Michael, der Finne
erstickt. Ich glaube, ich kann sagen, daß diese ganze Gegend nun ruhig ist und dem König oder seinen treuen Dienern keine Schwierigkeiten mehr machen wird.«
Er blies durch die behaarten Nasenlöcher und stand starr wie ein Fels, während ich nach seinem Diktat einen Bericht an Seine Majestät schrieb über die großen Dienste, die Junker Thomas ihm erwiesen hatte.
Als ich aber am Ende war, wandte ich mich ehrerbietig an ihn: »Der gute Erzbischof Gustaf hat mir die Hand aufgelegt und mich geweiht, und es ziemt sich daher nicht länger, daß ich als gewöhnlicher Sekretär diene. Ich hoffe, Bischof Arvid wird mir eine geeignete Pfründe übertragen, so daß ich nach Gottes Willen meine Studien fortsetzen kann.«
Junker Thomas lachte laut.
»Ihr mögt nach Hause zurückkehren, wenn ihr wollt, und mein Auge und Ohr in der Stadt sein, aber die Herde muß dorthin ziehen, wo sich Weideplätze finden, und Ihr werdet bald merken, wo Euer Vorteil liegt.«
Ich machte mich daher auf, um mit dem Bischof zu sprechen. Aber unterwegs verließ mich der Mut, und ich trat auf einen Humpen Bier in die Drei Kronen. Als ich die behagliche Schenke betrat, erstarb das Gespräch. Ein Gast nach dem anderen legte seine Münze auf den Tisch, erhob sich und ging, so daß der Raum in wenigen Augenblicken leer war, zur großen Entrüstung der Wirtin.
Sie begrüßte mich und meinte: »Ich weiß nicht, was heute mit den Leuten los ist. Einige sind verstimmt, weil Junker Thomas auf dem Marktplatz Galgen errichten ließ. Das ist früher nie geschehen. Es macht den Leuten nichts aus, zum Galgenhügel hinauszupilgern, um dem Hängen zuzusehen. Aber ich bin so glücklich, weil Euer Freund Andy zurückgekehrt ist und nun bei mir wohnt. Vielleicht wird er auf dem Schloß Stückmeister und ein feiner Herr sein, denn er hat auf seinen Reisen in fremden Ländern viel gelernt. Doch vielleicht kommt Ihr zur Hintertür herein, Michael, und setzt Euch zu Andy in die Küche, damit Ihr meine Gäste nicht verscheucht. Die Leute sind in den letzten Tagen gar sonderbar geworden.«
Ihre gedankenlosen Worte verletzten mich, aber von einer törichten Schenkwirtin war wohl nichts Besseres zu erwarten, daher versetzte ich heiter und gelassen, ich wolle mein Bier lieber im Gasthaus trinken, als meinen Rang in zweifelhaften Gaststätten aufs Spiel zu setzen.
So ging ich ins Gasthaus, aber der Wirt schien keineswegs erfreut, mich zu sehen. Er hub sogleich an, über die schlechten Zeiten und die matten Einnahmen zu klagen. Der Kellnerjunge setzte mir schales Bier vor und brachte es zuwege, mir die Hälfte davon in den Schoß zu schütten, so daß ich größte Mühe hatte, mich für den Besuch beim Bischof wieder zurechtzumachen.
Der Wirt wischte mir mit der Schürze die Knie ab und bemerkte: »Gelehrter Herr, nehmt einem alten Mann seine Worte nicht übel. Aber viele haben gedroht, Euch zu verbleuen und in den Fluß zu werfen, und ich wäre froh, wenn Ihr mich nicht zu oft besuchen wolltet, da es Händel setzen könnte. Niemand würde ein Wort verlieren, wenn ich Junker Thomas bediente, denn er ist ein Fremder und hat sich mit Haut und Haaren dem König verschrieben. Aber Ihr, Michael, seid in unserer guten Stadt geboren; Ihr seid unter uns aufgewachsen und tragt einen finnischen Namen, obgleich Gott weiß, woher Euer Vater kam. Und so können die Leute nicht verstehen, warum Ihr vor dem König schweifwedelt und seine Aufträge zum großen Verdruß Eurer Landsleute so beflissen ausführt.«
Ich war eine Weile um eine Antwort verlegen. Erst auf der Treppe fiel mir ein, was ich hätte sagen sollen, und ich murmelte ein paar mörderische Worte, als ich das Haus verließ. Brennend vor Empörung, schritt ich an der Kirche und am St. -Örjans-Hospital vorbei und zog den Klopfer am Tor des Bischofs so kräftig, daß drinnen der Hof widerhallte. Der Diener, der herbeigeeilt kam, mir zu öffnen, war weiß im Gesicht, und Bischof Arvid empfing mich sogleich. Seine Hände zitterten, als ich in seine Studierstube trat.
»Wer glaubt Ihr denn, daß Ihr seid?« rief er. »Wozu diese Gewalttätigkeit? Wir leben in schlimmen Zeiten, und nicht einmal eines Bischofs Leben ist sicher.«
»Gnädiger Herr«, antwortete ich, »jeder Ehrenmann, jeder Anhänger der Union genießt volle Sicherheit unter dem Schutz unseres guten Königs, und nur wer etwas zu verbergen hat, sieht Gespenster am hellichten Tage.«
»Ihr habt recht«, sagte der Bischof hastig, »und ich habe natürlich
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