Mick Jagger: Rebell und Rockstar
dass ich anders wäre.« Ein hübsches Paar waren sie allemal.
1976 brachte Bryan Ferry nach dem großen Erfolg des Roxy-Music-Albums Siren seine dritte Soloplatte heraus, die nach dem Titelstück »Let’s Stick Together«, einer souligen Coverversion des alten Wilbert-Harrsion-Songs, benannt wurde. In dem dazugehörigen Videoclip ist Jerry Hall zu sehen. Und danach begann die britische Boulevardpresse, verstärkt über sie und Bryan Ferry zu berichten. Möglicherweise hat Mick Jagger sie in diesem Video zum ersten Mal gesehen.
1976 tourten die Stones durch Europa, um ihr Album Black and Blue zu promoten. Mick Jagger rief Bryan Ferry an und lud ihn ein, sich eine der sechs ausverkauften Shows im Londoner Earls Court anzusehen (eben jene, von der die Sex Pistols so bitter enttäuscht waren, wie Kris Needs berichtet). Nach dem Konzert kam Bryan Ferry mit Jerry Hall zur Aftershow-Party ins Hotel Ritz, wo sie Mick und Ahmet Ertegün trafen (auch Ferry stand bei Letzterem unter Vertrag). Wie es seine Art war, flirtete Mick in aller Öffentlichkeit und in Gegenwart eines immer nervöser werdenden Bryan Ferry mit Jerry Hall. Natürlich war das nicht so gemeint. »Das ist doch alles nur Spaß.« Ferry war zu höflich, um irgendetwas dazu zu sagen, und schmorte schweigend vor sich hin. Seine Beziehung zu Jerry Hall hatte sich danach verändert. Die beiden lebten zwar weiterhin zusammen, aber Mick ging Jerry nicht mehr aus dem Kopf. Ferry ging auf eine Tour in den Pazifischen Raum (wo er Jerry Hall zufolge eine Affäre mit einer Asiatin gehabt haben soll), und seine Verlobte reiste zu Freunden nach New York, wo sie auf einer Dinnerparty des Modefotografen Francesco Scavulla am 21. Mai 1977 Mick Jagger über den Weg lief – und damit war alles entschieden.
Während er gerade in Montreux an seinem nächsten Studioalbum, The Bride Shipped Bare , arbeitete, erfuhr Ferry von ein paar Weltenbummlern, dass seine Verlobte mit Mick Jagger gesehen worden war. Kurz darauf erfuhr das auch alle Welt aus den Klatschspalten. Ferry war wie vom Schlag getroffen. Als Jerry Halls Vater seinem Krebsleiden erlag, bekundete er ihr lediglich per Telegramm sein Beileid. »Bryan hat mir sehr übel genommen, dass ich ihn verlassen habe«, erinnert sich Jerry Hall. »Er hat all meine Kleider behalten.«
© Ron Galella Collection/Wire Image
Eric Clapton und das Model Carla Bruni hatten eine Affäre, bis die spätere französische First Lady Mick Jagger kennenlernte, den Clapton extra vorher gebeten hatte, die Finger von ihr zu lassen, da er verliebt sei.
Eric Clapton hat den Kummer, den Carla Bruni ihm bereitet hatte, als sie ihn verließ, nicht kreativ verarbeitet. Bryan Ferry war in dem Moment anders gestrickt, und so findet sich auf dem nächsten Album von Roxy Music sein ureigener »Sie hat mir Unrecht getan«-Song, eine jener Nummern, die eigentlich in Micks Ressort fallen. Wie der größte Teil seines Soloalbums The Bride Stripped Bare handelt auch das wunderbare »Dance Away« von Jerry Hall, und dem Mann, der sie ihm ausgespannt hatte: »Yesterday, when it seemed so cool«, singt Ferry, bis er seine texanische Schönheit »hand in hand with another guy« erblickt. Sie war »dressed to kill« und er war es, der starb – bis der Beat ihn mitreißt. Ferry tanzte sich seinen Kummer von der Seele (auf dem Cover des Roxy-Music-Albums Manifesto kann man mindestens acht Mädels ausmachen), und angeblich zog er auch die entsprechende Lehre aus seinem Fehler: Nimm die Frau, die du liebst, nie mit auf ein Rolling-Stones-Konzert. »Ich hatte ein Buch auf dem Nachttisch liegengelassen, Die Nebel von Avalon «, schrieb Jerry Hall im Zusammenhang mit den Dingen, die sie bei Bryan Ferry zurückließ. »Bryan machte ein wunderbares Album mit dem Titel Avalon , das ein Riesenerfolg wurde.« Auf dem Cover des 1982 erschienenen Albums ist ein Turmfalke abgebildet, ein Raubvogel also. »Mick kann Bryan mit seiner Ironie immer ausstechen«, sagt der Musikjournalist Rob Sheffield. »Ich liebe ›Dance Away‹. Es ist einer der besten Songs der späten Roxy Music. Die Sache ist nur die: Bryan meinte immer, was er sagte … er konnte sich nicht mit Ironie behelfen, um sich selbst einen Ausweg zu eröffnen, etwas, das Mick immer wieder tat.«
Mick Jagger und Jerry Hall blieben viel länger zusammen, als wohl die meisten erwartet hatten: zweiundzwanzig Jahre und vier Kinder lang. Der Höhepunkt ihrer Beziehung war eine im Nachhinein wegen ihrer rechtlichen
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