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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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einige Jahre danach.
Es war einmal in South Carolina
    Im Herbst 2008 hat das Wahlkampfteam Obama einiges getan, um die Nachforschung, in diesem Fall der «Washington Post», nach den Vorfahren Michelles in der männlichen Linie zu unterstützen – und tatsächlich ließ sich die Spur über vier, fünf Generationen bis in die Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg zurückverfolgen. Über vergleichbare Anstrengungen, auch Licht in das Dunkel der weiblichen Ahnen zu bringen, ist nichts bekannt. Es ist zum Beispiel schwer erklärbar, dass selbst Monate nach dem Einzug Michelles und ihrer Mutter ins Weiße Haus in den biografischen Artikeln über die «erste Großmutter der Nation» noch immer grundlegende Informationen fehlen. Offizielle Stellen lehnen es ab, Angaben zu ihrem Geburtstag oder zur Zahl ihrer Geschwister zu machen. Ihr Geburtsdatum ließ sich wie bereits erwähnt in Chicago herausfinden: 29. Juli 1937. Auf wiederholte Nachfragen ist eine Quelle im Weißen Haus bereit, zu bestätigen, dass Marian in einer kinderreichen Familie von zehn Geschwistern aufwuchs. Es folgt sogleich die Bitte, sich nicht offiziell darauf zu berufen. Der «New York Times» verriet Michelle im Februar 2008, ihr Großvater mütterlicherseits sei ein Schreiner in Chicago gewesen, der seinen Job verloren habe, weil Schwarze damals keiner Gewerkschaft beitreten durften. Wenn die Präsidialverwaltung wollte, könnte Mutter Marian die Lücken im öffentlichen Wissen über die Familiengeschichte der weiblichen Vorfahren der «First Lady» rasch schließen.
    Michelles väterliche Vorfahren hatten als Sklaven in South Carolina geschuftet, in der Umgebung des Städtchens Georgetown. Heute erreicht man es mit dem Auto nach etwa einer Stunde Fahrt von Charleston nach Nordosten. Wenige Kilometer südlich von Georgetown, auf einer Landzunge zwischen dem Atlantik und der Mündung des Sampit River, liegt die Plantage Friendfield. Dort lebte ihr Ururgroßvater in den Jahren vor dem Bürgerkrieg (1860–1865). Jim Robinson muss um 1850 geboren sein und arbeitete auch nach dem Ende des Bürgerkriegs, der offiziell die Abschaffung der Sklaverei im Süden erzwang, weiter auf der Plantage. Die Besitzerfamilie Wither hatte vor dem Krieg 300 schwarze Sklaven, die in dem schwülen Klima Reis anbauten und die Ernte einbrachten, bedroht von Moskitostichen und Schlangenbissen. Noch heute kann man sich ein Bild von den ärmlichen Sklavenquartieren machen: weiß gekalkte Blockhütten, die im Sommer drückend heiß und im Winter mangels Heizung unbehaglich kalt waren. Diese Details erfuhr Michelle erst im Januar 2008, als sie kurz vor der Vorwahl in South Carolina in die Gegend kam und Verwandte besuchte, die dort geblieben waren. Zuhause in Chicago hatte man selten über diesen Teil der Familiengeschichte gesprochen.
    In der Volkszählung 1880 taucht Jim Robinson als Analphabet und Erntehelfer in der Umgebung von Georgetown auf, wohnhaft nahe der Plantage, verheiratet, mit einem dreijährigen Sohn namens Gabriel. Dessen Tochter Carrie Nelson lebte 2008 noch, inzwischen über 80 Jahre alt, als Michelle zu Besuch kam. Die wenigen Geschichten, die über Michelles Vorfahren im Umlauf sind, gehen zu einem Gutteil auf Carrie Nelsons Erinnerungen zurück.
    Im Jahr 1884 wurde Jims zweiter Sohn geboren, Michelles Urgroßvater Fraser Robinson Senior – der erste in einer Reihe von drei Robinsons mit demselben Vornamen. Die ersten beiden unterschied man zunächst mit den Zusätzen »Senior« und »Junior«. Als der dritte, Michelles Vater, hin zukam, behalf man sich mit den in den USA typischen römischen Ordnungszahlen hinter dem Namen: Fraser Robinson I., II. und III. Fraser I. musste sich einarmig durchs Leben schlagen. Als er im Alter von zehn Jahren Feuerholz im Wald sammelte, verletzte er sich am linken Arm; die Wunde entzündete sich, der Arm musste amputiert werden. Der weiße Aufseher einer anderen Plantage in der Nachbarschaft, Francis Nesmith, nahm den einarmigen Jungen in seinen Haushalt auf, so hat es Carrie Nelson Journalisten erzählt. In der Volkszählung 1900 taucht Fraser dort als «House Boy» auf. Er selbst konnte damals weder lesen noch schreiben. Aber er beobachtete, wie viel Wert die Nesmiths auf die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder legten. In der Familiensaga der Robinsons war es der Ausgangspunkt für den Bildungshunger und Aufstiegsehrgeiz mehrerer Generationen, angefangen mit diesem einarmigen Fraser Senior. Er heiratete Rosella Cohen,

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