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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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mich nicht für würdig, mich seinem Gefolge einzureihen, und der gemeinste Söldner war ein Herr und Eroberer gegen mich, der ich mitten im Volksgetümmel stehen und zusehen mußte.
    Doch wenige Tage später bedurfte man meiner wieder, als der König Kriegsschiffe nach Finnland entsandte, um sich der dortigen Schlösser zu bemächtigen, und Doktor Hemming beauftragte, die Verhandlungen zu führen. Als man nach mir sandte, erkannte ich, daß man mich benötigte und heischte Lohn und Anerkennung für meine dem König geleisteten Dienste. Doktor Hemming bat mich um Vergebung; er sei ein vielgeplagter, zerstreuter Greis, der an nichts als an das Wohl seines Landes denke. Er habe vergessen, dem Legaten von mir zu erzählen, wolle dies aber bei der nächsten Gelegenheit nachholen; er stellte mich einem hochmütigen Junker vor, der die Einschiffung der Pferde überwachte. Dieser Offizier und Edelmann stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und schnarrte durch seine Stumpfnase. Er war ein Deutscher namens Thomas Wolf und zum Schloßhauptmann von Abo bestimmt. Auf Doktor Hemmings Empfehlung nahm er mich wegen meiner Kenntnis seiner Sprache zum Sekretär an. So waren mir Nahrung und Kleidung und drei Silbergroschen monatlich sicher. Auf der Reise lernte ich Junker Thomas näher kennen und fand an ihm einen ungebildeten Mann, der kaum seinen eigenen Namen schreiben konnte. Doch war er zweifellos ein tüchtiger Kommandant, denn er pflegte bei den geringsten Anlässen die fürchterlichsten und unchristlichsten Flüche auszustoßen.
    So nahmen wir Kurs auf Abo. Leuchtfeuer verkündeten von Insel zu Insel unser Herannahen mit schwarzen Rauchsäulen, und als das Schiff im Fluß Anker warf, lösten sich donnernd die Salutschüsse von der Festung. Bischof Arvid empfing seinen verbrieften Pardon, der Stadtrat erhielt ähnliche Dokumente, und das Schloß wurde Junker Thomas mit militärischen Ehren unter dem Spiel von Pfeifen und Trommeln übergeben. Junker Thomas besetzte die Feste mit seinen eigenen Leuten und überprüfte sorgfältig die Vorräte. Dann fragte er, wo er einen tüchtigen Henker herkriegen könne, und ich empfahl ihm warm den Meister Laurentius, der herbeigeholt und auf’ die Probe gestellt wurde, indem man ihm zwei Reisige zu hängen gab – Kerle, die bei den Drei Kronen Lärm geschlagen hatten, an achtbaren Bürgern handgreiflich geworden waren und ein Mädchen vergewaltigt hatten. Diese Hinrichtung erfüllte die Stadt mit größter Genugtuung; man pries Junker Thomas’ Strenge und Gerechtigkeit.
    Doktor Hemming jammerte, daß er seine alten Knochen den Strapazen der Reise aussetzen sollte, nun, da die Herbstkälte die Felder heimsuchte; doch es war nicht zu vermeiden, denn die Statthalter auf den verschiedenen Schlössern zeigten keine Neigung, sich bei ihm zu Friedensverhandlungen einzufinden, wie er gehofft hatte. Er mußte mit einer Kavallerie-Eskorte nach Tavastehus reiten und von dort weiter nach Viborg, um Tönne Eriksson für den Frieden zu gewinnen. Ich begleitete ihn bis Tavastehus, wo er Ake Jöransson traf und viele Tage lang die Zweifel dieses mürrischen Herrn zu zerstreuen hatte. Von hier sandte mich Doktor Hemming nach Abo zurück mit einer Botschaft an Junker Thomas, des Inhalts, daß die Verhandlungen bisher günstig fortgeschritten seien. Von Tönne Eriksson aus Viborg kam die Nachricht, er wolle sein Schloß übergeben, sobald er des Königs Pardon aus Doktor Hemmings Hand entgegengenommen habe. Junker Thomas sandte mich mit dieser guten Nachricht nach Stockholm zurück. Seine Majestät sollte dort feierlich gekrönt und als Schwedens gesalbter König begrüßt werden, und ich brannte vor Begierde, dem Feste beizuwohnen. Doch keiner der finnischen Herren folgte der Einladung, daran teilzunehmen, und selbst Bischof Arvid kränkelte und mußte zu Junker Thomas’ großer Entrüstung zu diesem ungeeignetsten Zeitpunkt das Bett hüten.
    Ich traf am Allerheiligentag in Stockholm ein und sah die Stände ihren König mit Prunk und Pomp am Brunkeberghügel begrüßen, auf dem es von bunten Bannern wimmelte. Sie hatten auf ihr seit undenklichen Zeiten genossenes Recht, ihren Herrscher zu wählen, verzichtet und ihr Land zum ewigen Herrschaftsgebiet König Christians und seiner Erben erklärt. Das Ereignis war in der Tat der stattlichsten Feier würdig. Durch Erfahrung gewitzigt, hatte ich mich des Kredits bedient, den meine Entsendung nach Abo mir eingebracht hatte, und mich mit schönen Kleidern

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