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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Korb voll Exemplare seines eigenen Buches. Meine Aufgabe sollte es sein, sie an den Mann zu bringen. Andy hüllte er in ein absonderliches Gewand, welchen Aufzug er als den eines türkischen Kriegers erklärte.
    Zwei Tagesreisen von Paris stellte sich Julien d’Avril vor einer ärmlichen Dorfkirche auf und wandte sich mit lauter Stimme an das Volk. Der biedere Pfarrer kam herbei, segnete unseren Eifer und kaufte ein Exemplar der Prophezeiung; ein anderes erstand der Wirt zum Vorlesen für seine Gäste. Julien hielt eine Rede und stellte Andy als türkischen Janitscharen vor, den er zum Christentum bekehrt habe, hieß ihn ein paar Worte in seiner Muttersprache sagen und erklärte, das sei türkisch. Hierauf vollführte Andy einige Kraftstückchen, worüber die Zuschauer sich andächtig bekreuzigten, während Julien mit großem Stimmaufwand fragte, was sie wohl gegen eine Horde solcher Geschöpfe zu unternehmen gedächten, wenn diese das Abendland gleich Heuschrecken überfluteten. Wenn die Zuschauer samt und sonders ihr Scherflein zur guten Sache beisteuerten, würde diese schreckliche Gefahr abgewendet werden.
    Doch die Dorfbewohner waren arm und konnten nicht viel springen lassen, obwohl sie mit Essen und Trinken nicht geizten. Am Abend führte uns der Pfarrer auf das Schloß und stellte uns dem Schloßherrn und seinen Damen vor, und dort ergatterten wir ein Goldstück. Der Schloßherr erzählte uns, er sei in Venedig gewesen und habe dort in einer Schenke Türken gesehen. Er versicherte uns, sie seien wie Andy gekleidet gewesen und ihre Sprache habe wie die seine geklungen, was Julien baß verwunderte.
    Ich erzähle nicht gern von unserer Reise, die zwei Monate währte und uns nach Südfrankreich und wieder zurück führte. Die Bewegung, die frische Luft und das gute Essen kamen meiner Gesundheit zustatten, doch litt ich unter der beständigen Angst vor Entdeckung. Julien d’Avril hingegen wurde angesichts seines fortgesetzten Erfolges immer unverschämter, bis er zuletzt selbst anfing, an die geplante Mission nach dem Osten zu glauben – so stark, daß er bittere Tränen vergoß, wenn er auf herzzerreißende Weise die Leiden ausmalte, die ihm in den Händen der Türken drohen könnten.
    In den größeren Städten pflegte er eilends dem höchsten kirchlichen Würdenträger seine Aufwartung zu machen. Einem alten Bischof verehrte er ein Stückchen Erde mit der Versicherung, er habe es selbst aus dem Heiligen Land mitgebracht. Wo kein Geld zu ergattern war, begnügte er sich mit anderen Gaben. Am Ende besaßen wir zwei Pferde, die eine bunte Fülle von Proviant und Kleidern zu tragen hatten. Sein eigenes Reittier war ein Esel, denn er betrank sich jeden Abend sinnlos und konnte am nächsten Tag nicht gehen. Doch blieb er nie länger als einen Tag am selben Ort und ließ uns versprechen, ihm jeden Morgen mit der Peitsche in den Sattel zu helfen, falls er nicht imstande sein sollte, sich selber darin zu halten.
    Das Fest des heiligen Dionysius nahte, und wir schlugen den Weg nach Paris ein. In den letzten Tagen unserer Reise bettelten wir zu meiner Erleichterung nicht mehr und beeilten uns sehr, denn Julien d’Avril sagte mir, er habe einen bösen Traum gehabt, den er für ein Vorzeichen halte. Als wir uns Paris auf eine Tagereise genähert hatten, stiegen wir für die Nacht gleich anderen friedlichen Reisenden in einer Schenke ab. Hier brach Julien einmal mit seiner Gepflogenheit, sich toll und voll zu saufen.
    Er schien ernst und gedankenvoll: »Bruder Michael und mein guter Sohn Andreas, morgen müssen wir unseren Erlös teilen und voneinander Abschied nehmen, doch möchte ich euch heute schon für eure Freundschaft und redliche Fürsorge auf dieser unserer Reise danken. Laßt uns nun frohen Herzens zur Ruhe gehen und uns von den Anstrengungen des Tages erholen, denn morgen werden wir die vertrauten Türme von Notre Dame sehen.«
    Andy und ich schliefen gut und tief, hatten wir doch unsere Pferde eine Tagereise lang geführt. Als wir erwachten, war Julien d’Avril verschwunden und hatte unsere gemeinsame Rechnung auf Heller und Pfennig bezahlt. Der Schenkwirt reichte uns seinen Brief, darin zu lesen stand:
     
    »Mein lieber Sohn Michael!
    Die bitteren Gewissensbisse, die mich heute die ganze Nacht gequält haben, zwingen mich, meine Reise unverzüglich fortzusetzen, und ich habe nicht das Herz, Euch und Euren Kameraden zu wecken, da Ihr den tiefen Schlaf der Jugend unter dem Schutz der Heiligen schlaft. Ich

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