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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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Sie konnten sich all die Hilfsdienste leisten: das Kindermädchen tagsüber und zusätzliche Babysitter abends, die Putzfrau einmal die Woche und warme Abendessen aus Restaurants oder Imbissläden zum Mit nehmen. Denn sie hatten beide weder Zeit noch Lust, noch Energie zum Kochen. Wenn man freilich Geld für all das ausgibt, strapaziert das selbst die Haushaltskasse von Doppelverdienern, die gemeinsam mehr als 200000 Dollar im Jahr nach Hause bringen.
    Michelles nächster größerer Karriereschritt musste bis nach der Geburt der zweiten Tochter warten. Er baute auf der Leistung auf, die sie im Studentenwerk gezeigt hatte, und führte zur Universitätsklinik. Dort übernahm sie, ebenfalls als «Direktorin», den Bereich «Community Relations», die Pflege der Beziehungen zur direkten Umgebung. Das Krankenhaus der Hochschule hatte mit noch größeren Vorbehalten in der Nachbarschaft zu kämpfen als die Universität insgesamt.
Arbeiten oder daheim bleiben?
    Eine Zeitlang war freilich gar nicht so sicher, dass Michelle ihre Karriere fortsetzen würde. Während der Schwangerschaft mit Sasha hatte sie Zweifel daran, wie sie mit ihren konkurrierenden Aufgaben als junge Mutter und Berufstätige um gehen solle – und vor allem, welche Hilfe sie von ihrem Mann erwarten dürfe. 2004, als Barack um den Sprung in den nationalen Senat kämpfte, erzählte sie der «Chicago Tribune», sie habe 2001 mit sich gerungen, weil sie «eine gute Mutter sein wollte. Ich war kurz davor, zu sagen: Ich weiß im Moment ohnehin nicht, was ich beruflich weiter machen will; also kann ich etwas Neues ausprobieren, was ich noch nicht getan habe, und zuhause bleiben.» In dieser Lebensphase, in der die Kinder kamen, hatte sie versuchsweise auf Teilzeit reduziert und für kurze Zeiträume auch mal ganz pausiert. Doch das erwies sich als unbefriedigend für sie. Jedes Jahr habe sie neue innerliche Kämpfe ausgetragen, ob sie die Arbeit aufgeben und nur Mutter sein wolle, erzählte sie im Sommer 2007 der «Vogue».
    Andererseits wollte sie ihren Job nicht missen. Er gab ihr inhaltlichen Ausgleich und Unabhängigkeit. Michelle erlebte denselben Widerspruch zwischen Theorie und Praxis wie viele andere junge Mütter. Sie hatte Freude an ihren Kindern, und sie vertrat wegen ihren eigenen Kindheitserfahrungen das Ideal einer Mutter, die zuhause bleibt, statt ihrem Beruf nachzugehen. Doch für sich persönlich empfand sie diese Aussicht als langweilig. Als sie nach Malias Geburt jedoch wieder arbeitete, ging es ihr mitunter umgekehrt: Sie hatte manchmal ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht bei ihren kleinen Kindern war.
    Michelle sprach mit ihrer Mutter darüber und war ganz erstaunt, zu hören, es sei auch für sie manchmal, nun ja, langweilig gewesen, nur für Michelle und Craig da zu sein. Ihre Mutter habe ihr geraten, das sei wohl nicht das richtige Modell für die ehrgeizige Michelle. Die Kandidatenfrau machte vorübergehend daraus ein Wahlkampfthema: «Wir müssen offen darüber sprechen, denn ich glaube, dass alle Paare mit diesem Problem zu kämpfen haben. Die Menschen verschweigen, wie sehr Kinder das Leben verändern. Ich denke, viele Leute geben sich auf. Manche gehen daran zugrunde. Aber wenn wir darüber reden, können wir uns gegenseitig helfen.»
    Auch die Erfahrung mit Barack und seiner begrenzten Anwesenheit spielte dabei eine zentrale Rolle. Sie hat das mal in begütigenden Formulierungen, mal in sehr offenen Worten berichtet. Die freundliche, humorvolle Version gegenüber «O», dem Magazin zur Oprah-Winfrey-Show, vom November 2007 klingt so: «Das war eine wichtige Periode, in der unsere Ehe reifer wurde. Er war im Regionalsenat, wir hatten kleine Kinder, und es war hart. Für mich war das ein Kampf, bis ich herausfand, wie es auch für mich funktionieren kann.»
    Sie habe dann «eine Erleuchtung» gehabt. «Ich sitze da mit einem neugeborenen Baby, verärgert, müde und ohne mich in Form halten zu können. Das Baby will um 4.00 Uhr früh etwas zu trinken kriegen. Und mein Ehemann liegt da und schläft.» Sie habe beschlossen, wie früher morgens ins Fitnesscenter zu gehen und Barack die Aufgabe zu überlassen. «Und wenn ich wieder nach Hause kam, waren die Mädchen wach und bereits gefüttert. Das war eine Lösung, die ich einfach für mich selbst brauchte.»
    Das ist die pfiffige Version für den Präsidentschaftswahlkampf: Eine Frau führt ihren Mann durch die Macht des Faktischen auf den richtigen Weg. Wenn freilich stimmt, dass er

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