Mias verlorene Liebe
jungen Frau verbarg sich immer noch die Tochter, die ihren Vater liebte.
Über ihre Gefühle für Ethan war sie sich jedoch weitaus weniger im Klaren.
Zwar gelobte Mia sich, keine Sekunde an ihn zu denken, das gelang ihr aber nicht wirklich. Schlaflos wälzte sie sich im Bett hin und her, während die Erinnerung an Ethans Küsse und Zärtlichkeiten sie quälte.
„Du magst ja alle Zeit der Welt haben, Mia, aber auf mich wartet um elf Uhr dreißig schon der nächste Termin!“ Demonstrativ klopfte er an das Zifferblatt seiner goldenen Armbanduhr.
Entschlossen nahm Mia die Schultern zurück. „Ich habe beschlossen – nach reiflicher Überlegung –, mich mit meinem Vater zu treffen.“ Als dieser Satz heraus war, fühlte sie sich erleichtert.
„Wirklich?“
„Ja, wirklich“, wiederholte sie patzig. Er könnte ruhig etwas mehr Begeisterung zeigen! Darum ging es ihm doch die ganze Zeit!
Demonstrativ lehnte Ethan sich in seinem Ledersessel zurück. „Und du bist hergekommen, um mir das mitzuteilen … warum noch mal?“
„Weil ich davon ausgehe, dass du dieses Treffen arrangieren wirst!“ Es gelang Mia nicht, die Irritation aus ihrer Stimme herauszuhalten. „Und jetzt sage bitte nicht wieder: wirklich. “ Als Ethan sie weiterhin unbewegt ansah, fuhr sie fort: „Ich kann ja schlecht plötzlich in Südfrankreich vor seiner Haustür stehen, oder? Es dürfte nicht allzu schwer sein, sich die Folgen vorzustellen.“
Damit hat sie allerdings recht, dachte Ethan.
Vielleicht ist sie ja doch nicht so kaltherzig, wie ich annahm?
Einen Moment lang glaubte er am Freitagabend, die warmherzige und einfühlsame Mia von früher vor sich zu haben. Zumindest was ihre Leidenschaft betraf. Die im Übrigen auch bei ihm nichts an Intensität eingebüßt hatte. Leider stellte sich dann heraus, dass sie nur Stress abbauen und sich ablenken wollte.
Ethan presste die Lippen zusammen und nahm eine aufrechte Haltung an.
„Du meinst es also ernst?“
„Ja.“
„Wie ernst?“
„Immerhin bin ich hier, oder?“, gab sie ungehalten zurück.
Wie wahr, dachte Ethan. Mia, wie sie leibt und lebt. Zumindest eine der beiden Mias, die neue, geschäftstüchtige, die ihm bis dato völlig unbekannt war. „Nun denn. Dann werde ich einen Flug nach Südfrankreich für heute Nachmittag buchen.“
„Was!? Heute kann ich nicht!“
„Und wieso nicht?“
„Ich … weil … weil ich mich darauf einstellen muss. Und wenn ich so weit bin, kann ich meinen Flug selbst organisieren, vielen Dank. Ich brauche dich lediglich, um …“
„ Burton Industries besitzt jetzt einen Privatjet für Dienstreisen.“
Mia starrte ihn mit offenem Mund an. „Oh! Das ist mir neu.“
„Es ist praktischer für William“, sagte Ethan achselzuckend.
„Wie dem auch sei, jedenfalls kann ich nicht einfach nach Südfrankreich verschwinden. Ich muss mich schließlich um mein Geschäft kümmern.“
„Das Café ist doch montags geschlossen.“
Mia verzichtete auf die Frage, woher er das schon wieder wusste. Offensichtlich hatte Ethan den Bericht der Detektei auswendig gelernt, bevor er ihn schredderte. „Darum geht es gar nicht.“
„Worum denn dann? Das würde mich brennend interessieren.“ Ethan stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Instinktiv trat Mia einen Schritt zurück. Als hätte sie Angst vor mir!
Oder hat sie etwa Angst vor ihrer eigenen Reaktion auf meine körperliche Nähe? fragte er sich.
Eindringlich musterte er sie. Die sonst so funkelnden Augen wirkten wie verschleiert in dem bleichen Gesicht. Sie wirkte vollkommen verspannt und hielt die Hände verkrampft an die Seiten gepresst.
„Es gibt keinen Grund, so nervös zu sein, Mia.“ Er lehnte sich gegen die Schreibtischkante und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ich meine Schuld einfordere, werde ich ein etwas angenehmeres Ambiente wählen.“ Seine Augen blitzten ironisch. „Vorzugsweise mit dem Komfort eines Bettes.“
Mia schluckte. „Ich bin wegen meines Vaters zu dir gekommen und nicht wegen irgendwelcher Spielchen.“
„Ich weiß. Deshalb habe ich ja vorgeschlagen, den Jet zu buchen.“
„Ich …“
„Und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens kannst du dann deine Meinung nicht mehr ändern, und zweitens hat sich William jetzt lange genug Sorgen um dich gemacht.“
Diesen Vorwurf konnte Mia nicht auf sich sitzen lassen. „Mein Vater hatte doch dich … und deine Mutter. Ich bin mir sicher, da blieb nicht viel Zeit, mich zu vermissen.“
„Dein
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