Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
Vom Netzwerk:
Auslegung eures fälligen Anteils besteht, so will ich diese Summe, wie vereinbart, mit euch teilen.«
    Ich bemerkte erbittert, er habe kein Recht gehabt, mit unserem Geld zu spielen. Doch zog ich die folgende hitzige Debatte nicht ungebührlich in die Länge, da wir nichts erreichen konnten, wenn wir ihn verstimmten. So teilten wir denn das Geld; er behielt fünfundfünfzig Dukaten, der Barbier erhielt elf, und Andy und ich nahmen den Rest in Empfang, zweiundzwanzig Dukaten für jeden. Andy meinte, wir hätten schlechter wegkommen können, aber es vergingen Tage, bevor ich meiner Entrüstung Herr wurde; immer wieder rechnete ich mir sowohl im Kopf wie auch auf dem Papier vor, daß wir von Rechts wegen jeder achtzehnhundertzweiundzwanzig Dukaten erhalten und reiche Männer hätten werden sollen.
    Nun blieb uns keine andere Wahl, als auf des Kaisers Erkenntlichkeit zu warten. Ich verstand bald, wie Pescara nach Pavia zumute war, als er im fernen Italien Monat für Monat auf die Anerkennung seines unglaublichen Sieges gewartet hatte. Fast zwei Monate vergingen, bis Seine Kaiserliche Majestät geruhte, sich unser zu erinnern.
    Von diesen zwei Monaten brauche ich nichts zu sagen, weil alle Welt weiß, daß König Franz in eine Schwermut verfiel, die sein Leben und damit des Kaisers Pläne bedrohte. Jedermann wird sich entsinnen, wie seine gelehrte Schwester Margarete, Herzogin – und später Königin – von Navarra, aus Frankreich ans Krankenbett des Bruders eilte und eine Schar schöner Hofdamen mitbrachte, um seine Lebensgeister zu wecken und ihm die Stunden, die er im Bett zubringen mußte, zu verkürzen.
    Zu Beginn des Monats November war die Gesundheit des Königs wiederhergestellt, und seine Schwester verließ Spanien, ohne etwas für seine Befreiung tun zu können. Nun aber drohte König Franz, zum Äußersten getrieben, zugunsten seines noch minderjährigen Sohnes abzudanken. Als ich davon erfuhr, bestach ich de Lannoy mit den letzten, mir noch verbliebenen Dukaten, den Kaiser an sein Versprechen zu mahnen, weil ich erkannte, daß der Ausbruch des Krieges nur mehr eine Frage der Zeit war und ich danach auf seine Gunst nicht mehr hoffen durfte.
    Der Kaiser hielt Wort und gewährte mir eine Audienz in seinem eigenen Arbeitszimmer. Er fragte nach meinem und Andys Namen und ließ sie einen Sekretär in ein schon geschriebenes Dokument eintragen, daran das kaiserliche Siegel befestigt war.
    »Ich habe euren Fall überdacht«, sagte er, »und habe ungeachtet einiger Gewissensnöte euch belohnt, und zwar reicher, als ihr je hoffen konntet, denn es geziemt sich nicht für den Kaiser, der Schuldner von Mördern und Dieben zu sein. Ich hörte vor kurzem, daß ein Schweinehirt namens Pizarro nun zu Panama, in der Neuen Welt, eine Expedition ausrüstet. Er glaubt, den Weg nach dem Reiche El Dorado gefunden zu haben, wo die Wege mit Goldstaub bestreut sind. Er nennt dieses Land Biro oder Peru. Ich kann ihm die Truppen, Schiffe, Pferde und Esel, die er verlangt, nicht senden; habe es überdies satt, Geld für fruchtlose Unternehmungen zu vergeuden. Besser ein vollbeladenes Gewürzschiff sicher im Hafen als zehn Schiffe voller Edelsteine, die alle spurlos versinken. Ich kann Pizarro nur unterstützen, indem ich euch zu ihm sende; dies Dokument verbürgt euch die freie Überfahrt nach Panama im kommenden Frühling. Was aber eure Ausrüstung betrifft – ihr müßt vor allem Pferde mitnehmen, welche die wilden Indianer sehr fürchten –, so müßt ihr dafür selber aufkommen.«
    Er warf mir einen Blick zu und erkannte augenscheinlich wie bitter enttäuscht ich war, denn er setzte rasch hinzu: »Lest die Bedingungen dieser Verleihung genau, denn sie gewährt euch, abgesehen von der freien Überfahrt, mehr Rechte, als selbst die Granden von Spanien sie in dieser überfüllten Alten Welt genießen. Sie überträgt euch die Statthalterschaft einer Provinz in Peru; ihr und Pizarro möget einvernehmlich bestimmen, welche es sein soll. Sie verleiht euch das Recht, jenes Land, das ihr mit dem Schwert erobert, zu besetzen, unter der Bedingung, daß ihr die Indianer zum Christentum bekehrt und sie lehrt, den Boden zu bebauen, Gewürze zu ziehen und nach Gold und Silber zu schürfen; und unter der Bedingung, daß ihr nicht mehr als viertausend indianische Sklaven auf einmal besitzen dürft. Habt ihr solch ein Land erobert, so sollt ihr nach Spanien um einen fähigen Verwalter senden, der eure Tätigkeit überwachen soll – in meinem

Weitere Kostenlose Bücher