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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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werde geheißen, in den Wald zu gehen, um einen Gatten zu finden, und so wanderte ich tagein, tagaus hierher und redete mit den Kohlenbrennern und Holzfällern. Und so fand ich Euch. Der Schöpfer hat Euch ohne Zweifel zu meinem Gemahl bestimmt, da er Euch nackt und bloß, krank und hilflos hier liegen ließ, so daß Ihr mir nicht weglaufen könnt wie die anderen. Und ich habe Euch schon ins Herz geschlossen und an meine Mitgift gedacht, obgleich weibliche Scham mir verbat, Euch allzu genau zu betrachten.«
    Ich versetzte: »Barbara Büchsenmeisterin, Gott und seine Heiligen waren es ohne Zweifel, die Euch zu mir führten, daß ich nicht erfrieren oder von Wölfen zerrissen werden sollte. Das will ich nicht leugnen. Dennoch solltet Ihr Euch nicht in nutzlose Pläne verlieren, denn ich bin ein Kleriker auf der Wallfahrt und kann nicht ans Freien denken. Sobald ich mich erholt habe, werde ich mich wieder auf den Weg machen.«
    Sie nahm meine Hand, drückte sie innig an ihre Brust und rief: »Euer Gedächtnis läßt Euch im Stich, Michael Pelzfuß; ihr seid noch schwindlig von dem Hieb. Ihr tragt keine Tonsur und habt auch sonst nichts von einem Kleriker an Euch, obwohl diese Eure Hände gewiß nie schwere Arbeit verrichtet haben. Überdies predigen nun gewisse Priester und Mönche die neue Lehre, und die heiraten ungehindert. Ich will, wenn nötig, diese neue Lehre mit Freuden annehmen, und wir werden gewiß irgendeinen wandernden Ordensbruder treffen, der uns zusammengibt, sobald ich Euch geheilt und Kleider für Euch gefunden habe.«
    Mir wurde schwindlig und schwarz vor den Augen, und ich zitterte am ganzen Leibe bei dem Gedanken an mein verlorenes Geld und an die Reise, die zu machen ich nun außerstande war. Ich tobte und übergab mich und schrie nach Andy; erst drei Tage später erlangte ich nach vielen Alpträumen und Gesichtern von Dämonen, die mich in ihren Klauen hielten, die Besinnung wieder; diesmal in einem großen vierpfostigen Bett. Ich blickte in Barbaras gelbgrüne Augen, und sie hielt meine Hände. Ich war so schwach, daß ich kaum einen Finger rühren konnte, doch der Schmerz war gewichen, und ich fühlte mich nach dem hitzigen Fieber kühl und erfrischt.
    Als Barbara sah, daß ich wach war, beugte sie sich über mich, küßte mich scheu auf die Lippen und sagte: »Mein lieber Bräutigam, Ihr seid wieder wohlauf und bei klaren Sinnen. Drei Tage und Nächte habe ich um Euer Leben gekämpft und kaum ein Auge zugetan. Ich mußte Euch mit Gewalt im Bett niederhalten, und der Barbier hat Euch zur Ader gelassen; Ihr seid nun bleich wie ein Gespenst. Aber die Krankheit ist vorüber. Nun will ich Euch füttern und kleiden. Wenn Ihr wollt, so könnt Ihr mit Eurem Gefährten sprechen, der um Euch bangt. Sagt ihm, es stehe ihm frei, zu gehen, wohin er will, da wir, Ihr und ich, verlobt sind. Ich will für Euch sorgen, bis wir vor dem Altar meiner Heimatkirche vereint werden.«
    Sie rief Andy. Er trat ein, nagte an einer Brotkruste und maß mich neugierig.
    »Einen seltsamen Kopf trägst du da auf den Schultern«, bemerkte er. »Er hält die schlimmsten Hiebe aus. Ich hätte schwören können, du würdest sterben. Aber du lebst und hast selbst Zeit gefunden, dir ein Liebchen zu ergattern. Mir bleibt nichts übrig, als dir Glück und Gedeihen zu wünschen. Vielleicht tust du klüger daran, als ins Heilige Land zu ziehen und in die Sklaverei unter den Ungläubigen. Und doch kann ich mir nicht für mein Leben vorstellen, was du in Jungfer Barbara siehst oder wie du ihr so plötzlich zum Opfer fallen konntest.«
    »Das Reden führt zu nichts, Andy, und Geschehenes ist nicht zu ändern. Wieviel Geld hast du noch?«
    Er fuhr mit der Hand in den Beutel, zählte die Münzen darin und meinte glücklich: »Nicht ganz einen Gulden. Das kommt davon, weil du selbst das ganze Geld tragen wolltest! Ich wünschte nur, ich hätt’s versoffen – das war’s ja, was du fürchtetest –, denn du hast’s im Handumdrehen verloren. Ich dachte, Gott hätte dich an den Haaren in den Himmel entrückt, als ich auf die Straße zurückkam und dich nicht mehr vorfand. Ich hörte Pferdegetrappel und lief ihm nach, bis ich außer Atem war, mußte aber schließlich sorgenvoll in die Stadt zurückkehren und wollte dem Pfarrer von diesem Wunder erzählen. Am Stadttor aber sah ich dich in den Armen deiner Liebsten auf einem Heuwagen. So folgte ich dir in dieses ehrenwerte Haus, dessen einzige Schattenseiten schmale Kost und strenge Zucht

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