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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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kundtun? Leider sind immer noch zu viele dieser Dienste ab Werk so eingestellt, dass sie Ihre Identität verraten und verkaufen. Als Faustregel gilt: Wenn Sie Unbekannten den Schlüssel zu Ihrem Privatleben geben müssen, um Zugang zu einem werbefinanzierten Musikstream zu bekommen, ist das ein schlechter Tausch.
    Ähnliche Datenhäscherei spielt sich bei Videos ab. Google, die Muttergesellschaft von YouTube, weiß bereits besser als jedes andere Unternehmen oder Fernsehsender über seine Zuschauer Bescheid. Die Webseite streamt weltweit vier Milliarden Videos am Tag. Nutzer laden im Durchschnitt in jeder Sekunde eine Stunde Video auf YouTube hoch. Inzwischen sind es nicht mehr nur Amateurfilme über Babys und Katzen, sondern professionell produzierte Streifen, die man mieten kann.
    YouTube ist eine großartige Fundgrube und Medienplattform, aber der Dienst ist das Gegenteil der alten Mattscheibe: Er ist superhelle. YouTube kennt Ihre Gewohnheiten und Vorlieben besser denn je, da alle Dienste von Google seit März 2012 über gemeinsame, höchst umstrittene Datenschutzbestimmungen miteinander verbunden sind. Wenn Sie also 22 Jahre alt sind und sich viele Clips über Rennwagen und Autotuning auf YouTube ansehen, können Google-Algorithmen Wiedergabelisten mit Nachrichten in Ihrem Google-Mail-Konto und Details aus Ihrem Google-Plus-Profil, Suchabfragen und Google-Wallet-Einkäufen abgleichen. So lässt sich herausfinden, ob Sie männlich oder weiblich sind, wie alt Sie sind, wo Sie leben und über welche Marken Sie online sprechen, um etwa Autowerbung besser zu verkaufen. Genauso verfährt auch Hulu, die Videoplattform mehrerer großer US-Networks. Sie wurde für ihre ungebremste Sammelwut und den Verkauf von Informationen über die Sehgewohnheiten ihrer Nutzer bereits verklagt.
    Die beteiligten Firmen wollen komplette Transparenz und Pflicht-Sharing ab Werk. Der Pionier des Videostreamings im Netz heißt Netflix. Das kalifornische Unternehmen hatte im Sommer 2012 rund 29 Millionen Abonnenten und ist bereits in mehr als 50 anderen Ländern präsent. Einen fast identischen Dienst bietet die Amazon-Tochter Lovefilm in Deutschland und bislang vier anderen europäischen Ländern an. Ein Unternehmen wie Netflix lebt von der Akquise neuer Kunden und drängt deshalb darauf, dass jeder seiner Abonnenten automatisch seine Sehgewohnheiten der Welt mitteilt, insbesondere über Facebook.
    Die Sache hat nur einen Haken: Dazu muss ein Gesetz geändert werden. Aufgrund eines Video-Datenschutzgesetzes aus dem Jahr 1988 ist diese Praxis selbst in den USA verboten. Ursprünglich sollte das Gesetz Bürger davor schützen, dass Unbekannte ihnen in Büchereien und Videotheken nachspionieren. Welche Bücher und Filme man in seinen eigenen vier Wänden genießt, gilt zu Recht als höchst private Angelegenheit. Im Netz scheinen diese Gebote des gesunden Menschenverstandes plötzlich außer Kraft gesetzt zu sein.
    Schon wenn Sie Filme online nur anonym bewerten, um bessere Empfehlungen zu bekommen, geben Sie Ihre Identität preis. Das zeigte sich vor ein paar Jahren, als Netflix einen Wettbewerb unter Experten veranstaltete, um seinen Empfehlungsalgorithmus zu verbessern. Dessen Kunden benoteten schon seit geraumer Zeit jeden Film mit ein bis fünf Sternen. Diese vermeintlich anonyme Datenbank stellte das Unternehmen den Tüftlern zur Verfügung. Die Findigen unter ihnen wiesen schnell nach, dass die Benotungen von sechs Filmen und das Datum der Bewertung ausreichen, um 99 Prozent der Netflix-Kunden zu identifizieren. 13 Der Schlüssel zur sogenannten Re-Identifikation liegt in den digitalen Krumen, die wir alle sorglos im Netz liegen lassen: Kommentare über einen Schauspieler unter Ihrem Klarnamen, Einträge auf Facebook zu den Wochenendplänen, Unterhaltungsfeeds, in denen Sie sich den Soundtrack zum Film am Tag danach anhören, ein neues Buch auf dem Amazon-Wunschzettel. Machen Sie den Datenhäschern nicht so viele kostenlose Geschenke, wenn Sie sich online unterhalten lassen.
    Auch Bücher und Spiele verraten viel
    Selbst das einsame Vergnügen, ein Buch zu lesen und sich in einer großartigen Geschichte zu verlieren, ist vom Aussterben bedroht. Digitale Lektüre macht Sie zum Opfer des Sharing-Wahns. Beliebte E-Reader bzw. deren Software wie etwa Amazons Kindle oder iBooks für das iPhone und iPad verfolgen sekundengenau, wo Sie in einem Buch sind und welche Passagen Sie markiert oder kommentiert haben. Wenn Sie als Autor im Kindle Shop

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