Michael - der Beschützer
Wasser gesetzt worden war.”
“Dadurch hätte er die Aufnahmen nur noch einfacher machen können.”
Lorelei fluchte, wie sie das früher nie getan hätte. Der Aufzug hielt auf der obersten Etage.
“Das erklärt noch immer nicht, wieso er mich plötzlich verfolgen sollte.”
Michael antwortete nicht.
“Mir gefällt das alles nicht”, sagte sie leise, als sich die Türen öffneten.
“Dann sind wir schon zu zweit.”
Vom Aufzug aus erreichte man eine Diele mit Marmorboden. An den Wänden schimmerte eine elfenbeinfarbene Seidentapete, der Rahmen des bodenlangen Spiegels war vergoldet, ohne überladen zu wirken. Es duftete schwer nach Rosen, Gladiolen und Lilien.
“Ich habe nicht die Einrichtung gemeint, sondern dass du gegen meine Freunde ermittelst.”
Michael zuckte bloß die Schultern, holte einen elektronischen Schlüssel aus der Jackentasche und schob ihn in einen Schlitz der Tür am Ende der Diele. “Ich hätte auch gegen deine Feinde ermittelt, aber erstaunlicherweise scheinst du keine zu haben.”
“Das hätte ich dir gleich sagen können.”
Auch jetzt störte er sich nicht an ihrem scharfen Tonfall. “Abgesehen natürlich von dem Kerl, der dich verfolgt.” Er öffnete die Tür und ließ Lorelei den Vortritt. “Bei einem verspäteten Mittagessen sprechen wir über die anderen Mitglieder des Filmteams.”
“Ich lasse normalerweise das Mittagessen ausfallen.”
“Solltest du nicht tun. Du bist zwar wunderschön, aber du solltest mehr Fleisch auf den Rippen haben.” Er achtete nicht darauf, dass sie zornig nach Luft schnappte. “Ich lasse jedenfalls nie ein Mittagessen ausfallen. Und nachdem ich eine Stunde auf deine verspätete Maschine gewartet habe, bin ich hungrig genug, um einen Alligator zu essen.”
“Vielleicht läuft der Küchenchef los und fängt einen für dich”, erwiderte sie übertrieben freundlich.
“Gute Idee”, erwiderte er locker. “Ich bin aber auch mit einem doppelten Cheeseburger zufrieden. Das Whitfield Palace hat fünf Sterne, serviert aber trotzdem die besten Hamburger in der ganzen Stadt. Und die Fritten sind hier fast so gut wie im ‚Port of Call’.”
“Ich esse kein Fleisch mehr.” Sie verschwieg, dass sie sich nicht erinnern konnte, wann sie sich das letzte Mal Pommes frites gegönnt hatte. Es war nicht einfach, eine Sexgöttin zu sein.
“Wie du willst”, entgegnete er gleichgültig. “Meinetwegen kannst du Mineralwasser oder Champagner oder etwas anderes trinken, das bei Filmstars gerade in Mode ist. Ich esse jedenfalls.”
Bisher hatte sie sich nur still geärgert, aber mit seiner machohaften Art brachte er das Fass zum Überlaufen. Sie öffnete schon den Mund, um ihm unmissverständlich klar zu machen, was sie von ihm hielt, als es ihr bei seinen nächsten Worten die Sprache verschlug.
“Und bei der Gelegenheit kannst du mir gleich die Namen von allen Männern nennen, mit denen du in den letzten sechs Monaten geschlafen hast.”
4. KAPITEL
B evor Lorelei verbal auf Michael losgehen konnte, erhob sich von einer Couch ein Mann, der ihr entfernt bekannt vorkam. Er lächelte ihr viel herzlicher als Michael zu.
“Hallo, Engel.” Er umarmte sie. “Höchste Zeit, dass du dich hier wieder zeigst.”
Erst jetzt erkannte sie ihn. “Hallo, Shayne.” Die freundliche Umarmung milderte ihren Zorn ein wenig. “Es ist schön, wieder hier zu sein.” Aus dem verwegenen Jungen, an den sie sich erinnerte, war ein hinreißend attraktiver Mann geworden. “Es war zumindest schön, bis Michael beschloss, mich dem dritten Grad zu unterziehen.”
Lachend streichelte Shayne ihre Wange. Das war zwar sehr vertraulich, genau wie die Umarmung, wirkte auf Lorelei jedoch bei weitem nicht so intim wie jede Geste seines Bruders.
“Das ist seine Spezialität. Als ich zurückkam, empfing er mich mit einer entsicherten Pistole in der Hand.”
“Das hatte vermutlich damit zu tun”, erwiderte Michael trocken, “dass ich dich dabei ertappte, wie du mit einer entsicherten Pistole in der Hand in das Haus eingebrochen bist, in dem mein Büro liegt.”
Shayne hatte sich zwar in Bliss Fortune verliebt, und Michael glaubte ihm auch, dass er nicht mehr von einer Frau zur anderen wanderte. Trotzdem gefiel es Michael gar nicht, Lorelei in den Armen seines Bruders zu sehen. Und noch weniger gefiel ihm das umwerfende Lächeln, das sie Shayne schenkte.
“Ist das wahr?” fragte Lorelei und ärgerte Michael durch ihr herzliches Lachen noch mehr. Er fand den Vorfall,
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