Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Protestler auf. «Die Klinikleiter erstarrten. Frau Obama schlenderte hinüber (zu den Demonstranten) und bot an, man könne später über ihre Forderungen sprechen, aber nur, wenn sie sich jetzt ruhig verhielten. Sie veränderte das System der Auftragsvergabe und schanzte so viele Arbeiten Firmen zu, die Frauen und anderen Minderheiten gehören, dass die Klinik dafür sogar noch ausgezeichnet wurde.»
Sie setzte sich auch für einen anderen Umgang mit den Patienten ein, die in der Notaufnahme erschienen, obwohl ihnen auch mit einfacheren Mitteln geholfen werden konnte. Michelle ließ Leute aus der Nachbarschaft anlernen, die Fälle mit unkomplizierten Beschwerden an die Arztpraxen in der Umgebung verwiesen. Zunächst ging die Überlastung des «Emergency Room» zurück, und zugleich nahmen die Klagen ab, dass Patienten sich abgewiesen fühlten. 2009 nahmen diese Beschwerden freilich wieder zu. Die Uniklinik hatte Michelles Stelle nach deren Weggang nicht neu besetzt.
Michelle brachte auch Fingerspitzengefühl für Forschungsprojekte mit, die sich zu einem politischen Problem auswachsen konnten. Eine Pharmafirma hatte einen Impfstoff gegen den Papillomavirus entwickelt. Dieser Virus steht im Verdacht, Gebärmutterkrebs zu begünstigen. Die Forschungsabteilung der Klinik wollte den Impfstoff an schwarzen Teenagerinnen der Umgebung testen und die Schulen um Kooperation bitten. Michelle stoppte das Projekt, weil die Versuchsanordnung historische Parallelen heraufbeschwören konnte. Beim sogenannten «Tuskegee Syphilis Experiment» hatten weiße Ärzte Mitte des 20. Jahrhunderts nur einen Teil der betroffenen Schwarzen behandelt, einen anderen dagegen nicht, um eine Vergleichsgruppe zu haben, an der sie den Verlauf der Krankheit studieren wollten.
Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Im Laufe der folgenden zwei, drei Jahre wuchsen Michelles Aufgabenbereich, die Zahl ihrer Untergebenen und auch ihre Entlohnung. Das provozierte, wie gesagt, 2007 im Präsidentschaftswahlkampf öffentliche Rückfragen, ob ihre Beförderung in der Uniklinik im März 2005 und der Gehaltssprung von 122000 Dollar 2004 auf 317000 Dollar 2005 etwas mit dem gewachsenen politischen Einfluss ihres Mannes zu tun hatten.
Michelles Vorgesetzte wiesen den Verdacht empört zurück. «Sie ist ihr Körpergewicht in Gold wert, sie ist einfach Spitze», sagte Klinikchef Michael Riordan. Mit der Gehaltserhöhung habe man Michelles Leistung würdigen wollen. Sie habe 2002 ein kleines Büro mit zwei Teilzeitkräften übernommen. Bis 2005 sei daraus eine Abteilung mit 17 Vollbeschäftigten geworden. Dank der verbesserten Beziehungen zu den Anwohnern habe sich die Zahl der Menschen, die frei willig im Klinikum aushelfen, von 200 auf nahezu 1000 erhöht – und die Zahl der Klinikangestellten, die freiwillige Dienste in der Umgebung leisten, auf rund 800 vervierfacht.
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Politische Partnerin
«Mein ganzes Leben habe ich versucht, ihn von der Politik abzubringen. ‹Unterrichte, schreibe Bücher, singe, tanze – das ist mir egal. Nur bitte nicht dies (Politik).›»
Michelle am 1. Mai 2008 in Indianapolis
Parallel zu Michelles Aufstieg machte Barack politische Karriere. Sie hielt ihm daheim den Rücken frei und bestätigte insofern das Sprichwort, hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine ehrgeizige Frau. Sie gehört freilich nicht zu dem Typus einer Politikergattin, die den Erfolg noch ehrgeiziger anstrebt als der Mann selbst. Sie hat seinen Aufstieg vielmehr mit einer gewissen Skepsis begleitet und, alles in allem, eher duldsam ertragen als energisch vorangetrieben.
Auch in dieser Hinsicht hat sich Michelle in der Öffentlichkeit allerdings vieldeutig geäußert. Mal erweckt sie den Eindruck einer unglücklichen Gattin, die Politik als schmutziges Geschäft verabscheut und die Belastungen für die Familie als unzumutbar beschreibt. Mal ist sie die stolze Ehefrau an der Seite einer einsamen Lichtgestalt, und in dieser Darstellung ist Politik dann ein idealistisches Anliegen zur Verbesserung der nationalen Lebensumstände. Hat sie ihn also gebremst, weil sie Schaden für Ehe und Kinder befürchtete? Will sie gar sagen, er habe ihr das Leben als Politikerfrau gegen ihren Willen aufgezwungen? Oder hat sie ihn ermuntert und vorangetrieben, weil sie fand, dass Amerika einen so begabten Politiker dringend brauche und dass es zudem eine Verschwendung seines Talents gewesen wäre, wenn
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