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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Gesicht sehen können.«
    Doktor Hemming fuhr heftig auf, wurde zornrot, und das hitzige Temperament seiner jüngeren Jahre brach hervor.
    »Habe ich nicht durch meine Taten und durch das Opfer meines eigenen Blutes bewiesen, daß ich der beste Patriot bin? Wenn meine grauen Haare die törichten Anschuldigungen ertragen können, dann werden sie gewiß auch auf Euren jungen Schultern nicht zu schwer lasten. Wollt Ihr meinen Auftrag ausführen, oder muß ich Euch nur für einen lauen Anhänger unserer Sache halten? Wenn dem so ist, dann kann Euch weder die heilige Kirche noch der König brauchen. Für die Lauen ist weder im Krieg noch in der Politik Platz; darin setzt ein Mann alles aufs Spiel, was er hat.«
    Seine Worte machten mir Mut; sie waren ja auch die klügsten, die er je gesprochen hatte. Daher nahm ich den Brief und dazu ein paar Goldstücke, die er mir auf die Reise mitgab.
    Die Reise war viel weniger gefährlich, als ich erwartet hatte, denn ich wurde unweit von Nadendal an die Küste gesetzt, wo man mich an einer vereinbarten Stelle mit einem Pferd für den Ritt nach Abo versah. Überall, wo ich Rast machte, lauschte das Volk begierig den Verheißungen König Christians und meinte, ein magerer Friede sei besser als der fetteste Krieg. Niemand wolle ja den Krieg, nur die Adeligen, die ihre Güter und Vorrechte zu verlieren fürchteten.
    Am Stadttor von Abo wurde ich nicht eingelassen, und die Wächter hießen mich nach Kustö weiterreiten, wo Bischof Arvid die Verteidigung leitete. Ich setzte meine Reise unverzüglich fort und traf dort am Abend desselben Tages ein. Die Arbeit an den Befestigungsanlagen ging trotz des Einbruchs der Dunkelheit weiter, die Männer bauten, sägten und hämmerten beim Scheine von Fackeln und Kienspänen. Bischof Arvid, der seinen Talar mit einem schimmernden Küraß vertauscht hatte, schritt zwischen den Schmieden und Zimmerleuten hin und her und drängte zur Arbeit. Ich grüßte ihn ehrerbietig und teilte ihm ohne weitere Einleitung mit, ich käme aus Stockholm mit einem Brief von Doktor Hemming. Er nahm das Papier entgegen, hob aber zugleich die Fackel und blickte mir ins Gesicht.
    Er erkannte mich sogleich und rief dem Generalprofos zu: »Ergreift diesen Kerl und hängt ihn auf zur Warnung für alle Verräter, denn es ist Michael der Hurensohn, Michael der Meineidige, aus der 5tadt Abo!«
    Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, fiel vor ihm auf die Knie und flehte: »Vater Arvid, wollet den Brief des guten Doktor Hemming lesen, denn er ist zugleich mein Geleitbrief; ich bin sein Bote. König Christian wird meinen Tod durch Erhängen streng rächen. Wenn Ihr mich aber gut behandelt, so kann ich Euch und dem ganzen Lande einen guten Dienst erweisen.«
    Bischof Arvid blieb hart wie Granit. Pferd und Schwert wurden mir abgenommen; man ließ mich an einem Seil ins Gefängnis der Festung hinab, wo ich auf verfaultem Stroh unter Ratten, Kröten und Unrat aller Art schmachten sollte. Hier hatte ich Muße, über König Christians Macht und Doktor Hemmings Weisheit nachzudenken. Um die Dämmerstunde hätte ich weder für das eine noch für das andere einen roten Heller gegeben. Doch ein wenig später öffnete sich die Falltür, und die Wächter ließen das Tauende herab und zogen mich empor, um mich vor Bischof Arvid zu führen. Ich war von meinem Aufenthalt dort unten so durchnäßt und schmutzig, daß der gute Bischof die Nase rümpfte und befahl, mir sogleich ein Bad zu bereiten und andere Gewänder zu leihen, während meine eigenen gereinigt wurden. Im Dampfbad wurde mir schon viel wohler zumute, und nachdem ich eine Schüssel Suppe und einen Holzbecher Wein genossen hatte, war ich wieder kühn geworden und überlegte bei mir, daß ich nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hatte.
    Wieder trat ich vor den Bischof, wobei ich krampfhaft meine entlehnten Hosen, die mir viel zu weit waren, festhielt, und warf ihm unverfroren seine schändliche Behandlung des Gesandten des Königs vor, von der ich Seiner Majestät zu berichten drohte. Der gute Bischof nahm mir meine freimütigen Worte nicht übel.
    Er saß über Doktor Hemmings Brief gebeugt. Der Brief war vollkommen zerknüllt; er glättete ihn wieder, las ihn von neuem und sprach: »Michael, mein Sohn, mir ist schwer und düster ums Herz. Vergebt mir gütigst den rauhen Empfang, den ich Euch in meinem unbesonnenen Zorn bereitete; wir wollen ihn als Sühne für Euer Eintreten für die Sache des Königs gelten

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