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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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Attacken zurück, mal zornig-empört, mal resolut argumentierend. Auch wenn Barack halb weiß, halb schwarz sei, habe er doch sein ganzes Leben für die Afroamerikaner gekämpft: erst als Sozialarbeiter in den ärmsten und brutalsten Vierteln von Chicagos South Side und später als Bürgerrechtsanwalt. Dann ging sie zum Gegenangriff über: Diese Debatte stifte Unheil unter schwarzen Kindern. Was müssen die denken, wenn Afroamerikaner einem Mann mit offenkundig dunkler Hautfarbe vorwerfen, er sei «nicht schwarz genug» – und das Hauptargument laute, er habe Erfolg unter Weißen? Solle das etwa heißen, es sei «typisch weiß», Karriere zu machen? Und «typisch schwarz», erfolglos zu bleiben? In den Vorwahlen stimmten die Afroamerikaner schließlich in überwältigender Mehrheit für Barack Obama – und in der Hauptwahl im November 2008 sogar zu 96 Prozent. Michelle hatte sich einmal mehr als Trumpf für Barack erwiesen.
    Im Frühjahr 2008 aber, in der Hochphase des Kampfes gegen Hillary Clinton um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten, brachte sie ihn in Schwierigkeiten. Das Zitat über ihren Stolz auf Amerika, das ihr im Mund umgedreht wurde, war der Hauptauslöser. Es war aber nicht der einzige Kritikpunkt. Kurz zuvor hatte die «Chicago Tribune» etwas zweifelhafte Verbindungen zwischen den Obamas und Tony Rezko aufgedeckt: einem stadtbekannten Immobilienspekulanten in Chicago, gegen den die Strafjustiz ermittelte. Er hatte den Obamas 2005 geholfen, ihr neues Haus im Universitätsviertel Hyde Park zu erwerben: eine Villa im Wert von 1,65 Millionen Dollar. Eigentlich sollte die Immobilie über zwei Millionen Dollar kosten. Das Grundstück besteht nämlich aus zwei Parzellen. Auf der einen steht die Villa, die andere ist unbebaut. Bis dahin waren sie stets zusammen verkauft worden. Doch nun kauften die Obamas nur die Parzelle mit der Villa für 1,65 Millionen Dollar. Frau Rezko kaufte den anderen Grundstücksteil für 625000 Dollar, ohne irgend eine Verwendung dafür zu haben. Als die «Tribune» das aufdeckte, bewegten zwei Fragen erst Chicago und dann das übrige Amerika: Hat Obama sich damit in politische Abhängigkeit von Rezko begeben und ist er ihm nun einen Gefallen schuldig? Und: Wie konnte Michelle das zulassen? Sie gilt als treibende Kraft bei finanziellen Angelegenheiten der Familie. Warum, so fragte die «NewYork Times», hatten ihre Warnreflexe versagt?
    Ein dritter Angriffspunkt folgte wenige Wochen später. Die sogenannten «Hasspredigten» ihres langjährigen Pfarrers Jeremiah Wright brachten die Obamas in Verlegenheit. Der steht politisch links und vertritt eine ganz spezielle afroamerikanische Theologie der Befreiung. Nach dem Terrorangriff auf New York vom 11. September 2001 hatte er Amerika eine Mitschuld gegeben, weil es so viele Kriege im Ausland führe und andere Völker unterdrücke. Er behauptete auch, die US-Regierung habe Aids erfunden, um die Schwarzen durch die sexuell übertragene Krankheit zu dezimieren. Seine zornigen Predigten gipfelten in der Verwünschung «God damn America!» – ein scharfer Gegensatz zu der sonst üblichen Segensformel «God bless America!». Und da Michelles Familie aus der Gegend stammt, in der Pfarrer Wrights Kirche steht, versuchten Obamas politische Gegner, auch diese neuen Zweifel am Patriotismus des Kandidaten auf seine Frau zu lenken. Michelle war bereits angeschlagen. Mit den Fakten hatte das wenig zu tun. Wright war Baracks Pfarrer. Er hatte ihn in seinen Jahren als Sozialarbeiter und Community Organizer in Chicagos South Side kennengelernt und ihn damals für seine politische Arbeit bewundert.
    All diese Fragen und Zweifel nutzten die Republikaner jedoch, um sich auf Michelle einzuschießen. Wegen ihrer scharfen Kritik an Bushs Amerika nannten sie sie «Mrs. Grievance» – eine Frau, die sich unablässig über die USA beschwere, statt die Vorzüge des Landes hervorzuheben. Zunächst reagierte Barack empört: Man solle gefälligst seine Frau aus dem Spiel lassen. Doch es war schwer zu bestreiten, dass er sie selbst zu einem Teil seines Wahlkampfs gemacht hatte. So entschieden seine Strategen schließlich, man müsse Michelle aus der Schusslinie nehmen. Zum Frühsommer 2008 hin änderte sich ihr Auftreten – und änderte sich ihre Tonlage.
    Sie trug nun weich fallende Kleider. Sie redete auch nicht mehr so kämpferisch, sondern mit sanfterer Stimme – und vorzugsweise über Frauen, Kinder und Familie. Sie sollte sich als

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