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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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nicht schnell genug, denn ich weiß davon seit zwei Tagen. Ich schulde dir keine Erklärung; damit du aber nicht meinst, ich wolle dich um deinen zweifellos erwarteten Lohn prellen, will ich dir sagen, daß der Marquis von Pescara mein treuester Untertan ist und sich den Verschwörern nur zum Schein angeschlossen hat, um ihre Pläne zu entdecken. Dies hat ihn in eine äußerst schwierige und unangenehme Lage versetzt, und man sollte es ihm hoch anrechnen, daß er seine Treue zu mir über seinen persönlichen Ehrgeiz gestellt hat. Sobald er alle erforderlichen Nachrichten gesammelt hatte, sandte er mir seinen Leutnant Don Gastaldo mit einem Brief, darin alles erläutert ist. Dies sage ich dir, damit des Marquis Ruf nicht durch übles Gewäsch den leisesten Makel erleide. Gestern sagte ich dem päpstlichen Gesandten meine Meinung über den Papst und seinen teuflischen Berater Ghiberti. Dies sollte eine hinreichende Warnung für die Verschwörer sein.«
    Meine Hoffnungen hatten aufs bitterste getrogen; ich fühlte mich so leer wie ein ausgeblasenes Ei. Mein Geld hatte ich vergeudet, und ein Biß ins Bein war mein einziger Lohn.
    Der Kaiser stützte müde das Haupt in die Hände und sagte: »Ich will nicht leugnen, daß diese Papiere einen gewissen Wert besitzen, weil sie die Worte des Marquis bestätigen. Doch muß ich wissen, wie sie in deine Hände fielen, denn das scheint mir unglaublich.«
    Ich faßte neuen Mut und erzählte ihm so offen und kurz wie möglich von dem Raubüberfall, dessen Zeugen wir bei der Stadt Brescia geworden waren. Dennoch verfing ich mich in meinen eigenen Worten, als ich zu schildern versuchte, wie es dazu kam, daß wir das Schloß mit Gewalt öffneten und die Siegel erbrachen. Der Kaiser hörte mich geduldig bis zum Ende an, die kalten grauen Augen von den schweren Lidern beschattet.
    Als ich geendet hatte, sprach er: »Deine Geschichte erklärt vieles, was vordem dunkel war, und bestärkt mich in dem Glauben, daß ich keinem Menschen auf der Welt ohne Vorbehalt trauen darf. Obwohl Pescaras Brief aufrichtig klang, zeigt doch deine Erzählung, daß er nicht anders konnte, als seinen Plan zu ändern, sobald er wußte, daß diese Depeschen in fremde Hände geraten waren. Er mußte sich decken, für den Fall, daß sie in meine Hände fielen. Das erklärt auch, warum er es plötzlich so eilig hatte, mir zu schreiben, nachdem er zwei Monate hindurch heimlich mit unseren Feinden in Fühlung gestanden hatte, ohne mir die geringste Andeutung davon zu machen, und warum die französischen Abgesandten meine Bedingungen so hartnäckig zurückweisen.«
    Er dachte ein Weilchen nach und ließ dann wieder seinen Gedanken freien Lauf, als wäre er allein gewesen.
    »Ich glaube kaum, daß Frankreich gegen mich zu Felde ziehen wird, solange der König mein Gefangener ist. Die Franzosen benützen dies Ränkespiel nur dazu, mir einen Frieden aufzuzwingen, der meiner Stellung und meinem Sieg nicht gerecht wird. Jedenfalls kann ich sicher sein, daß die Königinmutter, sobald sie vom Verlust ihrer Depeschen hört, ebenso handeln wird wie Pescara: sie wird mir die Verschwörung entdecken und mich so mit einem Krieg bedrohen, auf den sie sich nicht einzulassen wagt. Und ich erkenne wieder einmal, wie wenig alle diese Verschwörungen wert sind und wie gerne jeder bereit ist, seine Verbündeten zu verraten, wenn er dabei zu gewinnen meint.«
    Nach diesen laut ausgesprochenen Erwägungen entsann er sich meiner Anwesenheit und wandte sich an mich.
    »Du wartest, wie ich sehe, auf deine Belohnung, und ich will nicht leugnen, daß du ein Recht auf meine Gunst hast, denn in dieser gottlosen Zeit muß man sich schmutziger Werkzeuge bedienen, selbst in der hohen Politik. Wollte ich aber Mord und Diebstahl belohnen, so brächte ich das Blut jenes jungen Sekretärs, eures Opfers, über mein Haupt. Ich brauche Zeit, zu überlegen, wie ich euch für den erwiesenen Dienst am besten belohnen soll. Inzwischen brennst du wohl schon darauf, die Nachricht von Pescaras Enthüllung den französischen Abgesandten zu verkaufen, woran ich dich nicht hindern will, weil die Sache nicht lange geheim bleiben kann. Sie werden dich hoffentlich gut bezahlen.«
    Der Kaiser hielt mich für schlauer als ich war, denn es war mir nie eingefallen, meine Neuigkeiten den Franzosen zu verkaufen. Nachdem er mich aber darauf hingewiesen hatte, erkannte ich, daß ich daraus gar wohl ein redliches Stück Geld schlagen konnte. Gleichzeitig bemerkte ich

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