Michael - der Beschützer
sie sich absolut nicht. “Wenn man einen Verdächtigen zu einem Geständnis bringen will”, erklärte sie, “gewinnt doch normalerweise der bessere Schauspieler, oder?”
“Es schadet nicht, wenn man seine Rolle gut spielt”, räumte er ein.
“Siehst du? Also warst du schon als Detective ein Schauspieler. Jetzt bist du Privatdetektiv, vermutlich nach Cowboy und Superman der beliebteste Berufswunsch kleiner Jungen.”
“Ich wollte immer Batman sein. Sein Kostüm hat mir viel besser gefallen. Eine Fledermaus sieht schärfer aus als dieses große rote S.”
Lorelei musste lächeln. “Damit wäre die Beweisaufnahme abgeschlossen. Du bist jetzt ein Schauspieler, Michael, und du warst es schon jahrelang. Du nennst es nur ernsthafte Arbeit.”
Er musste zugeben, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. “Wenigstens bin ich mein eigener Herr.”
“Das ist richtig. Bleibst du bei den Aufnahmen in meiner Nähe?”
“Natürlich.”
“Ich war mir da nicht sicher. Schließlich bin ich nicht allein. Ich dachte, du machst dir keine Sorgen, während ich arbeite.”
“Taylor bezahlt uns dafür, dass wir dich rund um die Uhr bewachen. Und das werden wir auch tun. Abgesehen vom Geld wissen wir auch nicht, ob es nicht ein Mitglied eurer Crew ist. Solange du in New Orleans bist, wird immer einer von uns an deiner Seite sein, entweder Shayne oder ich.”
“Selbst wenn ich zum Abendessen bei meinen Eltern gehe?”
Was für Batman der Riddler war, waren für Michael die Longstreets. Sie hatten ihn schon damals abgelehnt, als er mit Lorelei ging. Und er vermutete, dass sie in den zurückliegenden Jahren ihre Meinung nicht geändert hatten. Aber er war Chef der Blue-Bayou-Detektei, und darum kam es gar nicht in Frage, dass er Shayne zu seinen Widersachern schickte.
“Sind wir denn zum Abendessen eingeladen?” fragte er gespielt lässig.
“Noch nicht, aber das kommt bestimmt noch.” Lächelnd tätschelte sie ihm die Wange. “Keine Sorge, Michael, vielleicht gibt mir Dennis von der Requisite eine Augenbinde und eine Zigarette für dich mit, bevor meine Eltern dich exekutieren.”
Sie lächelte ihm noch einmal zu und ging durch den Nebel zu Eric Taylor, der sich angeregt mit Wilder unterhielt. Die beiden taten so wichtig, als würden sie eine Invasion planen und nicht einfach einen Film drehen. Michael lehnte sich gegen einen pyramidenförmigen Grabstein und sah zu, wie der Kameramann, seiner Größe und dem blonden Haar nach zu schließen skandinavischer Herkunft, zu Lorelei trat.
John Nelson warf einen Blick zu Michael. “Das ist also der Mann, den Taylor zu Ihrem Schutz eingestellt hat.”
“Das ist er.”
“Groß ist er ja.”
“Stimmt”, bestätigte sie.
“Er wirkt auch kräftig.”
“Er wirkt nicht nur so, er ist es.”
“Ich nehme an, er ist bewaffnet?”
“Leider ja. Macht es Sie nervös, dass ein Bewaffneter bei den Dreharbeiten ist?”
“Im Gegenteil. Ich finde es aufregend. Bestimmt kommt der Typ auch gut bei Frauen an”, fügte der Kameramann hinzu und wandte die hellblauen Augen nicht von Michael.
“Keine Ahnung.” Lorelei wollte sich nicht vorstellen, dass Michael mit anderen Frauen zusammen gewesen war. “Er hatte etwas mit einer Nachrichtensprecherin hier in New Orleans, aber es hat wohl nicht geklappt.”
“Dann ist er also heterosexuell?”
“Natürlich.” Plötzlich begriff sie den Grund für seine Fragen. “Ach, Sie dachten …”
“Nicht ich”, wehrte John für ihren Geschmack eine Spur zu hastig ab. “Aber Dennis hat sich Chancen ausgerechnet.” Sie sahen zu dem Mann an der Nebelmaschine hinüber. “Ihr Leibwächter mit seinem Machogehabe gefällt ihm.”
Lorelei hätte taub sein müssen, um nicht die Eifersucht in der Stimme des Kameramanns zu hören.
“Michael sieht gut aus. Ich verstehe, wieso sich jeder zu ihm hingezogen fühlte.” Und das war bestimmt die Untertreibung des Jahrhunderts. Auch ihr Blut war mächtig in Wallung geraten, seit sie in New Orleans angekommen war. “Aber Sie sind jetzt schon so lange mit Dennis zusammen, John, dass …”
“Im nächsten Monat feiern wir unseren fünften Jahrestag.”
“Na, sehen Sie”, meinte sie beruhigend. “Sie brauchen sich gar keine Sorgen zu machen.”
“Vor allem, wenn Ihr Detektiv wirklich nicht schwul ist”, meinte John zuversichtlich, als müsste er sich selbst Mut machen. “Aber meine Liebe, ich denke, Sie sollten sich Sorgen machen”, fügte er lächelnd hinzu und ging zu den
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