Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
weiß. In den Saal wird sie ihn ja auch nicht mitnehmen. Er hat heute Nachmittag keine Schule, und deshalb wollte sie, dass ich ihn herbringe. Sie meinte, wenn die Medien sie mit Ty sehen, wirkt sich das vielleicht positiv für sie aus.«
    »Tja, nur sind es nicht die Medien, die über den Ausgang dieser Sache zu entscheiden haben. Bringen Sie ihn auf keinen Fall noch mal her. Egal, was sie sagt, bringen Sie ihn nicht mehr hierher.«
    Ich blickte mich nach Herb Dahl um. Das musste seine Idee gewesen sein, und ich wollte ihm das Gleiche sagen. Aber von dem schmierigen Mauschler war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich war er schlau genug gewesen, mir aus dem Weg zu gehen.
    Ich kehrte in den Saal zurück. Von der Pause waren noch zehn Minuten übrig, und ich wollte sie dazu nutzen, darüber nachzudenken, wie ich für eine Mandantin tätig sein konnte, die ich nicht mochte und mehr und mehr zu verabscheuen begann.

25
    N ach der Pause leitete Freeman die, wie ich sie nenne, Jäger-und-Sammler-Phase des Prozesses ein. Jetzt waren die Kriminaltechniker an der Reihe. Ihre Aussagen schafften das Podium, auf dem sie Detective Howard Kurlen, den leitenden Ermittler, präsentieren würde.
    Der erste Jäger und Sammler war William Abbott, ein Ermittler der Rechtsmedizin, der an den Tatort gekommen war, um den Zustand der Leiche zu dokumentieren und sie anschließend zur Obduktion in die Rechtsmedizin zu transportieren.
    Seine Aussage befasste sich mit seinen Beobachtungen am Tatort, den Kopfverletzungen des Opfers und den persönlichen Habseligkeiten, die an der Leiche gefunden wurden. Zu Letzteren gehörten Bondurants Geldbörse, seine Uhr, etwas Kleingeld und eine Geldspange mit Scheinen im Wert von hundertdreiundachtzig Dollar sowie die Joe’s-Joe-Quittung, mit deren Hilfe die Ermittler den Todeszeitpunkt bestimmen konnten.
    Wie Covington vor ihm war auch Abbott sehr sachlich bei seiner Aussage. Am Tatort eines Gewaltverbrechens zu sein war für ihn etwas ganz Normales. Das griff ich auf, als ich an die Reihe kam, ihm Fragen zu stellen.
    »Mr. Abbott, wie lang sind Sie schon als Ermittler für die Rechtsmedizin tätig?«
    »Das sind jetzt neunundzwanzig Jahre.«
    »Alle in L.A. County?«
    »Ja.«
    »An wie vielen Mordtatorten waren Sie in dieser Zeit schätzungsweise?«
    »Puh, das dürften ein paar tausend gewesen sein. Jedenfalls einige.«
    »Das kann ich mir denken. Und ich nehme an, an vielen dieser Tatorte fanden sich Spuren extremer Gewalt.«
    »Das liegt in der Natur der Sache.«
    »Wie war das an diesem Tatort? Sie haben die Verletzungen des Opfers untersucht und fotografiert, richtig?«
    »Ja. Das machen wir immer, bevor wir die Leiche abtransportieren.«
    »Sie haben einen Tatortbefund vor sich liegen, der bei einer Vorverhandlung als Beweisstück zugelassen wurde. Könnten Sie bitte den Geschworenen den zweiten Absatz der Zusammenfassung vorlesen?«
    Abbott blätterte eine Seite weiter und fand den Abschnitt.
    »›Auf der Oberseite des Kopfs sind drei verschiedene Schlagverletzungen, die wegen ihrer Wucht und des dadurch entstandenen Schadens auffallen. Die Lage der Leiche deutet darauf hin, dass das Opfer das Bewusstsein verlor, noch bevor es auf dem Boden aufschlug.‹ Dann steht hier in Klammern ›unverhältnismäßig‹.«
    »Ja, genau das würde mich interessieren. Was haben Sie damit gemeint, als Sie in der Zusammenfassung ›unverhältnismäßig‹ geschrieben haben?«
    »Nur, dass es für mich so aussah, als hätte jeder dieser drei Schläge bereits für sich allein genommen die gewünschte Wirkung erzielt. Das Opfer war bewusstlos und möglicherweise sogar schon tot, als es auf dem Boden aufschlug. Dafür hat bereits der erste Schlag ausgereicht. Das deutet eigentlich darauf hin, dass ihm die zwei nächsten Schläge beigebracht wurden, als es bereits mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Sie waren vollkommen überflüssig, total unverhältnismäßig. So, wie ich die Sache sehe, muss da jemand sehr wütend auf ihn gewesen sein.«
    Abbott hielt sich wahrscheinlich für besonders schlau und glaubte, er gäbe mir die Antwort, die ich am allerwenigsten hören wollte. Freeman auch. Aber da lagen sie falsch.
    »Sie wollten also in Ihrer Zusammenfassung zum Ausdruck bringen, dass dieser Mord eine starke emotionale Komponente hatte, sehe ich das richtig?«
    »Ja, das war mein Eindruck.«
    »Haben Sie eine spezielle Ausbildung für Mordermittlungen?«
    »Ich habe einen sechsmonatigen Lehrgang

Weitere Kostenlose Bücher