Michael - der Beschützer
wirst.”
“Ich werde nie ohnmächtig.”
“Wie schön für dich. Dabei wollen wir es auch belassen.” Sanft, aber entschieden drückte er sie nach unten. Da es schwierig war zu widersprechen, wenn vor ihren Augen weiße Punkte flimmerten, gehorchte sie.
Allmählich konnte sie wieder klarer sehen.
“Fühlst du dich besser?”
“Ein wenig.” Vor ihren Augen verschwamm zwar nicht mehr alles, aber Michaels streichelnde Finger brachten sie erneut aus dem Gleichgewicht.
“Da.” Er stellte ein Glas Wasser vor sie hin. “Wahrscheinlich hast du auf dem Flug zu wenig getrunken.”
“Ich hatte schon vergessen, wie gern du herumkommandierst”, murmelte sie und ärgerte sich darüber, dass das kalte Wasser besser als der feinste Champagner schmeckte.
“Und ich hatte vergessen, wie starrsinnig du sein kannst”, entgegnete er. “Du warst immer schrecklich verwöhnt, Lorelei.” Und er war nach diesem reichen, schönen und verwöhnten Mädchen verrückt gewesen. “Die Leute in Hollywood haben dich offenbar genau wie deine Eltern behandelt.”
Lorelei hatte wegen ihrer unterschiedlichen Lebensumstände stets ein schlechtes Gewissen gehabt. Michael war nicht arm. Sein Vater war Fotoreporter, der bedeutende Preise gewonnen hatte. Sie war allerdings in Reichtum und mit allen möglichen Privilegien aufgewachsen, während er ständig gearbeitet hatte. Und er war rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, Roarke und Shayne aus Schwierigkeiten herauszuhalten.
Sie sah ihm direkt in die Augen. “Ich habe nicht alles bekommen, was ich wollte.”
Sie flüsterte nur, aber Michael verstand jedes Wort klar und deutlich.
Er war überzeugt gewesen, die Asche ihrer Liebesgeschichte wäre längst erkaltet. Doch als Lorelei ihn jetzt ansah, fand er noch einen Rest von Wärme.
“Nicht nur dir ist es so ergangen.” Er legte Pommes frites auf einen Teller mit Goldrand. “Komm, du fühlst dich gleich besser, wenn du etwas isst.”
“Ich habe doch schon gesagt, dass ich auf mein Gewicht achten muss.”
“Ich mache dir einen Vorschlag. Du isst genug, um nicht in Ohnmacht zu fallen, und ich achte auf dein Gewicht.”
Michael mochte ein Chauvinist sein und herumkommandieren, aber er war absolut selbstständig und unabhängig. Und das unterschied ihn von den Männern, die sie kannte und die viel Zeit und Energie für die Spielchen von Hollywood einsetzten.
“Ich kann mir dich nicht als Polizist vorstellen.”
“Wieso denn nicht? Erzeuge ich denn kein Vertrauen?”
Lorelei vergaß, dass sie nichts essen wollte, griff nach einer Fritte und kaute geistesabwesend, während sie Michael betrachtete. “Natürlich tust du das, aber darum geht es nicht. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass du Befehle befolgst.”
“Das konnte ich mir auch nicht vorstellen. Wahrscheinlich haben sich meine Vorgesetzten deshalb nicht sonderlich bemüht, mich zu behalten.”
“Das war ihr Fehler.”
“Täusche ich mich, oder ist soeben ein Kompliment über deine rosigen Lippen gekommen?”
Lorelei lächelte entspannt. “Ich glaube, ich war bisher zu abweisend zu dir.”
“Das ist unter den gegebenen Umständen nur zu verständlich.”
“Ja, wahrscheinlich.” Sie biss in die nächste Fritte, die wie die erste perfekt geraten war – außen goldbraun und knusprig, innen weiß und locker. “Es ist ja nicht so, als hätte ich Angst …”
“Solltest du aber haben”, warf er ein.
“Ja, stimmt. Aber da Eric die unerschrockenen O’Malley-Brüder engagiert hat, um auf mich aufzupassen, überlasse ich dir und Shayne die Hauptsorge.”
“Dafür werden wir bezahlt”, bestätigte er.
“Und sehr gut, wie ich gehört habe.”
“Du bist es zweifellos wert.”
Sie musste wieder lächeln. “Zweifellos.” Lorelei griff nach der nächsten Fritte. “Könnte ich Ketchup dazu haben?”
Er stellte die Schale auf das Tischchen neben ihrem Sessel.
“Das Schlimmste ist, dass mir die Kontrolle entgleitet.” Das Ketchup schmeckte stark nach Tabascosoße und weckte Erinnerungen an heimliche Ausflüge mit Michael zur Fischerhütte seines Onkels Claude im Bayou. “Ich habe mich damit abgefunden, dass man in meiner Branche ohnedies wenig Kontrolle hat. Aber jetzt … Michael, wir sprechen über mein Leben. Ich habe hart daran gearbeitet, mein Privatleben vor der Öffentlichkeit abzuschirmen. Ich empfinde diesen Mann als üblen Eindringling.”
“Ich weiß.” Plötzlich spürte er das Verlangen, sie an sich zu ziehen, ihren Rücken zu
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