Wenn Ethan ehrlich war, fühlte er sich ertappt. In Mias Nähe zu sein, ihre Ausstrahlung zu spüren, trieb ihm auch jetzt wieder das Blut in die Schläfen. Am liebsten hätte er ihr das Kostüm vom Leib gerissen und sich mit ihr auf dem Teppich herumgewälzt – und damit die Chance verspielt, sie tatsächlich mit nach Südfrankreich zu nehmen.
„Schon möglich“, gab er kurz angebunden zu. Er wandte sich ab und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch. „Ich werde dich im Laufe des Vormittags anrufen, um dir mitzuteilen, wann der Flug geht und wann ich dich abholen komme.“
„Danke. Aber ich bin durchaus in der Lage, ein Taxi zu nehmen. Du brauchst mir nur zu sagen, wo ich hinkommen soll.“
„Ich fürchte, du hast nicht ganz verstanden.“ Ein leises Lächeln umspielte Ethans Mundwinkel. „Ich komme mit.“
Mias Augen weiteten sich vor Schreck. „Ich bin doch kein kleines Kind, das man sicher irgendwo abliefern muss.“
„Es ist unbestreitbar, dass du kein Kind
Weitere Kostenlose Bücher