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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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ich glaubte an die Gerechtigkeit Gottes, da man sich das Leben ohne sie schwer ausmalen könne, und setzte hinzu, Christus sei am Kreuz für ihn so gut wie für jeden anderen gestorben. Das erleichterte Meister Fuchs.
    »Ja fürwahr«, fügte er hinzu, »mein Anteil am Glück dieser Welt war wahrhaftig gering, da ich in einer einzigen Woche alle meine Kinder durch die Blattern verlor. Und wenn ich, wie Ihr sagt, der Hölle entrinne und durch das Fegefeuer in das Licht des Himmels emporsteige, so wird es sein, als hätte ich zweimal sechs gewürfelt. Betet für mich, Michael, wenn ich tot bin, und laßt mir eine Seelenmesse lesen. Das könnt Ihr jetzt erschwingen.«
    Als ich an die frische Luft in den Hof hinaustrat, war mir, als führe ich aus der Unterwelt ins Paradies. Der Schließer öffnete mir, und ich hörte zu meiner großen Freude von ihm, daß Barbara schlief und die Schwellung an ihren Gelenken dank den ausgezeichneten Salben des Scharfrichters schon etwas zurückgegangen seien. Ich gab ihm noch einen Gulden, was ihm Tränen des Dankes in die Augen trieb. Doch schien er verstört, als ich ihm befahl, einen Eimer heißen Wassers für Meister Fuchs zu holen, der sich waschen wolle. Das hielt der Mann für einen erdrückenden Beweis der Schuld von Meister Fuchs, galt doch das Waschen für unnatürlich und ungesund. Ich wollte mit ihm darüber nicht streiten, da es sich um eine viel erörterte Frage handelte, über die selbst die Gelehrten uneins waren. Ich wiederholte meinen Befehl mit strengen Worten und eilte zu Pater Angelo, den ich im Arbeitszimmer des Bischofs, in seine Andachtsübungen versunken, antraf.
    Er unterbrach das Gebet, erhob sich von den Knien und begrüßte mich in brennender Angst und Ungeduld. Ich hielt es für geraten, ihn vorerst in heilsamer Ungewißheit zu lassen, und meinte daher, ich hoffe, Meister Fuchs noch vor dem nächsten Morgen überreden zu können, vernünftig zu sein, diese Welt aus freien Stücken zu verlassen und so seine Schuld einzugestehen.
    »Er ist in der Tat ein gefährlicher Zauberer«, sagte ich, »und ich schaudere bei dem Gedanken an die Enthüllungen, die er machen kann, wenn man ihn befragt. Halb Deutschland mag in Aufruhr geraten, wenn man seine Geständnisse zu Protokoll nimmt.«
    »Michael«, sagte Pater Angelo, »wenn Ihr in dieser Sache Euer Bestes für die heilige Kirche und für mich tut, so schwöre ich, werde ich barfuß nach Rom pilgern, dort alles dem Heiligen Vater vorlegen und die Strafe, welche die Kirche über mich verhängt, annehmen. Dieser Mann muß aus dem Weg geräumt werden.«
    Ich zeigte ihm Meister Fuchs’ Vollmacht, daß ich gewisse Güter aus seinem Hause fortschaffen dürfte, aber er äußerte Bedenken. Es stehe dem Fürstbischof zu, sie zu genehmigen, und seine Hoheit sei gegenwärtig infolge dieser Krisis unpäßlich. Erst nach vielem Hin und Her konnte ich ihn überreden, eine Audienz für mich zu erbitten. Endlich ging er, und ich hörte durch mehrere dicke Mauern hindurch seine Hoheit brüllen, ich solle mich sogleich ihm vorstellen. Als ich sein Gemach betrat und mich dem Bett näherte, schlug er die Vorhänge zur Seite und steckte sein zornrotes Gesicht heraus.
    »Meister Fuchs war der beste Hexenkommissär in allen deutschen Staaten und trug gehörig zu den Einkünften dieser Diözese bei«, schrie er. »Er war unersetzlich, und wäre er tausendmal ein Knecht des Teufels. Wenn wir die Sache für fünfzig Gulden bereinigen können, so wollen wir es tun. Reicht mir eine Feder!«
    Ich tauchte eilig meine Feder in das Tintenhorn und reichte sie ihm. Wutschnaubend kritzelte er seine Unterschrift auf Meister Fuchs’ Vollmacht und fauchte den Sekretär an, mir fünf Gulden für das Siegel abzunehmen. Als ich ihm die Hand küssen wollte, versetzte er mir eine brennende Ohrfeige.
    »Seht zu, daß alles, was dieser Kerl mit seinen schmutzigen Schuhen an sich nimmt, in Gegenwart eines Notars geschätzt wird«, sagte er. »Und was immer über fünfzig Gulden hinausgeht, hat er in meine Kasse gegen Empfangsbestätigung einzuzahlen. Ein Inventar von Fuchs’ Habseligkeiten muß unverzüglich angelegt werden. Und nun dürft ihr euch alle in die unterste Hölle scheren und mich allein lassen, damit ich in Ruhe Gott bitten kann, die heilige Kirche von solchen Dummköpfen wie Pater Angelo zu erlösen!«
    Der Sekretär wollte die fünf Gulden nicht annehmen, sondern bat, mich zum Hause des Kommissärs begleiten zu dürfen, um das Inventar

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