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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Kaisers, die Verantwortung für Barbaras Hinrichtung übernehmen, weil in Memmingen so viel Haß gegen die Kirche aufgespeichert sei, daß der Rat keine feierliche Hexenverbrennung vorzunehmen wagte. In Zukunft würde Memmingen sein Vorrecht als freie Stadt ausüben und gegen seine eigenen Hexen selbst und ohne fremde Einmischung vorgehen. Von nun an habe des Bischofs Kommissär dort nichts mehr verloren.
    Seine Hoheit, dadurch erzürnt, verfügte, Barbaras Hinrichtung solle unter religiösem Zeremoniell am folgenden Sonntag nach dem Hochamt als warnendes Beispiel für das Volk auf dem Domplatz stattfinden. Am Samstag beobachtete ich von meinem Fenster aus, wie man das Birkenholz aufschichtete und das Blutgerüst errichtete. Am Sonntagmorgen durfte ich Barbara in ihrer Zelle besuchen, aber nur in Anwesenheit Pater Angelos und der beiden anderen Mitglieder des Gerichtshofes. Ich konnte nichts tun, als sie umarmen und meine Tränen mit den ihren vereinigen.
    »Michael, mein Liebster, weißt du noch, was ich dir gesagt habe?« fragte sie.
    »Ich weiß es«, antwortete ich; aber in diesem Augenblick trennte uns Pater Angelo mit der Mahnung, wir sollten uns lieber gemeinsam freuen, statt zu trauern, nun da die Kirche Barbara wieder in ihren Schoß aufgenommen habe und ihr die ewige Seligkeit verbürge. Sie schickten mich fort, und während die Mönche im Hofe Psalmen sangen, hörte Pater Angelo ihre Beichte und erteilte ihr die Lossprechung. Dann spendete er ihr die Sterbesakramente und die Letzte Ölung, die Domglocken begannen zu läuten, und sie wurde ins Freie hinausgeführt.
    Es war Herbst. Die Obstbäume bogen sich unter der Last der Früchte, der blaue Himmel verschwamm ins Unendliche und war erfüllt von Licht. Barbara und ihr schwarzes Gefolge von Mönchen nahmen sich in meinen Augen klein aus, als sähe ich sie aus der Ferne oder von oben. Ich weinte nicht mehr, sondern folgte ergeben am Ende der Prozession. Barbara, das geschorene Haupt entblößt und auf dem Leibe das rauhe Büßerhemd, stützte sich auf dem kurzen Weg vom Hofe zum Domplatz auf Pater Angelo. Die Mönche sangen in wunderschönen Harmonien, und eine große Menge Volkes hatte sich versammelt, darunter Landsleute aus den umliegenden Bezirken, die ängstlich und schweigend standen, weil des Bischofs Reiter und Fußvolk den Marktplatz umstellt hatten, um feindselige Kundgebungen zu verhindern.
    Das Volk sah Hexenverbrennungen gern, aber die Gewänder der Priester erregten seinen Abscheu. Ein Murmeln ging durch die Menge, als die Kanoniker, angeführt vom Fürstbischof, in prächtigen roten und blauen kirchlichen Gewändern und funkelnde Edelsteine an Krummstab und Brustkreuz, aus dem Tor traten.
    Die heilige Kirche war in all ihrer Majestät zugegen, um Barbaras Hinrichtung unter den mächtigen Domtürmen zu sehen. Sie aber bestieg allein das Gerüst. Ich stand nahe genug, um die Züge ihres blassen Gesichtes zu erkennen und zu bemerken, daß sie, schwindlig von der ungewohnten frischen Luft und dem Gang vom Gefängnis her, strauchelte. Ich glaube, sie war benommen und wußte kaum, was vorging. Doch blickte sie über die Menge hin, als suche sie etwas. Ich hob beide Arme hoch. Sie sah mich, lächelte und nickte leicht, und zum letztenmal sah ich ihre grünen Augen, nun schöner als je zuvor. Wieder erschien sie mir als die lieblichste der Frauen. Unendlicher Schmerz durchflutete mich; ich erkannte, daß ich sie nie mehr in den Armen halten würde.
    Dieser Augenblick war jedoch nur kurz. Der Scharfrichter trat hinter ihr auf das Gerüst, band ihr die Hände und hieß sie am Block niederknien. Der Fürstbischof versuchte, ihm ein Zeichen zu geben, aber der Bursche schien blind und taub zu sein. Mit einem Schlag trennte er Barbaras Haupt vom Rumpf, so daß ihr jeder Schmerz erspart blieb; so erfüllte der Gute sein Versprechen. Man hatte beabsichtigt, daß sie stehend hätte zuhören sollen, wie Anklage und Urteil allen Anwesenden vorgelesen wurden; diese Prüfung aber hatte der Scharfrichter ihr erspart, wofür ich ihm innig dankbar war und ihm mehr bezahlte, als er verlangte.
    Verspätet hastete der Herold die Stufen empor und verlas eine sehr lange und eintönige Kundmachung, während Barbaras Blut auf das Steinpflaster des Marktplatzes niederfloß.
    In meinem Herzen brannte der Haß – ein so grimmiger, so kalter Haß, daß er mich selbst verwunderte. Ich haßte weder Pater Angelo noch die schwarzgekleideten Mönche noch den Fürstbischof in

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