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Michael - der Beschützer

Michael - der Beschützer

Titel: Michael - der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JoAnn Ross
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und abwartete. Der Mann, den sie auf dem Friedhof treffen wollte, war hier. Der Mann, der sie in ihren Träumen verfolgt hatte und der ihre geheimsten Wünsche kannte. Der Mann, der sie so wunderbar küsste und streichelte. Er war hier, obwohl das absolut nicht logisch war. Und er war auch der Mann, von dem der Roman handelte, den sie gerade schrieb.
    Ein Mann, der vor zweihundert Jahren gestorben war.
    Sie kam an einem Grab vorbei, das dick mit Staub bedeckt war, in den ein X neben dem anderen gezeichnet war. Münzen, Muscheln und Glasperlen bedeckten den Boden rings um das Grab, in dem angeblich Marie Laveau lag, die Voodoo-Königin aus dem letzten Jahrhundert. Jedes X stand für einen Wunsch. Die Opfergaben drückten Dankbarkeit für erfüllte Wünsche aus oder sollten den Geist der Toten gnädig stimmen.
    Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Ihr Herz schlug endlich ruhiger.
    “Ich bin hier, Philippe.” Behutsam strich sie über den Namen, der in den weißen Stein gemeißelt war. Philippe Villars Marigny de Dubreuil, der mutige, verwegene jüngste Sohn eines wohlhabenden kreolischen Plantagenbesitzers, war im Duell getötet worden. Seine Feinde hatten ihn einen Piraten und Teufel genannt. Doch für Mary Beth war er der Traummann.
    “Mary Beth”, erklang ihr Name. Sie schloss die Augen, glaubte, seinen Kuss zu fühlen. “Ma Belle.
    Als er zum ersten Mal in ihrem Schlafzimmer erschienen war, hatte Mary Beth sich damit abgefunden, dass seine Zärtlichkeiten so flüchtig waren wie Nebel. Bisher hatte es ihr genügt, weil sie noch nie so leidenschaftlich geliebt worden war. Doch jetzt wollte sie mehr.
    Sie hatte sich gut auf dieses Treffen vorbereitet, war im Voodoo-Museum von St. Ann gewesen, hatte Räucherstäbchen abgebrannt und Münzen vor Marie Laveaus Grab gelegt. Sie war sogar im Bayou mit einer Voodoo-Priesterin zusammengetroffen.
    Und jetzt war sie endlich bereit.
    Langsam öffnete sie zwischen den Brüsten einen Knopf nach dem anderen. Sobald das Kleid bis zum Saum offen war, ließ sie es von den Schultern gleiten. Darunter trug sie einen weißen Body und schimmernde halterlose Strümpfe mit einer Borte aus feinster Spitze.
    “Ich bin hier, Philippe”, flüsterte sie, schloss die Augen und streckte einladend die Arme aus.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Kräftige Finger strichen über ihren Hals. Sie neigte den Kopf zurück, bot sich ihm an, ließ das Haar nach hinten fallen und öffnete erwartungsvoll die Lippen.
    “Ja, du bist hier, meine Liebe.” Die Finger, die in einem schwarzen Lederhandschuh steckten, drückten fester zu. Als Mary Beth erschrocken die Augen aufriss, blickte sie nicht in die Augen des Phantom-Geliebten aus ihren Träumen. Ihre schlimmsten Alpträume hatten sich erfüllt.
    Sie wollte schreien, aber der Dämon erstickte jeden Laut. Ein Skalpell blitzte auf, und sie fühlte den kalten Stahl auf ihrer Haut.
    Alles um sie herum wurde dunkel …
    Stille senkte sich über den Friedhof.
    “Schnitt!” rief Eric Taylor endlich, wobei er nicht so energisch klang wie sonst.
    “Schnitt!” wiederholte der Regieassistent und hörte sich ebenfalls mitgenommen an.
    “Lieber Himmel”, murmelte Brian Wilder.
    “Das hat ja bestens geklappt”, stellte John Nelson zufrieden fest.
    Michael blickte auf die spärlich bekleidete Lorelei hinunter, die wie tot auf dem Kiesweg lag, und brachte kein Wort hervor.

7. KAPITEL
    E ine Dreiviertelstunde später saß Lorelei mit den anderen Mitgliedern des Filmteams im Acme Oyster House. Ein Schild, typisch für die lässige Atmosphäre von New Orleans, verkündete, dass sich vielleicht bei Gelegenheit eine Kellnerin am Tisch zeigen würde.
    Jetzt trug Lorelei nicht mehr das Film-Make-up und hatte Jeans und ein T-Shirt angezogen. Trotzdem lenkte sie in dem beliebten Lokal so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass Michael klar wurde, wie unmöglich es für Lorelei war, ein ungestörtes Leben zu führen.
    “Dieser erstickte Aufschrei hat sich gut gemacht, Lorelei”, meinte Brian. Er aß eine Auster und spülte mit Bier nach.
    “Er hat der Szene den letzten Schliff gegeben”, bestätigte Eric, trank seinen Wodka und bestellte per Handzeichen noch einen.
    “Der Schrei war gar nicht gespielt.” Lorelei fröstelte sogar bei der Erinnerung. “Warum hast du mir nichts von dem Skalpell gesagt?”
    “Eric und ich haben erst im letzten Moment entschieden, dass wir es einbauen”, erwiderte Brian. “Und wir dachten, dass deine Reaktion echter

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