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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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absolviert, bevor ich vor dreißig Jahren meine Stelle angetreten habe. Außerdem nehmen wir regelmäßig zweimal jährlich an einer Fortbildung teil. Dort lernen wir die neuesten Ermittlungstechniken kennen und was sonst so dazugehört.«
    »Sind diese Fortbildungen speziell auf Mordermittlungen ausgerichtet?«
    »Nicht ausschließlich, aber größtenteils.«
    »Ist es nicht eine Grundregel bei Mordermittlungen, dass unverhältnismäßige Gewaltanwendung bei einem Mord darauf hindeutet, dass das Opfer seinen Mörder kannte? Dass zwischen ihnen eine persönliche Beziehung bestand?«
    »Äh …«
    Endlich schaltete Freeman. Sie stand auf und legte Einspruch ein, mit der Begründung, Abbott sei kein Mordermittler und die Frage erfordere Kenntnisse, über die er nicht verfüge. Ich brauchte gar nichts dagegen einzuwenden. Der Richter hob die Hand, um mich am Sprechen zu hindern, und erklärte Freeman, ich hätte Abbott gerade ganz gezielt in eine bestimmte Richtung geführt, ohne dass die Anklage etwas dagegen einzuwenden gehabt habe. Der Ermittler habe seine Erfahrung und seine Qualifikation in Sachen Mordermittlungen zu Protokoll gegeben, ohne dass Freeman einen Pieps von sich gegeben habe.
    »Sie haben es darauf ankommen lassen, Ms. Freeman. Sie dachten, es würde in Ihrem Sinn weitergehen. Da können Sie es sich jetzt nicht plötzlich anders überlegen. Der Zeuge soll die Frage beantworten.«
    »Fahren Sie bitte fort, Mr. Abbott«, sagte ich.
    Um Zeit zu schinden, ließ sich Abbott die Frage noch einmal von der Gerichtsstenografin vorlesen. Dann musste ihn der Richter erneut ermahnen.
    »Diese Überlegung gibt es«, antwortete er schließlich.
    »Diese Überlegung?«, fragte ich. »Was soll das heißen?«
    »Bei einer Straftat in Verbindung mit extremer Gewalttätigkeit sollte man in Betracht ziehen, dass das Opfer seinen Angreifer persönlich kannte. Seinen Mörder.«
    »Wenn Sie hier von einer Straftat mit extremer Gewalttätigkeit sprechen, meinen Sie damit unverhältnismäßige Gewaltanwendung?«
    »Das würde dazugehören, doch.«
    »Danke, Mr. Abbott. Doch jetzt, was für Beobachtungen haben Sie am Tatort sonst noch gemacht? Haben Sie sich eine Meinung bezüglich der Frage gebildet, wie viel Kraft nötig war, um diese drei brutalen Schläge auf Mr. Bondurants Kopf auszuführen?«
    Freeman legte erneut Einspruch ein und führte an, Abbott sei kein ärztlich ausgebildeter Rechtsmediziner und verfüge deshalb nicht über die Sachkenntnis, um die Frage zu beantworten. Diesmal gab Perry dem Einspruch statt und verhalf ihr zu einem kleinen Sieg.
    Ich beschloss zu nehmen, was ich bekommen hatte, und damit zufrieden zu sein.
    »Keine weiteren Fragen.«
    Als Nächstes war Paul Roberts an der Reihe, der diensthöchste Kriminaltechniker des drei Mann starken LAPD-Spurensicherungsteams, das für den Tatort zuständig gewesen war. Seine Aussage war weniger aufschlussreich als die Abbotts, weil ihn Freeman an der kurzen Leine hielt. Er sprach nur über Verfahrensweisen und über die Dinge, die er am Tatort eingesammelt und später im SID-Labor hatte untersuchen lassen. Beim Kreuzverhör konnte ich die Spärlichkeit der konkreten Beweisstücke zum Vorteil meiner Mandantin ausschlachten.
    »Können Sie den Geschworenen beschreiben, an welchen Stellen des Tatorts Sie Fingerabdrücke gefunden haben, die von der Angeklagten stammten?«
    »Wir haben keine gefunden.«
    »Dann wenigstens Haar- oder Faserspuren? Sie können doch sicher mit Hilfe von Haar- oder Faserspuren nachweisen, dass die Angeklagte am Tatort war?«
    »Nein, das können wir nicht.«
    Ich entfernte mich ein paar Schritte vom Pult, als müsste ich mir meine Frustration aus dem Leib marschieren, und kehrte wieder zurück.
    »Mr. Haller«, ermahnte mich der Richter. »Lassen wir das Theater.«
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Freeman.
    »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen, Ms. Freeman.«
    Ich sah die Geschworenen lange an, bevor ich meine nächste und letzte Frage stellte.
    »Alles in allem, Sir, haben Sie und Ihr Team in diesem Parkhaus ein einziges Beweisstück gefunden, aus dem hervorgeht, dass Lisa Trammel überhaupt am Tatort war?«
    »Im Parkhaus? Nein, dort haben wir nichts gefunden.«
    »Danke, dann habe ich keine weiteren Fragen.«
    Ich wusste, dass Freeman bei einer neuerlichen Vernehmung hart zurückschlagen konnte, wenn sie Roberts nach dem Hammer mit Bondurants Blut fragte und nach dem Schuh mit demselben Blut, der in der Garage meiner Mandantin

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