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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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letztenmal verloren haben, da die frommen Männer, die in den Kirchen und Klöstern vom Heiligen Grab ihren Dienst versehen, auf die Gaben der Pilger angewiesen sind, um die vom Sultan geforderte erdrückende Steuer von achtzigtausend Dukaten jährlich aufzubringen.
    Doch bricht die Christenheit in Wehklagen aus über die Gefahr, die Rhodos droht, oder nimmt sie das Kreuz, oder stattet sie wenigstens eine Flotte zur Verteidigung der Insel aus? Weit gefehlt! Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Frankreichs Allerchristlichste Majestät liegen sich in den Haaren und kümmern sich keinen Deut um die Gebete und Hilferufe des Papstes. Und doch: fällt Rhodos, so fällt die Christenheit mit ihm, und die Christen müssen strenge Strafe für ihre Ketzerei und wachsende Gottlosigkeit erdulden. Ich weiß, was ich sage, denn ich bin der Schatzmeister meines Ordens und kann nur unter größten Schwierigkeiten den Jahreszins von unseren Besitzungen eintreiben.
    Auch Venedig hat die christliche Sache verraten, da es mit dem Sultan Frieden schloß. Die Venezianer fordern Wucherpreise für eine Überfahrt ins Heilige Land, und das Geld findet seinen Weg in die Truhe des Sultans. Nehmt meinen guten Rat an, laßt ab von Eurem Vorhaben, und opfert Eure Barschaft gegen Siegel und Quittung von mir als Beitrag zum Entsatz von Rhodos.«
    Ich entgegnete vorsichtig, ich sei ein armer Mann, der kaum eine Schütte Stroh zum Schlafen und einen Bissen Schwarzbrot erschwingen könne; dennoch wolle ich ihm ein Silberstück für die gute Sache verehren, wenn er mir noch mehr von Rhodos erzähle. Er teilte mir also mit, die türkische Flotte – insgesamt dreihundert Schiffe – liege vor Rhodos und die Türken führten schweres Belagerungsgeschütz mit sich. Der Sultan selbst sei an der Spitze eines Heeres von hunderttausend Mann in Rhodos eingetroffen.
    Der untersetzte Johanniter leerte sein Glas, warf bei einer raschen Wendung mit seinem schmutzigen Mantel die Flasche auf dem Tisch um, so daß sie in Stücke zersprang, und donnerte: »Hier frönt alles dem Suff, dem Würfelspiel und der Hurerei, ohne an das Morgen zu denken! Hättet Ihr aber Ohren zu hören, so würdet Ihr den Kanonendonner von Rhodos über Land und Meer vernehmen und die gellenden Schreie der Ungläubigen, wenn sie die Wälle stürmen und zu ihrem falschen Propheten um Hilfe rufen! Das ist die Strafe für die Sünden der Christenheit und die lutherische Irrlehre, die in jedem Dorf von abtrünnigen Mönchen und verheirateten Priestern gepredigt wird – obwohl Luther selbst sich dem Bann durch eilige Flucht entzogen hat. Oder vielleicht hat ihn schon der Teufel geholt.«
    Der Wirt wischte den Tisch mit seinem Schurz und brachte dem Ritter ein neues Glas; dieser fuhr ruhiger fort: »Allerorten rühren sie die Werbetrommeln, weil die Kaiserlichen mehr Söldner brauchen; wer aber vom Johanniterorden auch nur spricht, stößt auf taube Ohren. Aber der Tag wird kommen, da die Türken diese tauben Ohren öffnen und sie abschneiden werden – und die Nasen dazu, wahrhaftig! Da sie Männer bei lebendigem Leibe schinden, Kinder auf Lanzen pfählen, Weiber in die Sklaverei verkaufen und ihre Männer kastrieren werden! Dann wird es zu spät sein, über die Torheit der Vergangenheit zu jammern und zu klagen, denn sie haben unseren Orden in seinem Verzweiflungskampfe im Stich gelassen – einem Kampf für die Christenheit und die Freiheit des Mittelmeeres.«
    Als wir zur Ruhe gegangen waren, fragte Andy mich, ob ich ganz sicher sei, daß wir nicht im falschen Boot säßen. Venedig selbst, das lasse sich nicht leugnen, sei eine sündige, lasterhafte Stadt; wir aber wollten noch weiter: ins Heilige Land, dessen Sitten und Bräuche so ganz anders seien als die unsrigen, und wo die Zubereitung der Speisen gewiß auf absonderliche Weise vor sich gehe und wohl gar unserer Gesundheit schaden könne. Er schlug vor, wir sollten uns lieber als Söldner ausstaffieren und unter des Kaisers Fahnen Dienste nehmen, da der Kaiser nach den Worten der Werber bereits Mailand erobert habe und nun ganz Frankreich unterwerfen wolle. So möchten wir gar wohl zu Ehren kommen: ich könnte ein Herzogtum erwerben und er Stückmeister Seiner Kaiserlichen Majestät werden.
    Ich fragte ihn, ob er noch nicht genug Krieg und Blutvergießen erlebt habe, und erklärte ihm, es sei besser, Christi Wunden zu betrachten und an seine eigene unsterbliche Seele zu denken, als von Beutezügen zu träumen. Wenn er aber das

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