Michael - der Beschützer
sucht.”
“Es hat sie viel Geld gekostet, von Pittsburgh herzukommen”, erinnerte Michael seinen Bruder. “Außerdem musste sie als Kellnerin unbezahlten Urlaub nehmen. Warum hätte ich ihre Probleme noch verschlimmern sollen?”
“Das ist mein großer Bruder.” Shayne prostete Michael mit der Flasche zu. “Der heilige Michael, Beschützer wehrloser Tiere, Frauen und Kinder.”
“Manchmal muss man ganz einfach helfen.” Michael gefiel es nicht, welche Wende das Gespräch genommen hatte. Seit wann war eine gute Tat ein Verbrechen?
“Du hast Recht”, stimmte Shayne überraschend zu. “Willst du die Wahrheit hören? Ich hoffe, ich hätte unter den gleichen Umständen genau wie du gehandelt. Trotzdem müssen wir Miete und Essen bezahlen, ganz zu schweigen von den Saisonkarten für die New Orleans Saints. Und daher ist es nur recht und billig, dass wir in diesem Fall wie Robin Hood vorgehen.”
“Du meinst, wir sollen die Reichen berauben, um den Armen zu helfen?”
“Hast du eine bessere Idee?”
“Nein”, gab Michael zu. “Wie alle deine Einfälle ergibt das um drei Ecken herum einen Sinn.”
“Aber natürlich.” Shayne mangelte es so wenig wie seinen beiden älteren Brüdern an Selbstbewusstsein. “Also, es geht um Folgendes. Ein Filmteam kommt für Außenaufnahmen nach New Orleans.”
“Und wir sollen dafür sorgen, dass die Arbeit nicht gestört wird”, warf Michael ein.
“Nein, es dreht sich um den Star der Produktion. Jemand verfolgt diese Frau.”
“In Los Angeles?”
“Ja, aber der Detective der Polizei von Los Angeles meint, der Kerl könnte verrückt genug sein, ihr hierher zu folgen. Der Regisseur ist Eric Taylor, der diese bekannten Action-Filme macht. Ich habe ihm versichert, du hättest große Erfahrung mit dieser Art von Verfolgern.”
Zu große Erfahrung, dachte Michael grimmig. Die Frau, die er einst heiraten wollte, war von zwei Männern verfolgt worden. Und der zweite Verfolger hätte sie beinahe umgebracht. Wäre er nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen …
“Wer ist der Star, auf den wir aufpassen sollen?” fragte Michael und schob die Gedanken an jenes Weihnachtsfest von sich.
“Du wirst es nicht glauben”, erwiderte Shayne breit lächelnd. “Es handelt sich um eine alte Freundin von dir.”
Michael blieb die Luft weg. Das darf nicht wahr sein, dachte er. Es gab zwar im Leben viele Zufälle, aber einen solchen Streich konnte ihm das Schicksal nicht spielen!
“Diese alte Freundin hat vermutlich einen Namen.”
Shayne lehnte sich in dem Ledersessel zurück, der mehr gekostet hatte als Michaels erstes Auto, und lächelte höchst zufrieden. “Es ist keine andere als Lorelei Longstreet.”
“Ich habe einen Privatdetektiv gefunden”, erklärte Eric, als er mit Lorelei auf dem Balkon ihres Hauses in Malibu saß.
Die Nachbarhäuser standen so nahe, dass Lorelei sie fast mit ausgestreckten Händen berühren konnte. Als sie dieses Haus mietete, hatte sie wegen der Strandlage bereitwillig auf Abgeschiedenheit verzichtet. In letzter Zeit war sie allerdings nicht mehr sicher, ob das eine gute Entscheidung gewesen war.
Sie strich mit der Fingerspitze über ihr Weinglas. “Ich hasse das alles.”
“Ich weiß”, versicherte er. “Ich habe zwar behauptet, dass es mir um den Film geht, Lorelei, aber in Wahrheit könnte ich es mir nie verzeihen, sollte dir etwas zu stoßen.”
“Mir wird nichts zustoßen”, behauptete sie heftig.
“Dafür werde ich sorgen.”
Schweigend beobachtete Lorelei einen jungen Mann, der mit einem Golden Retriever am Wasser entlanglief, das im Sonnenschein funkelte. Wie sie den Mann und den Hund um ihre Sorglosigkeit beneidete!
Sie wusste, dass sie sich in das Unvermeidliche schicken musste, bis ihr Verfolger geschnappt wurde. “Hast du die Detektei angerufen, die Detective Gerard empfohlen hat?”
“Ja, die Blue-Bayou-Detektei.”
“Hübscher Name.” Zu hübsch für eine Firma, die mit möglichen Killern zu tun hatte.
“Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, war sehr freundlich.”
Der Regisseur betrachtete eine junge Blondine, deren Bikini kaum etwas von ihren Reizen verhüllte. Früher hätte Lorelei sich nichts dabei gedacht, dass er auf jede attraktive, spärlich bekleidete Frau reagierte. Seit sie jedoch diese Probleme hatte, fragte sie sich, ob nicht sogar ein von ihr bewunderter Mann wie ihr Regisseur der irre Verfolger sein konnte.
Eric seufzte, als die junge Frau einen durchtrainierten Muskelmann umarmte, und
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