Michael - der Beschützer
hältst.”
Sie lächelte entwaffnend. “Officer, wollen Sie damit sagen, dass diese Schilder am Straßenrand nicht nur empfohlene Richtgeschwindigkeiten anzeigen?”
“Ich will damit sagen, dass du vermutlich bald wieder zum Fahrunterricht geschickt wirst.”
Sie zog die Augen schmal zusammen. “Du hast mich tatsächlich überprüft?”
“Aber sicher.” Er schob die Fritte in den Mund und kaute dermaßen genüsslich, dass Lorelei am liebsten nach ihm geschlagen hätte.
“Du hast mich doch nicht verdächtigt, mich selbst zu verfolgen?”
“Also, wenn du es schon zur Sprache bringst … der Gedanke kam mir tatsächlich.”
“Was?” Sie konnte sich kaum noch beherrschen. “Wie kannst du so zynisch sein!”
“Nicht zynisch, sondern gründlich. Du drehst gerade einen Film über eine Frau, die verfolgt wird. Der Zeitplan und das Budget wurden bereits überzogen …”
“Das ist nicht meine Schuld.”
“Das habe ich auch nicht behauptet”, erklärte er unbeeindruckt. “Es ist allerdings eine Tatsache, dass Eric Taylor als Erster die Polizei gerufen hat. Und ihm sitzen die Manager in den Armani-Anzügen im Nacken und wollen ihm die Kontrolle über den Film entziehen. Wenn nun etwas Aufsehenerregendes passiert … wenn zum Beispiel das Leben die Kunst imitiert … Also, ich verstehe zwar nichts vom Filmgeschäft, aber sogar mir ist eines klar: Ein solcher Vorfall würde die zu erwartenden Zuschauerzahlen hochschnellen lassen.”
“Ich würde niemals und unter gar keinen Umständen einem dermaßen lächerlichen Plan zustimmen.”
Er zuckte die Schultern und griff nach der Kaffeetasse, die in seinen großen Händen winzig und zerbrechlich wirkte. “Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir das vorgeworfen habe.”
“Du hast es angedeutet.”
“Wenn ich etwas zu sagen habe, Lorelei, sage ich es auch. Ich deute nichts an. Stimmt, meiner Meinung nach würde so manche Schauspielerin aus Reklamegründen bei so etwas mitmachen. Du hast zwar keine so blütenweiße Weste, wie du mir einreden wolltest. Aber ein Bleifuß auf dem Gaspedal deines Mercedes Coupés bedeutet noch nicht, dass du die Polizei missbrauchst, um in ein paar Talkshows auftreten zu können.”
“Danke sehr.”
“Bitte sehr. Ich verdächtige dich zwar nicht, aber das heißt nicht, dass es sich nicht doch um einen Schwindel handelt.”
“Eric würde das nie machen.”
“Bist du sicher?”
“Darauf würde ich mein Leben verwetten.”
“Und möglicherweise tust du genau das.”
Lorelei sprang wütend auf. Wie konnte er dermaßen auf ihren Nerven herumtrampeln! “Das ist lächerlich! Dieser Verfolger ist eindeutig besessen, aber ich kann und will nicht glauben, dass er mich umbringen möchte. Er hat beteuert, dass er mich liebt.”
“Er wäre nicht der erste Mann, der eine Frau zu Tode liebt.”
Seine grimmige Miene wirkte auf sie wie eine kalte Dusche. “Du sprichst von Desiree?”
“Ja”, bestätigte er und erinnerte sich daran, dass die Frau, die seine Geliebte gewesen und seine Freundin geblieben war, beinahe von dem Vergewaltiger im Französischen Viertel ermordet worden wäre. “Der erste Mann, der sie verfolgte, war krank. Ich war zwar froh, als er hinter Gitter kam, aber er war weitgehend harmlos.”
“Und der zweite?” fragte sie leise.
“Er hatte schon vorher gemordet.” Michael hatte den Tod einer durchgebrannten Jugendlichen nicht verhindern können. Wahrscheinlich würde ihn das immer belasten. “Und er hätte weitergemordet.”
“Wenn du ihn nicht aufgehalten hättest.”
“Ja.”
“Hast du …” Sie stockte und wählte sorgfältig ihre Worte. Eric hatte ihr offenbar nicht alles erzählt. Sie warf einen Blick auf das schwarze Schulterhalfter. “Hast du ihn erschossen?”
“Ja.”
Da Desiree jetzt verheiratet war, wusste Lorelei, dass diese Geschichte ein relativ glückliches Ende genommen hatte. Michael war allerdings gezwungen gewesen, den Mann zu töten, der seine Geliebte verfolgt hatte. Plötzlich begriff sie, dass sie vielleicht in einer ähnlichen Gefahr schwebte. Die Beine versagten ihr den Dienst. Sie ließ sich in einen Sessel sinken.
Im nächsten Moment stand Michael vor ihr und legte ihr die Hand an den Hinterkopf. “Steck den Kopf zwischen die Knie.”
“Ich brauche nicht …”
“Sei still und tu es! Ich bekomme viel Geld dafür, dass ich auf dich aufpasse, Lorelei. Und ich lasse mir meinen Ruf nicht dadurch ruinieren, dass du schon am ersten Tag ohnmächtig
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